
Unsere Träume sind am größten in unserer Jugend – und sie werden noch größer, wenn man sie gemeinsam träumt. In seiner zweiten Soloausstellung erkundet Kuba Freter, wie diese Träume eine Gemeinschaft erschaffen können, und dokumentiert auf seine rohe und ungekünstelte Weise den leidenschaftlichen Geist des Optimismus der Adoleszenz. Er will seine Fotografie echt und ehrlich – deshalb begegnet er seinen Protagonisten auf Augenhöhe, als Teil der Crew. Einer Crew innerhalb einer Jugendkultur, in der Authentizität ein wertvolles Gut ist. Gleichzeitig spielt diese Ausstellung mit dem Konzept von Echtheit, denn einige der Bilder entstanden während der Dokumentation einer Filmproduktion. Doch es ist ein Film, der sich ganz natürlich zusammengefügt hat und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Aber beginnen wir von vorn.
Alles begann 2017, als Freter nach Breslau reiste, um Freunde zu besuchen. Am lokalen Skatespot traf er einen Skater namens Kajtek, der ihm einen Joint anbot und ihn zu einer ausschweifenden Partynacht einlud. Als er die Augen wieder öffnete, fand sich Freter in einem Raum wieder, der ihm bereits aus seinen Träumen vertraut war. Aus Tagen wurden Wochen, bis er schließlich dauerhaft in die Wohnung zog, in der er aufgewacht war – ein Ort, der sich bald zum Treffpunkt der gesamten Szene entwickeln sollte. 2019 eröffnete dann ein Mitglied der Crew einen Club direkt um die Ecke. Die meisten Skater begannen dort zu arbeiten, und sie bauten sogar einen hölzernen Bowl in den Club. Es folgten turbulente Zeiten mit intensiven Partys – doch nach zwei Jahren war der Traum bereits wieder vorbei. Der Bowl musste weichen, und auch die Wohnung mussten sie verlassen. Ein klassischer reality check. Doch wie es der Zufall wollte, war Regisseur Krzysztof Skonieczny bei der Abschiedssession anwesend und entdeckte den Bowl und die Crew für seinen neuen Film – also ging die Geschichte weiter. Freter wurde engagiert, um die Produktion zu dokumentieren, weshalb diese Fotoserie eine Mischung aus echten Skatern und falschen Skinheads, echtem Skaten und inszenierten Stürzen (die letztendlich oft realer waren als geplant) sowie einigen Aufnahmen aus Freters Wohnort Köln zeigt.
Was all diese Bilder verbindet, sind die Gesichter junger Träumer – voller Leidenschaft, Verwirrung und Lebenshunger. Sie versuchen, ihren Weg zu finden und ihre Träume in die Realität umzusetzen. Freter verzichtet dabei bewusst auf Farbe, damit nichts vom Moment ablenkt, und passt sich diesen aufregenden Zeiten mit körnigen, verschwommenen oder unscharfen Aufnahmen an, um die Energie der Jugend und die großen Emotionen der Adoleszenz einzufangen – Gefühle, mit denen sich jeder identifizieren kann.
-Stefan Schwinghammer