Der SPECTRUM Internationaler Preis für Fotografie der Stiftung Niedersachsen wird seit 1994 an herausragende zeitgenössische Fotokünstler*innen vergeben. Er würdigt fotografische Positionen, die auf herausragende Weisem einen Beitrag zur Geschichte der künstlerischen Fotografie geleistet haben bzw. leisten.
Das Werk von Frida Orupabo setzt sich mit äußerst brutalen Aspekten menschlicher Zivilisation auseinander: Gewalterfahrungen Schwarzer Menschen, Geschichte und Gegenwart von Rassismus und Misogynie sind ihre zentralen Themen. Eben diese Themen hatte die Tochter norwegisch-nigerianischer Eltern in den bislang existierenden Bildwelten in Europa als blinde Flecken in der visuellen Überlieferung ausgemacht. Vergeblich suchte sie nach möglichen Identifikationsangeboten und Repräsentationen ihrer eigenen Weltwahrnehmung und Erlebniswelt. Sie begann, die im Internet präsenten Darstellungen Schwarzer Menschen zu untersuchen: Wer schaut auf wen? Wer schaut wie zurück? Was erzählt dies über Macht und Machtmissbrauch? Und wie kann diesen Zeugnissen von Gewaltherrschaft begegnet werden?
Frida Orupabo überschreibt diese „blinden Flecken“ der Geschichte mit schmerzhaft-poetischen Montagen und Collagen bereits bestehender Bilder und Bildfragmente. Die Fragilität der Papiere und ihre scheinbare Ortlosigkeit in den Ausstellungsräumen transportieren die obdachlose Fragilität der geschundenen Körper. Ergänzend hierzu zeigt sie in Videoarbeiten ihre eigenen, inzwischen umfangreichen Archive von Darstellungen Schwarzer Menschen. Heute ist die Autodidaktin eine der einflussreichsten Künstlerinnen ihrer Generation.
Der mit 15.000 Euro dotierte SPECTRUM-Preis geht mit einer großen Ausstellung im Sprengel Museum Hannover und einem Künstlerbuch einher und ist in dieser Form deutschlandweit einmalig.
Kuratiert von Inka Schube