Aktuell zur Olympiade - Robert Doisneaus Auge für alles Menschliche
Robert Doisneau (1912 – 1994) begann 1929, ein Jahr nach Abschluss seines Studiums an der École Estienne in Paris, beruflich zu photographieren. Nach einer Anstellung als Werksphotograph bei den Renault-Werken arbeitete er ab 1939 als freiberuflicher Photograph. Während des 2. Weltkriegs wurde der Photojournalist Mitglied der Photographenagentur Rapho und arbeitete für bekannte Zeitschriften, wie Vogue, Life und Paris Match, wobei vor allem Robert Doisneaus Auge für alles Menschliche zum Tragen kam. Berühmt wurde der Flaneur Doisneau für seine Bilder aus den Straßen von Paris und dafür, wie er Menschen des Alltags ablichtete. Eines davon ist das Photo „Der Kuss vor dem Hôtel de Ville“ von 1950, das ein küssendes Paar vor dem Pariser Rathaus zeigt und den Titel des großen, im Taschen-Verlag, Köln, erschienenen Buchs „Robert Doisneau – Paris“ ziert.
Zu Beginn des großformatigen Bands bedanken sich seine Töchter Francine Deroudille und Annette Doisneau bei Jean-Claude Gautrand (1932 – 2019), dem international anerkannten Experten in Sachen Photographie, für dessen Tätigkeit bei der Auswahl des Bildmaterials. Der langjährige Freund des Photographen teilte Doisneaus umfangreiches Bildarchiv chronologisch in die Kapitel ‚Jugendjahre 1912 – 1939‘, ‚Der Krieg 1939 – 1945‘, ‚Hunger nach Bildern 1945 -1960‘, ‚Schwierige Jahre 1960 – 1980‘ und ‚Anerkennung 1980 – 1994‘ ein.
Die Photographien zeigen die tristen Vorstädte von Doisneaus Jugend ebenso wie die Welt der Arbeiter, die er liebte und die für ihn eine ganz eigene Würde hatten, und die Ateliers vieler bahnbrechender Künstler seiner Zeit, die er in nachdenklichen und kreativen Momenten einfing. Neben seinen berühmten Hauptwerken aus Paris finden sich in der großen Retrospektive seines spektakulären Œuvres auch viele weniger bekannte Aufnahmen. Sie zeigen „ganz normale Handlungen ganz normaler Menschen in ganz normalen Situationen“. Durch die zahlreichen Zitate, die den Bildteil begleiten, entsteht ein Dialog zwischen den Bildern, dem Leser und dem Photographen – ein Dialog, der von Doisneaus Sensibilität zeugt, von seinem Humor und seiner Empathie für die Welt, in der er sich bewegte. Hinzu kommen einige seiner weit weniger bekannten Farbaufnahmen, die in die Banlieue von heute führen und in denen uns ein ganz anderer, kritischerer Robert Doisneau begegnet.
Der große Bildband belegt Robert Doisneaus besonderen Sinn für die einfachen Freuden des Lebens sowie für die Sorgen und Nöte der Menschen. Doisneau zählt fraglos zu den berühmtesten Vertretern der Photographie humaniste, einer dem Menschen zugewandten Photographie, die ihre große Zeit in den 1950er-Jahren hatte. Vor allem für seine beseelten Bilder von Paris geliebt besaß er die besondere Gabe, charismatische Charaktere, unterhaltsame Vorkommnisse und kurze Momente des Humors und der Zuneigung mit der Kamera einzufangen. In alltäglichen Begebenheiten machte er Emotionen sichtbar, die das menschliche Leben ausmachen.
„Paris“ - ein grandioser Bildband zum Lebenswerk des großen französischen Poeten der Straße. (vZ)
Robert Doisneau
Paris
556 Seiten
Format: 26x35 cm, Hardcover mit Schutzumschlag
Sprache: Englisch, Französisch, Deutsch
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-9948-1
50,00 €