Elfriede Mejchar. Grenzgängerin der Fotografie
Zwischen Dokumentation und Inszenierung

Elfriede Mejchar (1924–2020) zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der österreichischen Photographie. Ihr dokumentarischer Blick galt dem Unspektakulären, Abseitigen und Zerfallenden. In ihren Collagen und Montagen schuf sie gewitzte Phantasiewelten. Ihr vielseitiges Werk umspannt mehr als ein halbes Jahrhundert, von den späten 1940er-Jahren bis ins 21. Jahrhundert.  Ihre erste Ausstellung hatte Mejchar erst 1976 – und da war sie bereits 52 Jahre alt. Am 10. Mai 2024 wäre sie 100 Jahre alt geworden

Das im Hirmer Verlag, München, erschienene Buch trägt den passenden Titel „Elfriede Mejchar – Grenzgängerin der Fotografie“. Deren Herausgeber ebenso wie weitere Fachleute stellen ihr vielseitiges Werk in insgesamt sieben ausführlich bebilderten Kapiteln vor.  „Reste, Ränder, Ruinen“ enthält Photographien des Kriegsflugplatzes Markersdorf, der Simmeringer Heide, der Triester Straße in Wien sowie dem Gaswerk Simmering, die sofort einen der Leitsätze der Photographin beweisen, der da lautete „Einzelphotos liegen mir nicht“. Die weiteren Beiträge haben die Titel „Der Makel der Dinge“ mit Bildern der Vergänglichkeit und Zeitlichkeit in den Blumen, „Schöne Hässlichkeit“, womit ihre sogenannten ‚Monatssessel‘ gemeint sind, „Theater des Begehrens“ mit Exkursen in die Literatur, „Kleine Architekturen“ mit Beispielen aus dem Seriellen ihres photographischen Werks, „Köpfe und  Menschen“ mit  einigen ihrer einzigartigen Porträts sowie „Dinge zum Sprechen bringen“, wobei es der Photographin ganz einfach auf die richtige Beleuchtung ankam.

Elfriede Mejchar war dort als Photographin zu Hause, wo Stadt und Land, Licht und Schatten, Dreck und Schönheit aneinanderstoßen. In ihren Bildern lässt sie vergessene Landschaften, Orte und Dinge in einem neuen Licht erscheinen: unscheinbare städtische Peripherien und verfallene Industrieareale, aus der Zeit gefallene Hotelzimmer, Scheunen und Hütten, Vogelscheuchen, Porträts sowie immer wieder Blumen zwischen Blühen und Verwelken. In ihren frechen Collagen und Montagen baut sie gewitzte Fantasiewelten, die gleichermaßen gesellschaftskritisch und humorvoll sind.

„Grenzgängerin der Fotografie“ ist eine wunderbare, gelungene Reminiszenz an eine erst spät bekannt gewordene österreichische Photographin.  (vZ)

 

Elfriede Mejchar
Grenzgängerin der Fotografie
Hrsg.: Anton Holzer, Harald Krejči, Frauke Kreutler, Gerda Ridler, Alexandra Schantl, Kerstin Stremmel 
Texte: Anton Holzer, Nikolaus Kratzer, Frauke Kreutler, Andrea Lehner-Hagwood, Edgar Lissel, Alexandra Schantl, Kerstin Stremmel, Katharina Sykora, Margit Zuckriegl
312 Seiten mit 350 Fotografien 
Format: 23×28 cm, Hardcover mit eingelassener Fotografie
München, Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-4304-1
39,90 € 

 

Ausstellung noch bis 16. Februar 2025 in der Landesgalerie Niederösterreich, Krems