© Man Ray - der Surrealist mit der Kamera

Der als Emmanuel Radnitzky am 27. August 1890 in Philadelphia (USA) geborene und 1976 in Paris gestorbene Man Ray war ein modernes Universalgenie, das sich in Malerei, Bildhauerei, Film, Drucktechnik und Dichtung betätigte und sich stets mit gattungsübergreifenden Projekten befasste. Dabei erkannte er in der Photographie früh ein neues Ausdrucksmittel der Kunst und lotete ihr Darstellungspotenzial mit radikaler Gründlichkeit aus. Ab 1921 etablierte er sich in Paris mit seinen surreal-verfremdeten Photographien und phototechnischen Experimenten, wie der Solarisation, der Mehrfachbelichtung und Photogrammen, rasch im Kreis der Dadaisten und Surrealisten und avancierte als Porträtphotograph zum Chronisten seiner Epoche. 

Die im Taschen-Verlag Köln erschienene Monographie „Man Ray“ lockt schon auf dem Titel mit dem berühmten, bereits 1924 entstandenen Rückenporträt der Künstlerin, Sängerin und Szenengröße Kiki de Montparnasse, verziert mit den kursiven Schalllöchern eines Violoncellos als „Le Violon d’Ingres“ weltbekannten Bild. Der Band beginnt mit einer Zusammenfassung des 1927 unter der Überschrift „Le Surréalisme et la Peinture“ von André Breton erschienenen Textes über Man Ray, der zur gleichen Zeit wie Max Ernst in Paris seine Kunst entwickelte - allerdings mit den Mitteln der Photographie. 

Ausführlich und beispielhaft von dem Kurator, Photo- und Buchexperten Manfred Heiting (DGPh) bebildert, beschreibt Katherine Ware, Kuratorin für Photographie am New Mexico Museum of Art, die photographischen Arbeiten des Künstlers: sein Spiel mit Licht und Schatten, die Porträts seiner Musen Lee Miller oder Meret Oppenheim, seine Kontraste von Schwarz und Weiß, seine Modephotographien mit Kiki de Montparnasse oder Jaqueline Goddard, seine eher mathematischen Objekte von Traum und Wirklichkeit sowie schließlich seine Porträts von Künstlern der 1920er und 30er Jahre, wie Marcel Duchamp, Jean Cocteau, Max Ernst, James Joyce, Alberto Giacometti, Joan Miró sowie abschließend die 1934 entstandene weltbekannte Aufnahme von Pablo Picasso.

Die kleine, aber feine Monographie liefert mit einer Auswahl berühmter wie auch weniger bekannter Werke einen Überblick über Man Rays faszinierendes vielseitiges Werk und zeichnet seine Karriere von den Anfängen in New York bis zu seiner zentralen Rolle in der Pariser Avantgarde nach, wo er zusammen mit Jean Arp, Max Ernst, André Masson, Joan Miró und Pablo Picasso in der ersten surrealistischen Ausstellung vertreten war und mit der Kamera Bilder schuf, die zu Klassikern der Moderne wurden. (vZ)

 

Katherine Ware, Manfred Heiting 
Man Ray 
Sprache: Englisch
192 Seiten
Format: 14,5 x 20 cm, Hardcover
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-9399-1; € 15,-