Fields of Sight. Gauri Gill - Rajesh Vangad
Einzigartige Zusammenarbeit führt zu einer neuen visuellen Sprache

Anfang 2013 starteten die Photographin Gauri Gill (*1970, Chandigarh, Indien) und der Künstler Rajesh Vangad (*1975, Ganjad, Indien), der den Malstil des dortigen Warli-Stammes pflegt, eine einzigartige Zusammenarbeit: Beide entwickelten in Ganjad, Dahanu, einem Adivasi-Dorf in der Küstenregion des indischen Bundesstaats Maharashtra in einer Art Symbiose eine neue visuelle Sprache.

Bis dahin dokumentierten mehrere Projekte der Photographin ihren überzeugten Glauben an kollektives Arbeiten durch „aktives Zuhören“, aber auch an Photographie als Erinnerungsarbeit. Dabei beschäftigte sich Gauri Gill vor allem mit Identitätsmerkmalen ihres Heimatlandes, wie Kaste, Klasse und Gemeinschaft, und mit direkter Auswirkung auf Mobilität und Sozialverhalten. Ihre Arbeiten hat Gill sowohl in Indien wie auch im Ausland ausgestellt, so auf der 58. Biennale in Venedig, im MoMA, New York, auf der Documenta 14 in Athen und Kassel, auf der Kochi-Biennale 2016 und in der Smithsonian Institution, Washington D.C.

Der Künstler Rajesh Chaitya Vangad vertritt den Malstil des Warli-Stammes. Er kreierte bemerkenswerte Wandmalereien für das Kunstgewerbemuseum in Neu Delhi, das Tata Memorial Hospital in Mumbai und den T2 Terminal des Internationalen Flughafens von Mumbai und hat in indischen und internationalen Galerien ausgestellt.

Die Zusammenarbeit zwischen der Photographin Gauri Gill und dem Warli-Künstler Rajesh Vangard begann Anfang 2013 in Ganjad, Dahanu, einem Adivasi-Dorf in der Küstenregion des indischen Bundesstaats Maharashtra. Aus Gills ersten Erfahrungen mit der Landschaftsphotographie entwickelte sich in einer Art Symbiose eine neue visuelle Sprache. Denn beim Durchforsten ihrer Kontaktbögen bemerkte die Photographin, dass in ihren Aufnahmen wichtige Aspekte fehlten, obwohl sie beispielsweise die „chamäleonartige“ Haut der Landschaft mit ihrer Kamera eingefangen hatte – Aspekte von etwas, was das Auge nicht wahrgenommen hatte, was aber in den großartigen mythologischen und experimentellen Geschichten, die ihr der Künstler Rajesh Vangad vorgelesen hatte, sehr lebendig beschrieben waren. Die Landschaften durch seine Augen zu sehen erweckte in Gill das Bedürfnis, unsere heutige Wahrnehmung von dem, was unsere Augen einfangen, was ihnen dabei aber möglicherweise entgeht, zu hinterfragen. „Als würde man ein altes Haus photographieren, aus dem im selben Moment ein Bewohner herauskommt und zu reden anfängt.“

Aus der einzigartigen Kooperation zwischen der Photographin und dem Künstler ist das in der Edition Patrick Frey, Zürich, erschienene Buch „Fields of Sight“ entstanden. Die über 300 Bilder sind in insgesamt 62 Kapitel aufgeteilt, in die jeweils mit einer kurzen Beschreibung eingeführt wird. Die mit Vangads Zeichnungen versehenen Photographien Gills zeigen den Ort, das Motiv, jeweils sowohl formal wie konzeptuell, um neue Dokumente mit nicht nur einer Wahrheit und einem transaktiven Wissenssystem zu erhalten.  (vZ)

 
Gauri Gill - Rajesh Vangad
Fields of Sight

Texte: Gauri Gill und Rajesh Chaitya Vangad
Sprache: Hindi / Englisch  
372 Seiten mit 302 Abbildungen
Format: 22x30 cm, Hardcover
Zürich, Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-907236-47-5
86,00 €