Photographien, die eine Ära prägen
Annie Leibovitz, die mittlerweile auf ein 40jähriges Schaffen zurückblicken kann, gehört fraglos zu den einflussreichsten Photographinnen der Gegenwart. Sie begann bereits 1970, als sie noch am ‚San Francisco Art Institute‘ studierte, ihre Karriere als Photojournalistin für den ‚Rolling Stone‘. 1983, als sie der Redaktion der wiederbelebten ‚Vanity Fair‘ beitrat, hatte sie sich bereits als scharfsinnige Chronistin gesellschaftlicher Entwicklungen einen Namen gemacht.
Neben ihren aufsehenerregenden Modephotographien, ihren aufwändig inszenierten Porträts von Schauspielern, Regisseuren, Schriftstellern, Künstlern, Musikern, Sportlern und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft wie auch ihren Gruppenaufnahmen schuf sie ein umfangreiches, in der ganzen Welt anerkanntes Werk, das in dem im Taschen-Verlag, Köln, erschienenen opulenten, fast sechs Kilogramm schweren Bildband „Annie Leibovitz“ auf 556 Seiten im Großformat von fast 30x40 cm zusammengefasst ist.
Der Komiker, Schauspieler, Schriftsteller und Musiker Steve Martin würdigt in seiner Einführung das berufliche und künstlerische Schaffen, aber auch die Persönlichkeit der Photographin als großartig, genial, fantastisch und endet mit der Feststellung, dass Annie Leibovitz ganz einfach „amazing“ ist.
Der Bildband thematisiert sowohl kulturelle wie politische Geschichte. Die Photographien reichen von John Lennon und Yoko Ono bei ihrer letzten innigen Umarmung über Elvis Presley, Mick Jagger, Ella Fitzgerald und Michael Jackson bis hin zu Laurie Anderson und Lady Gaga, von Meryl Streep über Nicole Kidman und Angelina Jolie bis Arnold Schwarzenegger und Leonardo di Caprio, von Keith Haring bis Andy Warhol, von Carl Lewis bis Muhammad Ali, von Königin Elizabeth II bis Richard Nixon. Auf teilweise mehrfach ausklappbaren Seiten sind zudem ihre berühmten Gruppenaufnahmen, wie das der ‚American Patrons of Tate‘ aus 2007 oder das Riesenphoto zum 90jährigen Jubiläum der Paramount Pictures aus 2002, zwischengeschaltet. Am Ende des Bandes geben ausführliche Bildunterschriften Informationen zu den jeweils Abgebildeten wie auch über die am 2. Oktober 1949 in Waterbury, Connecticut, geborene Annie Leibovitz selbst.
Graydon Carter, von 1992 bis 2017 Herausgeber von ‚Vanity Fair‘, stellt in seinem Text zu Leibovitz fest, dass diese sich seit den frühen 1970er Jahren als „die beste zeitgenössische Magazinphotographin etabliert hat“. Das erhärtet Hans Ulrich Obrist, künstlerischer Leiter der Serpentine Gallery, London, unter dem Titel „Das Leben durch Annies Linse“ mit einem Interview, das er mit der Photographin geführt hat, während Paul Roth, der Direktor des Ryerson Image Center in Toronto, ihre Arbeit in einer Laudatio als „Ein Familienalbum der amerikanischen Kultur“ würdigt.
Zu ihrer Arbeitsweise sagte die Photographin einmal: „Was ich ursprünglich für ein einfaches Vorgehen hielt, nämlich sich vorzustellen, was groß gut aussehen würde, welche Photos im Großformat funktionieren würden, entwickelte sich zu etwas anderem“ und stellt fest: „Das Buch ist sehr persönlich und erzählt seine Geschichte mit den Mitteln der Popkultur. Es ist nicht chronologisch geordnet und auch keine Retrospektive - es ist eher so etwas wie eine Achterbahnfahrt.“ (vZ)
Annie Leibovitz
Graydon Carter, Steve Martin, Hans Ulrich Obrist, Paul Roth
Englisch, Deutsch
Format: 28x38 cm, Hardcover, im Schuber
556 Seiten
Taschen Verlag, Köln
ISBN 978-3-8365-8219-3
125,00 €