Werner Mantz – das perfekte Auge
Der 1901 in Köln geborene und 1983 gestorbene Photograph Werner Mantz machte schon mit 14 Jahren mit einer Ernemann-Kamera seine ersten Photos in Köln und im Bergischen Land. Ab 1920 studierte er an der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemigraphie, Lichtdruck und Gravüre in München und eröffnete danach sein erstes Photostudio in der Wohnung seiner Eltern am Hohenstaufenring in Köln.
Hier entstanden Porträts von Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern, die sich durch weiche Konturen und das gekonnte Einsetzen von Halbschatten auszeichneten. Neben der Tätigkeit als Porträtphotograph wurde Werner Mantz jedoch vor allem zu einem gefragten Architekturühotographen, der mit seiner schweren Plattenkamera im Format 18x24 cm im Stil der ‚Neuen Sachlichkeit‘ der 1920er Jahre arbeitete und dabei ausschließlich das Tageslicht nutzte. Beispielsweise unterstützte er 1925 die Stadtplanung des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer in der Zeitschrift ‚Volkswacht‘ mit Aufnahmen und wurde 1926 zum Hausphotographen des bekannten Architekten Wilhelm Riphahn. Er selbst hat zu seiner Architekturphotographie einmal gesagt: „Es kommt nur darauf an, die Sonne und die Wolken für sich arbeiten zu lassen“ und war davon überzeugt, dass „ein gutes Gebäude ein gutes Bild macht“.
Ab 1932 eröffnete Werner Mantz, der jüdischer Abstammung war, in Maastricht in bester Innenstadtlage ein weiteres Photostudio, wo er ab 1938 auch lebte und sich vor allem durch seine Porträts von Kindern hervortat. Außerdem arbeitete er an zwei Großaufträgen: Zum einen übernahm er die photographische Dokumentation der Zechenanlagen der ‚Staatsmijnen‘, zum anderen dokumentierte er die Neuanlage von regionalen Straßen in Limburg. Mantz photographierte aber neben der Architektur auch industrielle Produkte, Einrichtungen und Kunstobjekte sowie auf seinen Photoreisen auch weitere europäische Städte.
Frits Gierstberg, der die große Ausstellung in Maastricht kuratiert hat und in dem dazu bei Hannibal Books, Veurne (BE) erschienenen Katalogband „Werner Mantz – The Perfect Eye“ ausführlich in die Arbeit des Photographen einführt, stellt denn auch fest, dass dieser eine eigene kohärente Bildsprache entwickelt hat – ganz im Sinne des ‚Neuen Sehens‘, in der die Photographie als moderne visuelle Technik galt und inbezug auf Perspektive zu unterschiedlichen Ergebnissen führte. Dabei half ihm sein ausgeprägter Sinn für das Bauhaus-Ideal „Form follows Function“: „Bei Mantz fallen die Funktionalität der photographierten Architektur und die Funktionalität der photographischen Komposition zusammen.“
Den insgesamt 23 Bildgruppen folgen persönliche Erinnerungen seiner Kinder Clément und Charlotte sowie eine ausführliche ‚Biographische Zeitachse‘ von Werner Mantz, der heute wegen seiner Kinderporträts und seinen Architekturaufnahmen als einer der bedeutendsten Photographen der 1920er und 30er Jahre gilt.
Der künstlerische Stellenwert seiner Arbeiten wird vor allem dadurch bestimmt, dass er eine ästhetisch hochwertige interpretatorische Leistung in Verbindung mit einer raffinierten Lichtinszenierung erbracht hat, indem er Licht als prägendes Gestaltungsmittel einsetzte, um auf Ordnung und Maß innerhalb der Architektur aufmerksam zu machen und ihren Ausdruck zu verstärken. Werner Mantz hatte ganz einfach „das perfekte Auge“. (vZ)
Werner Mantz
The Perfect Eye
Hrsg.: Werner-Mantz-Stiftung
Beiträge: Frits Gierstberg, Stijn Huijts, Charlotte Mantz, Clément Mantz, Huub Smeets,
Texte: Englisch, mit Einlage in Deutsch
320 Seiten, Hardcover
Veurne (BE), Hannibal Books
ISBN: 978-94-6436-679-2
55,00 €