Der Bildband „Der Dom“ ist in zweifacher Hinsicht als historisch einzustufen. Es werden nicht nur 170 Jahre Dombau, sondern auch 170 Jahre stilistische Entwicklung in der Photographie dokumentiert. Heute erstaunt es wie unvollständig die gotische Kathedrale bei der 2. Grundsteinlegung (14.9.1842) durch Fr. Wilhelm IV. von Preussen war (S.18 und 20.) Gelten gotische Döme allgemein als ein Symbol der Ewigkeit, kann man in diesem Fall von Motiv zu Motiv sehen, wie die Türme in den Himmel wachsen (Beispiele auf den Seiten 18, 22, 26, 28). Die Fotografie ist in dieser Phase eine reine Baudokumentation der Fertigstellung des gotischen Doms, nach diesen Fotografien werden bis heute Korrekturen und Reparaturen an der Bausubstanz durchgeführt. In den folgenden Jahren wandelt sich die Fotografie von der Baudokumentation zu einer Stadtbilddokumentation mit Dom.
Das Buch zeigt den Dom im ersten Kapitel bis zur Vollendung 1880 und dann die Westseite, die Südseite, die Ostseite, die Nordseite und den Innenraum, jeweils schlagen die Fotografien dabei den zeitlichen Bogen von 1842 bis 2022. Diese Dokumentation beginnt mit bekannten Fotografen wie Charles Marville, Theodor Creifelds, Anselm Schmitz und Johann Heinrich Schönscheidt. Es geht weiter bis heute mit den Architekturfotografen Florian Monheim, Reinhard Matz und Rainer Gaertner, die alle die Architektur des Domes zeigen. In der weiteren Motivgestaltung wird der Dom zu einem Fixpunkt, der aus den unterschiedlichsten Perspektiven und in außergewöhnlichen Assoziationen in das moderne Stadtbild des 20. Jahrhunderts durch August Sander und Hugo Schmölz einbezogen wird. Ein weiterer Motivaspekt ist der Dom als Teil des Alltagsgeschehens wie die Kriegszerstörung und die Nachkriegsaufnahmen von Ruth Hallensleben zeigen, die heute auch eine bedeutende historische Quelle sind. Thematisch gehören dazu auch die Fotografien amerikanischer Soldaten im Dom, von denen sicher die Fotografie der betenden amerikanischen Soldaten im Frühjahr 1945 im kriegsbeschädigten Dom von Margret Bourke-White (S. 191) besonders eindrucksvoll ist. Die Entwicklung von der Bau- zur Stadtbilddokumentation ist ein eindrucksvoller Weg in dem viele bekannte Namen wie Heinz Held, Chargesheimer, Winfrid Kralisch, Boris Becker und Volker Döhne mit ihren Fotografien vertreten sind.
Diese besonders editierte Publikation begeistert nicht nur die Kölner als Dokumentation ihres Stadtsymbols, sondern auch alle an der Fotografie Interessierte. Die Fotografien werden ergänzt durch die fundierten Texte des heutigen Dombaumeisters Peter Füssenich und der ehemalige Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner. Das Buch ist für alle interessant, die sich für die Entwicklung der Architekturfotografie begeistern und inspirierend für jene, die sich mit der Stadtfotografie auseinandersetzen. Es bietet die Möglichkeit nicht nur die ästhetische und technische Entwicklung der Architekturfotografie, sondern auch die Bildauffassung vom Fassadenbild hin zu Detailstrukturen nachzuvollziehen. Der Kölner Stadtpatriot und der Liebhaber des Fotografie-Buches werden diesen Bildband gerne ihrer Buchsammlung hinzufügen. (db)
Der Dom - Die Kölner Kathedrale in der Fotografie seit 1850
Fotografien u.a. von Margret Bourke-White, Ruth Hallensleben Heinz Held, Chargesheimer, Winfrid Kralisch, Volker Döhne, Boris Becker, August Sander, Hugo Schmölz, Charles Marville, Theodor Creifelds, Anselm Schmitz, Johann Heinrich Schönscheidt, Florian Monheim, Reinhard Matz, Rainer Gaertner
Hrsg.: Barbara Schock-Werner und Peter Füssenich
Texte von Peter Füssenich, Barbara Schock-Werner
Deutsch
Buchgestaltung Leineneinband mit Schutzumschlag und Leseband
208 Seiten, ca. 160 Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
Greven Verlag, Köln
ISBN 978-3-7743-0950-0
38,00 €