Michael Schmidt (1945–2014) ist einer der bedeutendsten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit. In fünf Jahrzehnten fotografiert er ein vielfältiges Werk, das Stadtlandschaften, Porträts, Naturdarstellungen und Stillleben umfasst. Zentrale Themen sind seine Heimatstadt Berlin, die Bedeutung von Geschichte und ihre Folgen für die Gesellschaft.
Hält Schmidt in frühen Serien wie „Berlin-Wedding“ (1976–78) und „Berlin nach 45“ (1980er Jahre) den von historischen Umbrüchen geprägten Stadtraum noch in sachlichen Dokumentationen fest, entdeckt er in seiner bildgewaltigen Werkegruppe Waffenruhe (1985–1987) die Fotografie als expressives Ausdrucksmittel: Kurz vor dem Fall der Mauer zeigt er in radikal subjektiven Fotos ein dystopisches Psychogramm der geteilten Stadt zum Ende des kalten Krieges. Das konzeptuellere Folgeprojekt „Ein-heit“ (1989–1994) widmet sich anhand der Untersuchung politischer Systeme dem deutschen Wiedervereinigungsprozess, wobei Schmidt in einer komplexen Anordnung erstmals gefundene Bilder mit eigenen Aufnahmen kombiniert.
Die Ausstellung in der Albertina zeichnet anhand ausgewählter Werkgruppen erstmals in Österreich Michael Schmidts Werdegang nach und macht deutlich, wie der Künstler mit selbstkritischer Haltung seine Arbeitsweise und Themen laufend erneuert. In der umfangreichen Serie „Lebensmittel“ (2006–2010) zeigt er etwa durch Farbfotos normierter Waren und ihrer Produktionsbedingungen die globalisierte Konsumkultur auf.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Stiftung für Fotografie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt, dem Hamburger Bahnhof, Berlin, der Galerie Nationale du Jeu de Paume, Paris und dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid.