Der „Bilderfabrikant“ Thomas Hoepker auf USA-Reisen
Thomas Hoepker hat wie kaum ein anderer den deutschen Bildjournalismus seit den 1960er-Jahren mitgeprägt. Zu Beginn als fester Mitarbeiter wichtiger Magazine, als Photograph und Korrespondent, aber auch als Artdirector und international renommierter Magnum-Photograph zählt er heute zu den wichtigsten Vertretern eines engagierten Bildjournalismus. Sich selbst hat er allerdings immer ganz bescheiden als „Bilderfabrikant“ verstanden, als einer, der sich für nichts Geringeres als für die Wirklichkeit interessiert, für die Wahrhaftigkeit des Augenblicks.
Geboren 1936 in München war Thomas Hoepker gerade mal 27 Jahre alt, als ihn die Illustrierte ‚Kristall‘ 1963 nach Amerika schickte: „Schauen Sie sich um“, lautete der knappe Auftrag. Die Reise führte ihn von der Ost- an die Westküste durch nahezu die Hälfte aller Bundesstaaten der USA. Drei Monate später kam er mit Tausenden von Schwarzweiß-Aufnahmen zurück. Die Reportage, auf insgesamt 65 Seiten über fünf Ausgaben des Magazins ausgebreitet, katapultierte ihn augenblicklich in die erste Reihe des Photojournalismus.
Nach einer steilen Karriere, zunächst bei der Illustrierten 'Stern', später bei der Agentur Magnum, deren Präsident er von 2003 bis 2007 war, setzte Hoepker sich in New York zur Ruhe. Doch dann beschloss er im Jahr 2020, mittlerweile 84 Jahre alt, zusammen mit seiner zweiten Frau, der Filmemacherin Christine Kruchen, die Tour von damals noch einmal zu unternehmen. Aus den beiden, 60 Jahre auseinander liegenden Reisen quer durch die USA hat Freddy Langer, der verantwortliche Redakteur des Reiseblatts der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in deren Feuilleton Betreuer der Photographie, den im Steidl-Verlag, Göttingen, erschienenen Bildband „Thomas Hoepker: The Way it was – Road Trips USA“ gestaltet.
Das Buch, dessen Schwerpunkt die vielen, bei der ersten Reise von der Ost- zur Westküste der USA vor fast 60 Jahren entstandenen Schwarzweiß-Aufnahmen bilden, nimmt den Leser mit auf eine Reise, die durch den gesamten nordamerikanischen Kontinent wie auch durch die Zeit führt. Seine Bilder zeigen vor allem Menschen in ihrem Alltag, photographiert in den Großstädten, aber auch im Hinterland. Diese sind garniert mit einigen großformatig gedruckten Farbphotographien, die 2020 teilweise aus dem Auto heraus entstanden sind.
Hoepker, schon 1968 mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) geehrt, hat sich immer für nichts Geringeres als für die Wirklichkeit interessiert, für die Wahrhaftigkeit des Augenblicks. Dabei ist über die vielen Jahrzehnte seines aktiven Photographenlebens ein Werk entstanden, das weit über den Entstehungskontext hinaus als vielschichtiges, eigenständiges, aber auch immens künstlerisches Werk gesehen wird. Unaufgeregt, subtil und fern von Sensationslust wurden viele seiner Motive durch ihre präzise Bildgestaltung und dichten Bildaussagen sowie Hoepkers feinem visuellen Gespür zu Ikonen der „concerned photography“. (vZ)
Thomas Hoepker (DGPh)
The Way it was – Road Trips USA
Hrsg.: Freddy Langer
Text: Englisch
192 Seiten, 436 Abbildungen
Format: 22x28,5 cm, fester Leineneinband
Göttingen, Steidl-Verlag
ISBN: 978-3-96999-081-0
45,00 €