Das „Das Fotoalbum“ von Verena Roßbacher ist ein Künstlerbuch mit einem besonderen konzeptionellen Ansatz. Das heute in der der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum aufbewahrte aufwendig gestaltetes Album mit 60 Fotografien einer Reise von München nach Tirol. „Zwei Manner und eine Frau besuchen ausgewählte Orte im Land und kehren nach acht Tagen wieder zurück. Die Bilder entstehen 1912. Zehn Jahre später schenkt einer der Protagonisten das Konvolut seiner Gattin zur Erinnerung an ihre erste Urlaubsreise.“
So treten Fotografie und Literatur in einen Dialog - oft gesehene „Urlaubsfotos“ changieren zwischen Dokumentation und Fiktion. Da die Herkunft der Abgebildeten und die Beziehungen untereinander unbestimmt bleiben werden die Fotografien mit ihrem narrativen Potential zur „literarischen Carte blanche“ für die Schriftstellerin Verena Roßbacher, die das Album als Erzählerin betrachtet und daraus den Schauplatz einer Liebesgeschichte macht. So werden alte schwarz-weiß Vergrößerungen von laienhafter Qualität, zu einer literarischen Imagination der Geschichte dreier Menschen mit ihren Sehnsüchten. Ideen und Schicksalen.
Ein empfehlenswertes Buch auch für Fotografen*innen, denn es beschreibt das Wesentliche was künstlerische Fotografie beinhaltet und beim Betrachter bewirkt. Künstlerische Fotografie ist immer eine persönliche, individuelle und kulturabhängige Interpretation der Wirklichkeit, die vom Betrachter interpretiert und dekodiert werden muss. Hier beim Fotoalbum ist es umgekehrt: die Schriftstellerin interpretiert Allerweltsfotografien. (db)
Hrsg.: Hans-Joachim Gögl
Texte von Verena Roßbacher, Hans-Joachim Gögl, Roland Sila
Deutsch, Englisch
Buchgestaltung Broschur
100 Seiten, zahlreiche Abbildungen in Schwarz-Weiß und Farbe
FOTOHOF Edition, Salzburg
ISBN 978-3-903334-27-4
20,00 €