Honigbiene. Heidi und Hans-Jürgen Koch
Der Makrokosmos Honigbiene

Das derzeitige erdumspannende Bienensterben hat unmittelbar mit unserem Überleben zu tun, denn ein Großteil unserer Nahrung ist das Ergebnis von Bestäubung. Die Bienen sterben – und das obwohl die Biene ein Superorganismus ist: Bevor ein Bienenvolk überaltert, beginnt es „zu knospen“, es teilt sich, und die junge Fraktion „schwärmt“ davon. Das perfekte Zusammenspiel von im Frühsommer bis zu 60.000 Individuen in einem Bienenvolk ist ein Meisterwerk der Evolution: Apis mellifera, die westliche Honigbiene, von der es etwa 25 Unterarten gibt. 


In dem im Verlag Dölling und Galitz erschienenen Band „Honigbiene“ erklären der Wissenschaftsjournalist Claus-Peter Lieckfeld und das renommierte Photographenpaar Heidi und Hans-Jürgen Koch in Wort und Bild, wie der Kosmos der Honigbiene funktioniert. In seiner Einführung stellt Lieckfeld mit einem kritischen Blick auf deren Zukunft fest: „Es geht um die unvergleichliche Bestäubungsleistung der Honigbienen und um die Welternährung: 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind davon abhängig, von Insekten bestäubt zu werden. Und von dieser unübersehbar großen Anzahl sind 85 Prozent exklusiv Bienenarbeit: bei Obstbäumen stehen sogar 90 Prozent in Rede. Statistisch gesehen ist jeder dritte Bissen, den wir uns einverleiben, von Bienenbestäubung abhängig. Bienen sind damit für die Landwirtschaft eines der wichtigsten Nutztiere“.

Den Hauptteil des Buchs bilden vier Kapitel, in denen auf das Leben und die Leistungen der Honigbiene detailliert eingegangen wird. In „Die Bestäuber“ wird erläutert, dass Bienen im Vergleich zu anderen Bestäubern, wie Hummeln, Fliegen, Schmetterlinge oder Käfer, wegen ihrer Blütenstetigkeit wesentlich wirkungsvoller arbeiten: Wenn sie einen Apfelbaum entdeckt und mit dem Sammeln begonnen haben, bleiben sie dort und ernten die Ressource ab, während andere Insekten auch zu anderen Blüten wechseln. Im Kapitel „Die Architekten“ ist dargestellt, dass Bienen zwar eine feste Ummantelung ihres Wohn-, Arbeits- und Lebensbereichs in Form von hohlen Bäumen, Erdlöchern oder Felsspalten brauchen, in menschlicher Obhut aber zumeist in speziellen Holzkisten siedeln und hier die aus Wachs bestehenden bienentypischen Doppelwände mit genialen, sechseckigen Zellen bauen, in denen später Nektar zu Honig reift. Dazu muss sich der Superorganismus Honigbiene fortwährend erneuern, denn die Arbeitsbienen werden im Sommer nur vier bis fünf Wochen alt: Es müssen also ständig neue Schwestern produziert werden, damit der Staat funktioniert. Bienen müssen daher auch emsige „Brüter“ sein. Dafür ist die Königin als einziges fruchtbares Wesen unter den Zehntausenden Individuen eines Bienenstaates zuständig. Die überwiegende Mehrheit des „Personals“ sind sterile Weibchen, die Arbeiterinnen, die das Ganze als Sammlerinnen, Scouts, Anflughelfer, Wächter, Reinigungskräfte, Honigerzeuger oder auch Wabenbauer am Laufen halten. Das Buch endet mit dem Kapitel „Forschung im Labor“, bei der es aktuell darum geht, Wirkweisen der natürlichen Abwehr von Krankheiten bei Bienen zu erkennen.

Das unter anderem mit dem World-Press-Photo Award und dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh ausgezeichnete Photographenpaar Heidi und Hans-Jürgen Koch beweist mit seinen einzigartigen, hochpräzisen Aufnahmen der Honigbiene einmal mehr sein Faible für das Leben in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen und lässt den Betrachter insbesondere durch seine Makroaufnahmen abtauchen in eine phantastische Realwelt. (vZ)

Honigbiene
Text: Claus-Peter Lieckfeld
Fotografie: Heidi und Hans-Jürgen Koch (DGPh)
80 Seiten mit 70 Farbabbildungen
Format: 23 x 32 cm 
München / Hamburg, Dölling und Galitz Verlag
ISBN 978-3-86218-057-8
19,90 €