Der Photopionier Carl Albert Dauthendey

Der Untertitel des Buches „Zur Frühzeit der Photographie in Deutschland und Russland“ weist auf die Stellung von Carl Albert Dauthendey (1819–1896) in der Photographie des 19 Jh. hin. Aus heutiger Sicht, da die Photographie als weltweit verstandenes Medium gilt ist sein russich-deutscher Einfluß interessant. Neben den in Italien tätigen Photographen wie Giorgio Sommer ist Dauthendey ein faszinierender Sonderfall der Kunst- und Bildgeschichte des 19. Jahrhunderts. Aus seinen Arbeiten in Leipzig, Magdeburg, Dessau, St. Petersburg und Würzburg ergeben sich Aspekte zu künstlerischen und technischen Diskursen der frühen Portraitphotographie und die Bedeutung der Photographen als kulturelle Mittler. Er begann in Magdeburg eine Mechanikerlehre, lernte in Leipzig die „Camera obscura“ kennen, mit der er erste Photographien (Daguerreotypen) erstellt. Von Dessau kam er nach St. Petersburg (1843) und wurde Hofphotograph mit zwei Ateliers. 1863 kehrte er nach Deutschland zurück eröffnete ein neues Atelier in Würzburg und machte technische Entwicklungen in der Photographie, Versuche mit Farbverfahren und erfand einen Retuschelack (Kollodiumlack).

Stilistisch bedeutend ist sein Beitrag für die Portraitphotographie des 19, Jh., die in seinem Werk deutlich werdende Dialog mit Malerei und im Kontext seiner Zeit. In seinen Frauenbildnissen und den Portraits in St. Petersburg wird das Ringen um Individualität deutlich. Seine Gelehrtenportraits der Würzburger Universität werden im Dialog zu den Bildauffassungen anderer Würzburger Ateliers gezeigt. Ein weiteres Themenfeld ist die Würzburger und unterfränkische Photographiekultur der Dauthendey-Zeit.

Ein empfehlenswertes Buch als Dokument der Kulturgeschichte der Photographie des 19. Jhs. Dazu gehört auch die Biografie von Max Dauthendey über seinen Vater Carl Albert Dauthendey (als „fast“ Autobiographie eines deutschen Photopioniers), die Walter Benjamin für seine Photographie theoretischen Texte verwendete. Für zeitgeschichtlich interessierte Leser, Kunstwissenschaftler und Photographen ein gleichermaßen interessantes, das auf Grund seiner wissenschaftlichen Genauigkeit zur kritischen Reflexion eines historischen Abschnitts des Mediums anregt. (db)

Der Photopionier Carl Albert Dauthendey
Hrsg.: Eckhard Leuschner
Texte u.a. von Mathias Gründig, Christoph Kaufmann, Eckhard Leuschner, Steffen Siegel, Karin Weigt
Deutsch,
Buchgestaltung Festeinband
416 Seiten, 155 Farb- und 138 SW-Abbildungen
Imhof Verlag, Petersberg
ISBN 978-3-7319-1095-4
49,95 €