Den Photographen Peter Lindbergh (1944 - 2019) und den Couturier Azzedine Alaïa (1940 - 2017) verband ihre gemeinsame Liebe zur Farbe Schwarz, die sie auf ihre ganz persönliche Weise interpretierten – in legendären Photographien und in atemberaubenden Kleidern: Lindbergh favorisierte das Schwarzweiß, da es ihm bei seiner Suche nach Authentizität in den von ihm fotografierten Gesichtern entgegenkam, Alaïa bezog sich auf die Monochromie klassischer Kleider und kreierte wahre Körperskulpturen.
Beide, der deutsche Photograph Peter Lindbergh, der eigentlich Maler werden wollte, und der tunesische Modeschöpfer Azzadine Alaïa, der ursprünglich der Bildhauerei zuneigte, trafen sich trotz ihrer geographisch unterschiedlichen Herkunft eher zufällig in Paris, wo sie fortan ähnliche Ziele verfolgten. Dies belegen die Aussagen „So verrückt es klingen mag, ich finde Schwarz und Weiß oft authentischer als Farben, vor allem Porträts wirken durch die Reduzierung intensiver“ von Peter Lindbergh, wie auch „Schwarz ist für mich die wichtigste Farbe. Damit fange ich immer an, wenn ich etwas entwerfe, denn das lässt die Silhouette besser hervortreten“ von Azzedine Alaïa.
Letztlich lehnten beide Künstlichkeit, die vom wirklichen Thema ablenkt, ab. „Beide bewegten sich bei ihrer Arbeit eher unauffällig um die Models herum, der eine, um spontane Photos zu machen, der andere, um den Schnitt zu verbessern, um genau die richtige Falte oder Rundung zu finden, die einer bestimmten Körperform, Ausstrahlung oder Persönlichkeit entsprach“, stellt Fabrice Hergott, der Direktor des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, in seinem Textbeitrag fest.
Ähnliche Inspiration und ästhetische Prinzipien sind denn auch in fast all den Arbeiten von Lindbergh und Alaïa zu finden: Ein Strand in Le Touquet oder die alten Stadtviertel in Paris verweisen auf ihre gemeinsame Liebe zum Schwarzweiß-Film und zu weiten Panoramen. Für den einen ist die Kulisse eines Maschinenraums Erinnerung an eine deutsche Industrielandschaft, für den anderen verweist sie auf seine große Leidenschaft für funktionales Design und Architektur. Im erotischen Wechselspiel von Verhüllen und Entblößen modellierte Alaïa den weiblichen Körper wie ein Bildhauer, während Lindbergh ihn zum Leuchten brachte, indem er die Seele und Persönlichkeit der Models festhielt.
Die Photographien sind oftmals garniert mit Bemerkungen über die gegenseitige Hochachtung oder auch mit deren Statements über die Stärke der Frauen, die Mode und die Schwarzweiß-Photographie. Über die Gemeinsamkeiten der beiden Künstler äußern sich auch der Modehistoriker Olivier Saillard und der Fotograf Paolo Roversi in ihren Essays.
Der im Taschen-Verlag, Köln, erschienene Bildband „Peter Lindbergh / Azzedine Alaïa“ dokumentiert den einzigartigen Dialog zweier Künstler, die sich in einer außergewöhnlichen Geistesverwandtschaft und Partnerschaft nahestanden. Er ist zugleich Zeugnis ihrer stilbildenden Beiträge zur Geschichte der Photographie und der Mode. (vZ)
Peter Lindbergh
Azzedine Alaïa
Beiträge von Fabrice Hergott, Paolo Roversi und Olivier Saillard
Texte: Englisch, Deutsch, Französisch
240 Seiten
Format: 25x33 cm, Hardcover
Köln, Taschen-Verlag
ISBN: 978-3-8365-8655-9
60,00 €