Dr. Erich-Salomon-Preis 1987 der DGPh für Jupp Darchinger
Josef Heinrich Darchinger, DGPh, wird gerne als "Chronist der Bonner Szene" und "Prominentenfotograf" bezeichnet, in der Tat ist der gebürtige Bonner über die Bundeshauptstadt hinaus bekannt. Seit rund 25 Jahren fotografiert er für den "Spiegel", auch die "Zeit" gehört - neben anderen Wochenblättern - zu den Abnehmern von Darchinger, der von sich sagt: "Ich laufe nicht der aktuellen Sensation nach, sondern bevorzuge Aufnahmen, die den Tag überdauern". Nachdem er schon als 11jähriger mit einer Box zu fotografieren begonnen hatte und sich mit Botendienst für eine Apotheke das Geld für sein Hobby verdiente, wollte er ursprünglich Fotograf werden.
Doch er erhielt als l4jähriger eine landwirtschaftliche Ausbildung. Nach 5jährigem Kriegsdienst und Gefangenschaft nahm er 1948
konsequent seine Ausbildung zum Fotografen in Angriff, dokumentierte den Tod von Kurt Schumacher und wurde darüber zum "Hoffotografen" der SPD, deren Mitglied er bereits vorher geworden war.
Mit der großen Koalition mußte er sich ab 1965 in seiner Arbeit neu orientieren, sein Spectrum wurde breiter, doch blieb er fotografisch nach wie vor eher ein "Innenpolitiker", arbeitete lieber im In- als im Ausland. Dazu gehören aber auch, wie er sagt, die Reflexion äußerer politischer Ereignisse nach innen, die Versöhnung mit Polen, die Kontaktaufnahme zur DDR - überhaupt verfolgt er seitdem die Deutschlandpolitik als kritischer Beobachter.
Trotz seiner fest umrissenen politischen Haltung ist Josef "Jupp" Darchinger in Bonn bei allen Politikern und Parteien beliebt, ein bescheidener, aber dennoch selbstbewußter Mann, der seine Aufgabe ohne Sensationslust ausübt und sie inzwischen mit seinen Söhnen
Frank und Marc weiterführt. Für die reibungslose interne Abwicklung im Hause Darchinger sorgt die Ehefrau und Mutter, die selbst
auf eigene Erfahrungen im großen Berliner Fotoatelier der Gebrüder Bauer in der ehemaligen Wilhelm-Straße zurückblicken kann.
Die feierliche Preisüberreichung erfolgt am 10. November in der "Redoute" in Bonn-Bad Godesberg, also dort, wo Darchinger auch
einen Teil seiner interessanten politischen Fotos einfangen konnte. Wie er sagt, fühlt er sich in solcher Umgebung ganz besonders an das Arbeitsfeld seines großen Vorgängers Erich Salomon erinnert, der - so Darchinger - auch in verblüffender Einfachheit und kompromißlos sauberer Technik seine Aufgabe verstand.
Presseinformation, Köln, August 1987