Der deutsche Fotograf und Sammler Robert Lebeck wird mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh geehrt.
Der Autodidakt arbeitet als Fotoreporter, zunächst für verschiedene Heidelberger Zeitungen, später für Illustrierte wie Revue, Kristall und Stern. In den 70ern war er mit Klaus Harpprecht Chefredakteur des Magazins GEO, danach arbeitete er wieder für den Stern. Bekannt wurde Lebeck mit seiner ersten großen Auslandsreportage "Afrika im Jahre Null" (1960 für Kristall). Danach war er weltweit für Reportagen unterwegs. Seinen Fotos wurde erstmals 1962 im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe eine erste Ausstellung gewidmet. 1966 zog er zwei Jahre für den Stern nach New York. Mit Willy Brandt war er auf Wahlkampfreise und begleitete ihn nach dem Wahlsieg 1972 für zwei Jahre. Neben politischen und Gesellschaftsreportagen porträtierte er ebenso viele Schriftsteller, bildende Künstler, Musiker und Schauspieler; vor allem seine intimen Bilder von Romy Schneider sind bekannt.
***
Aus der Pressemitteilung von Michael Koetzle vom 30.09.1991:
Mit der Verleihung des Dr.-Erich-Salomon-Preises an den Wahl-Hamburger Robert Lebeck ehrt die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) am 20. Oktober 1991 im Historischen Rathaus der Stadt Köln einen der profiliertesten Bildjournalisten unserer Tage. Vier Jahrzehnte jüngere Geschichte hat Robert Lebeck mit der Kamera kommentiert. Seine besten Arbeiten sind längst Teil unseres kollektiven Bildwissens geworden. Seine großen Reportagen Bestandteil unseres visuellen Geschichtsbewußtseins. Durch seinen hohen moralischen Anspruch, seine künstlerische Gabe und sein handwerkliches Können steht Lebeck deutlich in der Tradition jener, die im Deutschland der 20er Jahre die Anfänge des modernen Photojournalismus prägten. Nach Jahren bei "Revue" und "Kristall" ging Lebeck schließlich zum "stern", zu dessen festem Photographenstamm er seit nunmehr 25 Jahren zählt. Der Herausforderung des Fernsehens wußte Lebeck mit Reportagen zu begegnen, die mehr waren und sind als nur "Bilder vom Tage". "Deutschland im März" (1983) oder "Arbeit, Familie, Vaterland" (1986) gehören zu den Sternstunden des Photojournalismus nach dem Krieg und weisen der Bildgattung auch im elektronischen Zeitalter eine Zukunft. "Was ist ein Bildjournalist?" fragte Inge Bondi 1925. "Er ist gleichzeitig Berichterstatter, Kommentator und manchmal sogar Poet, der mit seiner Kamera die Atmosphäre und den Geist eines Ortes oder einer Situation aufzeichnet." Als Poet würde sich Robert Lebeck sicher nicht bezeichnen. Aber der Atmosphäre eines Augenblicks möchte er auch gerecht werden. Lebeck nennt seine Vorgehensweise "direkte Photographie". Das heißt: eine Photographie ohne Tricks, ohne Mätzchen und ohne ausgefallene Perspektiven.
Lebeck selbst ist kein Mann großer Worte. Eine Theorie des Photojournalismus hat er nicht. Vielleicht sollte man ihn einfach als "concerned photographer" bezeichnen: selbstbewußt, überzeugt, engagiert, parteiisch, das heißt auf der Seite der Schwachen. Der Illusion, mit der Photographie die Welt verändern zu können, hat er sich gleichwohl nie hingegeben. Von einem englischen Verlag um eine Selbstauskunft gebeten, antwortete er kurz und bündig: "I am a journalist." Lebeck versteht sich als Handwerker. Einer, den man losschickt, und der mit guten, also verwertbaren Aufnahmen zurückkommt. Vorbild in diesem Sinne ist ihm vor allem Alfred Eisenstaedt gewesen.
Robert Benjamin Lebeck wurde 1929 in Berlin geboren. Als er achtjährig seine erste Kamera geschenkt bekam, war die deutsche Presse bereits gleichgeschaltet, befanden sich die Großen des Metiers bereits im Ausland, im Exil. 1944 wurde er eingezogen und an die Front geschickt. Lebeck überlebte das Inferno, legte in Donaueschingen das Abitur ab, wechselte nach Zürich und schließlich in die USA, um Völkerkunde zu studieren. Hier machte er Bekanntschaft mit "Life" und "Look", den Reportagen eines Eugene Smith und David Douglas Duncan. Ihre Auffassung hat sein Verständnis von Photojournalismus nachhaltig geprägt.
Zurück in Deutschland wendet sich der Autodidakt endgültig der Pressephotographie zu. 1952 erscheint sein erstes Photo auf der Titelseite der "Rhein-Neckar-Zeitung". Mit einer durchdachten Reportage über eine schlagende Verbindung gelingt ihm der Sprung in die Illustriertenpresse. "Revue" wird seine erste publizistische Heimat. 1960 wechselt er zu "Kristall", in deren Auftrag Lebeck zu den Unabhängigkeitsfeiern im Belgisch-Kongo reist. Hier entsteht seine bis heute wohl meist zitierte Bildsequenz: "Des Königs Schwert in schwarzer Hand".
Robert Lebeck reist gern und gilt als Spezialist für Auslandsreportagen. Dabei wird häufig übersehen, daß er stets auch das innenpolitische Geschehen mit der Kamera begleitet hat. Kaum eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die Robert Lebeck nicht portraitiert hätte - und zwar ganz im Sinne Dr. Erich Salomons: mit journalistischem Interesse, aber Respekt vor der Person. Aus Anlaß der Verleihung des Dr.-Erich-Salomon-Preises 1991 an Robert Lebeck wurden drei Ausstellungen installiert. Das Museum Ludwig in Köln zeigt vom 9. Oktober bis zum 10. November "Robert Lebeck - Fotoreportagen", eine Ausstellung im Rahmen des Kodak Kulturprogramms. Im Agfa Foto-Historama (Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig) in Köln ist vom 18. Oktober 1991 bis zum 5. Januar 1992 die Ausstellung "Die Sammlung Robert Lebeck - Photographische Dokumente und Ansichten des 19. Jahrhunderts" zu sehen. Die Nikon Galerie in Düsseldorf, Tiefenbroicher Weg 25, würdigt den Preisträger mit der Ausstellung "Augenzeuge - Fotos von Robert Lebeck", die bis zum 21. November 1991 zu sehen ist.