Rosemarie Clausen, Regina Relang und Liselotte Strelow werden 1976 mit dem Kulturpreis geehrt.
Am 2. Juni 1951 heißt es in einem Brief von Robert Görlinger an Liselotte Strelow (1908–81): „Hiermit gebe ich mir die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß der Vorstand der ‚Deutschen Gesellschaft für Photographie‘ am 15. Mai einstimmig beschlossen hat, Sie zum ordentlichen Mitglied zu berufen.“ (Brief RG an LS, Nachl. LS LVR-LM Bonn). Görlinger war zum damaligen Zeitpunkt Oberbürgermeister von Köln und zugleich erster Vorsitzender der DGPh.
Dieser ‚offiziellen‘ Mitgliedschaft Strelows in der noch jungen Gesellschaft ging bereits ein aktiver Schriften- und Gedankenaustausch voraus, denn Strelow war als einzige (!) Frau und Fotografin bereits im Vorfeld der Grundkonzeption einer Gesellschaft für Photographie von der ausschließlich männlich dominierten Kollegenschaft zu Rate gezogen worden. Bis 1963 gehörte sie dem sogenannten erweiterten Vorstand des Vereins an und war über Jahre hinweg ein aktives und auch streitbares Mitglied. Seit der offiziellen Auslobung des Kulturpreises 1959 schlug sie immer wieder in ihren Augen verdienstvolle fotografische Positionen für die Preisvergabe vor und argumentierte für diese äußerst ernsthaft. Auch fand sich ihr Name mehrfach in den Vorschlägen.
Erhellend und bezeichnend für Liselotte Strelow erscheint ihre Selbsteinschätzung, die sie u.a. wie folgt an Bernd Lohse formulierte: „Die Clausen – das werden Sie merken – bewegt sich äußerst ‚angepasst‘ (ohne es in Wirklichkeit zu sein!). Ihr Metier lässt ja nichts anderes zu (hat mich mal bewegt, mich von der Bühnenfotografie abzuwenden). Die Relang hat ihre ‚Lust am Risiko‘ auf die rein künstlerische Ebene verlagert. Da ist sie angenehm! – Ich hingegen habe solche Lust, alles kritisch zu sehen, dass normale Menschen mich ja meistens zum Kotzen finden. Ausgenommen sehr bedeutende, grosse Zeitgenossen!!!“
Für die Preisverleihung am 9. September 1976, zu der gleich drei Fotografinnen geehrt werden sollten, wurde Bernd Lohse mit der Aufgabe betraut, die Laudationes auf die drei Damen zu halten. Im Vorfeld bat Lohse Liselotte Strelow dafür um die Zusammenstellung einiger Materialien, um, wie er sich ausdrückte, nach einem „übergeordneten Gesichtspunkt“ (Brief BL an LS, undatiert, Nachl. LS LVR-LM Bonn) zu suchen, um bei allen drei Schaffenden neben individuellen Aspekten auch etwas Gemeinsames aufzuzeigen.
- Adelheid Komenda