Dr. W. T. Hanson, Jr.
Dr. W. T. Hanson, Jr.
Auszeichnung: KulturpreisJahr: 1977Ausgezeichnet wurde: Dr. Wesley T. Hanson, Prof Dr. Eberhard Klein

Kulturpreis 1977 der Deutschen Gesellschaft für Photographie

Laudatio für Dr. W. T. Hanson, Jr.

Der Kulturpreis 1977 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) wird an Dr. Wesley T. Hanson, Jr. (Rochester/USA), in Anerkennung seiner überragenden Leistungen auf dem Gebiet der Farbphotographie verliehen.

Wesley T. Hanson wurde 1912 in Carrolton (Georgia) geboren. Sein Chemiestudium an der Universität von Kalifornien schloß er 1934 mit einer Dissertation über die physikalischen Eigenschaften von festem und flüssigem Deuterium ab und trat noch im gleichen Jahr in die Abteilung für Mikrophotographie bei der Eastman Kodak Company (Rochester) ein.

Im Jahre 1936 - der Kodachrome-Film war gerade ein Jahr auf dem Markt -

wechselte Hanson in die Farbfilm-Abteilung über, wo er sofort mit den bei der Herstellung farbgetreuer Kopien auftretenden Problemen konfrontiert wurde. Eine der Hauptursachen einer fehlerhaften Farbwiedergabe ist das unvermeidliche, vom Idealfall abweichende Absorptionsverhalten der in den Farbfilmen enthaltenen Farbstoffe. Der Purpurfarbstoff z. B. absorbiert nicht nur, wie es sein sollte, im Spektralbereich seiner Komplementärfarbe, also im grünen, sondern zu einem beträchtlichen Anteil auch im blauen Spektralgebiet. Diese Fehlabsorption wirkt sich dann so aus, als würde die Purpurschicht auch noch Anteile eines gelben Farbstoffes enthalten. In der Kopie eines solchen unkorrigierten Negativs wären die gelben Farbtöne zu hell, die blauen zu dunkel und die grünen blaustichig.

Alle in den folgenden Jahren zur Kompensation dieser Farbstiche entwickelten Maskierungstechniken waren jedoch mit einem beträchtlichen Mehraufwand an Arbeitsgängen bei der Verarbeitung der Farbfilme verbunden. Der entscheidende Durchbruch gelang Hanson 1943, als er mit der sogenannten automatischen, integralen Farbmaskierung einen Mechanismus erdachte und unmittelbar danach auch im Prinzip realisieren

konnte, bei dem - um beim obigen Beispiel zu bleiben - ein der Purpurschicht beigegebener gelber Farbstoff in dem Maße abgebaut wird, wie der Purpurfarbstoff entsteht,

Als Hanson nach zweijähriger Mitarbeit am Manhattan-Projekt 1945 wieder zu Kodak zurückkehrte, war seine Erfindung bereits zu technischer Reife im Farb-Negativ-Positiv-Verfahren weiterentwickelt worden. Nicht zu Unrecht wird Hanson auch vielfach als der Vater des Kodacolor-Films bezeichnet. Äußerst belebend wirkte sich Hansons Verfahren auch auf die gesamte Kino-Film-Produktion aus, weil es jetzt möglich war, von einem Negativ beliebig viele farbechte Kopien herzustellen. Ein weiteres Verfahren zur Verbesserung der Bildqualität von Farbfilmen, an deren Realisierung Hanson maßgebend beteiligt war, beruht auf der gezielten Steuerung des Interiayer-Effekts durch DIR-Kuppler, mit deren Hilfe es

möglich ist, bei verringerter Körnigkeit und besserer Schärfe, eine Erhöhung in der Farbsättigung zu erreichen. Es waren aber nicht Hansons Ideen-Reichtum und seine in über 50 Publikationen niedergelegte wissenschaftliche Leistung, sondern vor allem auch seine Fähigkeit, eigene und die Ideen anderer in optimaler Weise bei der Neuentwicklung photographischer Materialien zu verwerten, die zu seinem steilen Aufstieg bei Kodak führten.

1945 wird er Assistent Superintendent der Abteilung für Farbverfahren, 1951 Direktor des neu gegründeten Bereichs Farbphotographie, 1961 Assistent Director der Kodak Forschungslaboratorien, 1972 Direktor der Laboratorien und Vizepräsident der Gesellschaft.

Im April 1977 erhielt Hanson die "Progress-Medal", die höchste Auszeichnung, die von der Royal Photographic Society verliehen wird. In seinem Festvortrag stellte er das

neue Kodak-Color-Sofortbildsystem vor, an dessen Entwicklung er ebenfalls maßgebend beteiligt war.

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie ehrt Dr. Wesley T. Hanson, Jr. mit ihrem Kulturpreis 1977, weil seine Erfindungen und seine einmalige Mittlerrolle zwischen kreativer Forschung und ihrer technischen Realisierung zu wesentlichen Fortschritten in der Farbphotographie geführt haben.

 

Kulturpreis 1977 der Deutschen Gesellschaft für Photographie

LAUDATIO

für Prof. Dr. Eberhard Klein

Der Kulturpreis 1977 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) wird an Professor Dr. Eberhard Klein, Leverkusen, in Anerkennung seiner überragenden Leistungen auf dem Gebiet der Grundlagenforschung in der wissenschaftlichen Photographie verliehen.

Eberhard Klein wurde 1925 in Gummersbach geboren. 1951 schloß er sein Chemie-Studium an der TH Aachen mit einer Dissertation über "Die Rückprallelastizität molekularer Stoffe" ab und trat nach einjähriger Assistentenzeit 1952 in das damals von Prof. Frieser geleitete Wissenschaftliche Laboratorium der Agfa (Leverkusen) ein.

In den ersten Jahren seines thematisch weit gefächerten Wirkens auf dem Gebiet photographischer Grundlagenforschung, also einer Zeit, in der auch die ersten Hochleistungs-Elektronenmikroskope auf dem Markt erschienen, gelang es Klein, elektronenmikroskopische Untersuchungs- und Präparationsmethoden zu erarbeiten, mit deren Hilfe es erstmals möglich wurde, Größe, Form und Topographie photographischer Emulsionskörner mit hoher Auflösung sichtbar zu machen. Die Beherrschung dieser Verfahren setzten Klein und seine Mitarbeiter in die Lage, durch gezielte Variation der Fällungsbedingungen monodisperse photographische Emulsionen mit vorhersagbarer Größe und Form der Emulsionskörner herzustellen. Derartige Modellemulsionen sind unerläßlich für eine systematische Untersuchung des photographischen Elementarprozesses, der photographischen Entwicklung, der Lichtstreuung in einer photographischen Schicht und einer Reihe weiterer Phänomene, die in ihrer Gesamtheit den Verlauf der Schwärzungskurve bestimmen, zu deren Theorie Klein, gemeinsam mit Frieser, wesentliche Beiträge geliefert hat.

Ebenfalls mit Hilfe elektronemmikroskopischer Untersuchungen war es Klein möglich, aus der Form des bei der Entwicklung gebildeten Silbers Schlüsse auf den jeweils dominierenden Mechanismus, chemische bzw. physikalische Entwicklung, zu ziehen.

Aus den, nicht zuletzt durch seine eigene Pionierarbeit, eingeleiteten engen

Wechselbeziehungen zwischen Photographie und Elektronenmikroskopie resultieren auch Kleins Bemühungen, photographische Aufnahmematerialien für den Nachweis von Elektronenstrahlen zu optimieren. Im gleichen Maße grundlegend wie anwendungsorientiert waren auch seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Umkehrentwicklung (Einfluß von Komplexbildnern). 1957 habilitierte sich Klein mit einer Arbeit über den Mechanismus der photographischen Entwicklung an der TH Aachen. Ein Jahr später wurde ihm die Leitung des Wissenschaftlichen Labors der Agfa übertragen, und seit 1964 ist Klein Direktor der Forschung und Entwicklung Photochemie Deutschland.

Kleins wissenschaftliche Leistung, die in über 100 Publikationen niedergelegt ist, wurde 1964 durch seine Ernennung zum apl. Professor an der TH Aachen gewürdigt. Aufgrund der großen Wertschätzung, die Klein auch im Ausland entgegengebracht wird, wurde er mit der Leitung und Organisation zahlreicher internationaler Kongresse betraut und zum "Honorary Fellow of the Royal Photographic Society" ernannt.

Trotz der vielen mit seinem verantwortungsvollen Amt und seiner Lehrtätigkeit verbundenen Verpflichtungen ist Klein nach wie vor ganz der Forschung zugetan. Das beweisen :die Arbeiten der letzten Jahre, in denen er mit seinen Mitarbeitern die Grenzen der Leistungsfähigkeit der konventionellen, auf der Basis von Silber-Halogeniden arbeitenden Materialien im Vergleich zu anderen bildaufzeichnenden Systemen aufzeigen konnte.

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie ehrt Professor Dr. Eberhard Klein mit ihrem Kulturpreis 1977 in Anerkennung seiner großen Leistungen in der Grundlagenforschung der wissenschaftlichen Photographie und seiner Verdienste bei der Umsetzung der dort gewonnenen Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Silber-Halogenid-Photographie.

 

Präsident:

Dr. Gerhard Schröder, MdB

Bundesminister a. D., Bonn

PRESSE - INFORMATION Waapräsilant:

engen sense Fnaiier Prof. L. Fritz Gruber, Köln