Auch Menschen, die sich eingehender mit dem Medium Photographie befassen, ist der Name Horst Faas nicht immer geläufig. Dabei war der 1933 in Berlin geborene Faas eine der wichtigsten Persönlichkeiten des modernen Photojournalismus. Dass sein Bekanntheitsgrad hierzulande nicht besonders hoch ist, liegt vor allem daran, dass Faas für die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) gearbeitet hat. Zu dieser Zeit war es üblich, unter den Bildern als Autor*in nur die Agentur zu nennen. Die Namen der Photograph*innen blieben meist im Dunkeln. Im Journalismus jedoch gilt Faas als Legende und einer der einflussreichsten Medienvertreter während des Vietnamkrieges, dem Konflikt, der zum zentralen Thema seines Lebens wurde.
Horst Faas war entweder in einem Krieg, vor einem Krieg oder nach einem Krieg. Der Krieg war die Klammer einer Karriere, die in den frühen 1950er-Jahren begann und erst kurz nach Beginn des neuen Jahrtausends endete. Nach dem Abitur in München begann Horst Faas ein Germanistikstudium und als Aushilfe bei der Presseagentur Keystone entdeckte er die Faszination für die Photographie. Er brach das Studium ab und 1952 wechselte er zu AP.
Nach kurzen Feuertaufen im Kongo- und Algerienkrieg, entsandte ihn die Agentur 1962 als Photochef nach Vietnam. Dort zeichnete sich ab, dass der Kalte Krieg heiß zu werden drohte. Faas organisierte die Bildberichterstattung von AP mit der sprichwörtlichen deutschen Gründlichkeit und schuf so die Voraussetzungen für die visuelle Allgegenwärtigkeit des Krieges in Vietnam. In der Folge kamen die ins kollektive Bildgedächtnis eingegangenen Aufnahmen aus dem Vietnamkrieg, wie das Napalm-Mädchen oder die Erschießung eines Vietcongs auf offener Straße, von AP-Photograph*innen. Als die Student*innen Ende 1960er-Jahre von Berkeley bis Berlin auf die Straße gingen, um gegen diesen Krieg zu demonstrieren, trugen sie deren Photos auf ihren Transparenten.
Dass Faas nicht nur den Krieg berichtet hat, sondern auch zahlreiche andere zeitgeschichtliche Ereignisse mit der Kamera festhielt, wird dabei oft vergessen. So begleitete er Jackie Kennedy nach Indien, reiste mit Richard Nixon nach China, berichtete über die Anschläge bei den Olympischen Spielen 1972 in München und beobachtete Papst Johannes Paul II. auf der Reise in dessen polnische Heimat. Später setzte er als leitender Bildredakteur für AP in London weitere Akzente.
Gleichwohl, als Faas 2012 in München verstarb galt er als der Photoreporter des 20. Jahrhunderts, der die meisten Kampfeinsätze begleitet hat.
Michael Ebert