Stern und Die Zeit bezeichneten den Dr. Erich Salomon-Preis als den wichtigsten Deutschen Photopreis und die Liste der Preisträger*innen liest sich in der Tat wie das Who‘s Who der publizistischen Photographie. René Burri (1998), Peter Hunter, der Sohn von Erich Salomon (1997), Mary Ellen Mark (1994), Eva Besnyö (1999), Robert Frank (1985), Dr. Lotte Jacobi (1983). Es sind häufig die ganz großen Namen des Genres, die sich über einen Preis freuen dürfen, dessen Namensgeber selbst einer der bedeutendsten Vertreter des Photojournalismus war.

Stiftungsurkunde 1971
Stiftungsurkunde 1971

Dr. Erich Salomon, der große photographische Chronist der Weimarer Republik, prägte den modernen Bildjournalismus wie kaum ein anderer und avancierte zum Star in der lebendigen Presseszene der Zwischenkriegszeit. Als Jude ermordeten die Nazis ihn und fast seine ganze Familie 1944 in Auschwitz. Lediglich sein Sohn Otto Erich überlebte. Er war nach England emigriert und nannte sich später Peter Hunter. Ihm ist es zu verdanken, dass ein großer Teil des Werkes seines Vaters gerettet werden konnte. Auch auf seine Initiative wurde 1971 der Dr. Erich Salomon-Preis ins Leben gerufen, dessen 50. Geburtstag wir 2021 feiern. Mit diesem Preis sollte auch ein Beitrag zur Erinnerung an die vom Nationalsozialismus verfolgten Menschen geleistet werden.

Zuerst war diese Auszeichnung journalistischen Institutionen, wie erstmals 1971 dem Magazin Stern vorbehalten, für das Robert Lebeck den Preis stellvertretend entgegennahm. Die Ausrichtung des Preises änderte sich 1983. Seitdem werden Menschen für ihr bedeutendes photojournalistisches Lebenswerk gewürdigt. Dr. Erich Salomon definierte nicht nur ein neues Medium, er definierte auch ein Berufsbild.

Es fällt auf, dass oft Menschen ausgezeichnet wurden, die nicht nur ein bemerkenswertes photographisches Werk schufen, sondern auch auf einer anderen Ebene nachhaltig gewirkt haben. Stephanie Sinclair beispielsweise setzt sich für die Rechte von Frauen und Mädchen ein, Letizia Battaglia kämpfte gegen die Mafia und Sebastião Salgado engagiert sich für die Rettung des Regenwaldes. Um das Schicksal von im Vietnamkrieg verschollenen Kollegen kümmerte sich Horst Faas, Salomon-Preisträger des Jahres 2005. Der mit Auszeichnungen reich gesegnete Faas, der sowohl den Pulitzer-Preis als auch die Robert Capa Gold Medaille jeweils zweimal erhielt, bekannte bemerkenswerterweise in einem Interview mit Der Spiegel, der wichtigste Preis seines Lebens, das sei der Dr. Erich Salomon-Preis.

Michael Ebert