Arbeit über den Kunstpädagogen und Photographen Alfred Ehrhardt ausgezeichnet
Der mit 3000 Euro dotierte Erich-Stenger Preis 2005/06 der Sektion Geschichte und Archive der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) geht in diesem Jahr an Christiane Stahl, Köln, für ihre Arbeit „Alfred Ehrhardt – Naturphilosoph mit der Kamera. Landschaften und Naturdinge in der Photographie von 1933 bis 1947“.
Die Jury, bestehend aus den Mitgliedern des Vorstandes der Sektion Geschichte und Archive der DGPh - Dr. Andreas Krase sowie Wolfgang Hesse und Gert Koshofer – begründete ihre Entscheidung, die eingereichte Arbeit von Christiane Stahl auszuzeichnen, mit dem „überzeugend eingelösten Anspruch einer differenzierten Ideologierekonstruktion“. Die Preisträgerin befasste sich mit dem photographischen Werk des Malers, Musikers, Kunstpädagogen, Photographen, Filmemachers und ehemaligen Bauhäuslers Alfred Ehrhardt (1901 – 1984), das in bisherigen Darstellungen zur klassischen Moderne wenig oder gar nicht berücksichtigt worden ist. Die Jurymitglieder hoben besonders die wechselnden Abstände hervor, aus der Christiane Stahl das Werk Ehrhardts betrachtet hat, reichend von der rekonstruierenden Analyse einzelner Bildkompositionen über die Einordnung seiner Publikationen in den Kontext der 1930er Jahre und des Dritten Reiches bis zur genauen Aufschlüsselung des naturphilosophischen Hintergrunds dieses „neusachlichen Romantikers“. Die Autorin vermied dabei bewusst eine enge biographische Bindung und legte zudem einen bemerkenswert klar formulierten Beitrag zur Photographie des Neuen Sehens und der Neuen Sachlichkeit der 1920er und 1930er Jahre vor.
Christiane Stahl, Jahrgang 1963, hat an der „Ecole du Louvre“in Paris und der Freien Universität Berlin Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften studiert und ist in den vergangenen Jahren mehrfach mit photographiebezogenen Projekten und Publikationen, vorzugsweise zum Werk Alfred Ehrhardts, hervorgetreten. Seit 2002 leitet sie die Alfred-Ehrhardt-Stiftung, Köln.
Zum Erich-Stenger Preis, zu dem die Sektion Geschichte und Archive der DGPh seit 1978 alle zwei Jahre Projekte anfordert, die die Geschichte oder die Theorie der Photographie zum Gegenstand und originäre wissenschaftliche Forschung als Ziel haben, hatten diesmal 19 Bewerber ihre Arbeiten eingereicht. Neben Projektentwürfen und Förderanträgen für wissenschaftliche Publikationen befanden sich unter ihnen auch eine Reihe von Abschlussarbeiten, darunter vier Dissertationen. Die vergleichsweise hohe Zahl von Bewerbungen verweist auf eine positive Entwicklung im Bereich photohistorischer und phototheoretischer Forschungen, deren Förderung auch künftig das Anliegen des Erich-Stenger Preises der DGPh sein wird.