Der italienische Fotograf Mario Giacomelli wird mit dem Kulturpreis der DGPh geehrt.
Giacomelli war ausgebildeter Drucker und Schriftsetzer und kam aus ärmlichsten Verhältnissen. In seiner Freizeit fotografierte er autodidaktisch und fand früh zu einer intensiven graphischen Bildsprache, die zu seiner Zeit für die Fotografie neue Impulse setzte.
Die Deutsche Gesellschaft für Photographie verleiht ihren Kulturpreis 1995 an Mario Giacomelli für sein fotografisches Lebenswerk. - eine Fotografie, die sich durch künstlerische Selbstäußerung im Dialog mit der Welt definiert. Die amerikanische Fotohistorikerin Naomi Rosenblum hat dies so formuliert: Das Besondere von Mario Giacomellis Bildsprache liegt darin, daß sie die Welt und die Welt wie sie von Giacomelli fotografiert wird, miteinander versöhnt, ohne hierbei die ästhetischen und konzeptionellen Aspekte des Mediums mehr als notwendig zu betonen. So führe zum Beispiel der starke Kontrast in Giacomellis Landschaftsaufnahmen einerseits zu klar abgegrenzten, abstrakten, grafischen Mustern, gäbe aber andererseits gleichzeitig auch die stille Schönheit der italienischen Landschaft wieder. Anders formuliert: Mario Giacomellis Werk zeichnet sich durch seine Begabung aus, die Idee hinter dem Sichtbaren zu fühlen und in Bilder umzusetzen. Mario Giacomellis fotografisches Werk ist in Deutschland heute weniger bekannt als in anderen Ländern. Dies war in den sechziger Jahren anders. Damals hatte Otto Steinert, unser Kulturpreisträger des Jahres 1962, Fotos von Giacomelli in seine "Subjektive Fotografie" aufgenommen. Karl Pawek, Kulturpreisträger des Jahres 1983, zeigte Aufnahmen von Giacomelli sowohl in der Zeitschrift Magnum als auch in seiner "Totalen Fotografie". Dies ist verständlich, denn Giacomellis Arbeiten entsprachen ganz genau der Art Fotografie, die Pawek damals propagierte. Pawek forderte, daß eine moderne Fotografie das Prinzip der camera obscura aufgeben müsse, ein Prinzip, das darin bestand, alles Erreichbare auf die Rückwand oder die Platte der Kamera zu bekommen.
Auszug aus der Laudatio von 1995