Karl Lagerfeld wird mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) im Jahre 1996 ausgezeichnet.
In den 1980er Jahren hatte der Créateur die Photographie mit ihrem künstlerischen Potential für sich entdeckt. Seine Arbeiten als Lichtbildner umfassen neben der Modephotographie so vielfältige Themenbereiche wie Portrait, Architektur, Landschaft und Abstraktion. Unter Berufung auf die Ästhetik der sogenannten „Kunstphotographie“ der 1890er bis 1920er Jahre als seine Inspirationsquelle, schuf er, der mit Helmut Newton befreundet war, handwerklich anspruchsvolle und atmosphärisch dichte, kontrastreiche Lichtbilder, die sich stilistisch mehr an Alvin Langdon Coburn, Heinrich Kühn, Edward Steichen und Alfred Stieglitz zu orientieren scheinen als an den Vertretern des „Neuen Sehens“.
Pressemitteilung August 1996:
Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) vergibt ihre seit 1959 alljährlich für bedeutende Leistungen im Bereiche der Photographie, nämlich "Verdienste auf künstlerischem, humanitären, caritativem, sozialen, erzieherischem, technischem oder wissenschaftlichen Gebiet" (so die Stätten), verliehene hohe Auszeichnung, den Kulturpreis, 1996 an Karl Lagerfeld, Paris. Damit zeichnet sie eine Persönlichkeit aus, die - wie es in der Laudatio von DGPh-Ehrenpräsident Prof. L. Fritz Gruber heißt - "bedeutende internationale Photographen inspiriert, selbst erfolgreich photographiert und phantasievolle Publikationen mit eigenen Aufnahmen gestaltet hat.
Wir würdigen seine gesamtkulturelle Leistung." Der 1938 in Hamburg geborene Fabrikantensohn Karl Lagerfeld hat darin, so Gruber, "seine innere Berufung zur Photographie mit einbezogen. Er hat sich damit als ein wichtiger Promotor für die Lichtbildnerei erwiesen."
Der bekannte Photograph und Dozent Prof. Rudolf Schäfer, Berlin/Halle, nennt Karl Lagerfeld eine "gesamtkulturelle Persönlichkeit mit einer besonderen Beziehung zur Photographie". Wie Lagerfeld den Weg zur professionellen Photographie fand beschreibt Gruber so: "Nachdem viele der bedeutenden internationalen Photographen Lagerfelds Modeschöpfungen abgelichtet hatten, erklärte er, daß er seine beiden Kollektionen 'Chanel' und 'Chloë' am besten selbst lichtbildnerisch darstellen und vermarkten könne .. Karl Lagerfeld ist bemüht, mit seinen Aufnahmen etwas von jener Vergangenheit, als es die Ära der 'Kunstphotographie' um die Jahrhundertwende gab, wieder herauf zu beschwören." Mit seinen bei Steidl erschienenen Publikationen artikuliert er sich - so Gruber - "als Schönheitssucher, in einer Zeit, da sich das Häßliche, wenn es sich als 'engagiert' geriert, oft besser 'verkauft'."
Die Übergabe des Kulturpreises, der traditionell aus einer in eine vergoldete Gloriole eingefaßten optischen Linse besteht, erfolgt am Vorabend der photokina, 17. September, 16.30 Uhr, im Studio des Westdeutschen Rundfunks auf dem Gelände der KölnMesse (Halle 11.2). Anschließend wird dort eine Photoausstellung Lagerfelds eröffnet werden. Die Ehrung wird DGPh-Präsident Dr. Hans Friderichs vornehmen.