Der französisch humanistische Fotograf Henri Cartier-Bresson und der US-amerikanischer Physiker und Industrielle Dr. Edwin H. Land werden mit dem Kulturpreis der DGPh ausgezeichnet.
Cartier-Bresson, der als Meister der Schnappschussfotografie und als früher Benutzer des Kleinbildfilms gilt, war ein Pionier des Genres der Straßenfotografie und betrachtete die Fotografie als Einfangen eines entscheidenden Moments (The Decisive Moment). Er gehörte 1947 zu den Gründungsmitgliedern von Magnum Photos.
Land gilt mit seiner Erfindung des Polaroid-Trennbildfilm-Verfahrens als einer der wichtigsten Pioniere der Fototechnik. Nach seinem abgebrochenen Chemie-Studium an der Harvard University gründete er mit seinem Physiklehrer Wheelwright ein Labor, um seine eigenen Erfindungen weiterzuentwickeln. Daraus entstand 1937 die Polaroid Company.
Auszug aus der Laudatio auf Henri Cartier-Bresson:
Der Kulturpreis der DGPh wird verliehen an Henri Cartier-Bresson, Paris, in Anerkennung der Leistung von einzigartiger Geschlossenheit und Konsequenz, die sich in seinem photographischen Lebenswerk ausprägt. Die dieses Schaffens ist die Schilderung der unwandelbaren Grundzüge menschlichen Seins, gespiegelt in Emotionen und Aktivitäten. Sie werden ein jedes Mal festgehalten in unverwechselbar charakteristischer Situation, im unwiederholbar prägnanten Augenblick, in gültiger Bildformung. Cartier-Bressons Kunst, im Menschen unserer Welt und Zeit den Menschen schlechthin zu zeigen, frei von Pose und Regie oder technischer Manipulation, ist Vorbild für eine ganze Generation junger Photographen geworden. [...]
Wie hat Cartier-Bresson in einem seiner Werke selbst gesagt? "Eine Photographie bedeutet für mich das gleichzeitige Erkennen - und zwar in Sekundenbruchteilen - einerseits der Bedeutung einer Gegebenheit, andererseits einer strengen Gliederung der visuell wahrgenommenen Formen, in denen sich diese Begebenheit ausdrückt." Ist es möglich, das Ingenium eines großen Photographen, eines bedeutenden Menschen, treffender und zugleich bescheidener in Wort zu fassen? Diesem Ingenium gilt die heutige Ehrung.
***
Auszug aus der Laudatio auf Dr. Edwin H. Land:
Der Kulturpreis der DGPh wird verliehen an Dr. Edwin H. Land in Anerkennung seiner Verdienste um die Schaffung von Flächenpolarisatoren beliebiger Größe sowie um die Auffindung mannigfaltiger Anwendungen derselben in Wissenschaft und Praxis, ferner um die Konstruktion einer photographischen Kamera zur Herstellung von fertigen Bildern in wenigen Sekunden, sowohl im Schwarzweiß- als auch im Farbverfahren und schließlich um die Erforschung des Farbensehens.
Schon während seines Studiums verfolgte er den Gedanken, einen großen doppelbrechenden Einkristall durch eine Suspension orientierter submikroskopischer Kriställchen vom gleichen Material in einem plastischen Medium zu ersetzen. Schon 1933 legte Land das Ergebnis seiner Versuche, für die er zuerst Herapathit verwendete, bei seinem Vortrag "A new polarizer for light in the form of an extensive synthetic sheet" in einem Kolloquium des Physical Department der Harvard University vor. Schon fünf Jahre später erfolgte die Gründung der weltbekannten "Polaroid Corporation", in der nicht nur die neuen Polafilter hergestellt wurden, sondern in der auch unbekannte Anwendungsgebiete für dieses faszinierende Material erschlossen wurden. Erwähnt sei hier nur die Verminderung störender Reflexlichter bei photographischen Aufnahmen mit vorgesetzten Polafiltern, sowie ferner das Vectograph-Verfahren, mit dem von beliebigen Stereonegativen polarisierende Positive hergestellt werden, die, mit geeigneten Polabrillen betrachtet, ohne weitere Apparatur sterisch erscheinen. [...]