"Der Kulturpreis 1974 der Deutschen Gesellschaft für Photographie wird vergeben an
Willy Fleckhaus,
für die besondere stilbildende Leistung, die er in Dienste der Präsentation moderner Photographie erbracht hat, Sie vollzog und vollzieht sich in Zeitschriften, Büchern und Ausstellungen. Dabei haben seine Methoden der Bildauswahl und Bilddarbietung viel zum Ansehen der Photographie als des wesentlichen Mediums der visuellen Kommunikation der Dokumentation wie im Schöpferischen beigetragen.
Als Typograph orientierte sich Fleckhaus zu Beginn an der strengen, sogenannten "Schweizer Schule" und am Œuvre seines verehrten Vorbildes Max Bill, Seiner Arbeit liegt ein System präziser Rastereinteilung zugrunde, die er mit der Darbieten ihm eigenen, ganz persönlichen Mischung aus Sensibilität und Autokratie zur Vollendung gebracht hat.
und
Erwin Fieger,
in Anerkennung der wegweisenden Rolle, die seiner ganz persönlichen Leistung bei der Durchsetzung eigenständiger Formen der modernen Farbphotographie zukommt. Fiegers bedeutender Anteil prägt sich insbesondere aus in großangelegten, international erfolgreichen Bildbänden. Sie beruhen ganz auf seinen Ideen, und ihre Gestaltung ist in allen Einzelheiten sein Werk. Gegen überkommene Vorstellungen wie gegen materielle Schwierigkeiten hat er es verstanden, mit vorbildlicher Konsequenz die besonderen Gesetze der Farbphotographie einer neuen Form der Weltschilderung nutzbar zu machen.
Da Fieger mit Akribie jede Einzelheit der Buchgestaltung selbst entworfen und in zäher Energie jeden Schritt des Herstellungsvorganges überwacht hat, gilt hier bereits, was Friedrich A. Wagner in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" aus Anlaß seines nächsten, noch stattlicheren Werkes sagte: "Hier werden die originalen Produktionen eines Mannes, der sich der Kamera bedient, um sich mit ihrer Hilfe mitzuteilen, erst in der Technik der Vervielfältigung existent. Die Urheberschaft vollendet sich erst im fertigen, gedruckten Buch.”
Dies wurde gesagt zu Fiegers Japan-Band: "Japan - Sunrise Island", 1971 erschienen, ist er in beiderlei Sinn - nach innerem Gehalt wie äußerer Gestalt - das bisher gewichtigste seiner Werke. Im Jahr darauf folgten die Olympia-Bildbände "Sapporo 1972" und "München 1972". Diese Bücher wurden ausgezeichnet mit der Goldmedaille des "Art Directors Club von Deutschland", 1973 erschien "Mexico by Erwin Fieger". Nun befindet sich Fieger in den Vorarbeiten zu einem Israel-Band.
Unmöglich, die Fülle der weiteren Arbeiten - die Reihe seiner Farbphotokalender etwa oder der von ihm gestalteten Ausstellungen - aufzuführen. Unnötig auch! Denn in jeder einzelnen Manifestation klingt die gleiche Grundnote so besessenen Schaffens an: mit dem Mittel der Farbphotographie Eindrücke zu eigengeprägtem Ausdruck zu verwandeln. Solchem Streben, solchem Tun, solcher Leistung gilt die heutige Ehrung."
Auszüge aus der Laudatio für Fleckhaus und Fieger von 1974