Ludwig Bertele & Professor J. A. Schmoll wurden mit Verdiensten um die Fotografie ausgezeichnet.
Am Vorabend der photokina Eröffnung verlieh die „Deutsche Gesellschaft für Photographie“ (DGPh) gestern: hohe Auszeichnungen für besondere Verdienste um fotografische Technik, Kunst und Publizistik. Der Kulturpreis der Gesellschaft ging an die DGPh-Mitglieder Ludwig Bertele und Professor J. A Schmoll. Bei einem Festakt im Gürzenich überreichte Hans Friderichs, Präsident der Gesellschaft, die Preise.
Ludwig Bertele (79) sind Pionierleistungen der fotografischen Optik zu verdanken. In den 20er Jahren entwickelte er Objektive mit einer bis dahin ungekannten Lichtstärke (1:2, später sogar 1:1,8). Das bedeutete vor allem eine Revolution im Bildjournalismus: Reportagen wurden weitgehend unabhängig vom Blitzlicht des Magnesiumpulvers.
1929 berechnete er lichtstarke Teleobjektive, die in den „Olymphallen 1936 Höhepunkte fanden (180 Millimeter Brennweite bei Lichtstärke 1:2,8). Später berechnete er besondere Weitwinkel-Linsenanordnungen, und bei Spezialobjektiven für die Luftfahrt gelang ihm in den fünfziger Jahren ein technischer Durchbruch.
Auch an der Entwicklung der Satellitenfotografie war er entscheidend beteiligt. In seiner Laudatio betonte Professor Friedrich Granzer, Vorstandsmitglied der DGPh, daß Bertele alle Berechnungen der Fotogrammetrie ohne Computer mit einfachen Logarithmentabellen
vorgenommen habe.
Professor L A, Schmoll (65), Ordinarius für Kunstgeschichte an der Technischen Universität München, hat sich um die Beziehung zwischen Malerei und Fotografie bemüht. Er tat sich dabei als Lehrer, Forscher und Schriftsteller hervor. In der Begründung zur Preisvergabe sagte DGPh-Vorstandsmitglied Hans-Gerhard Kindermann, Schmoll habe das Fehlen eines deutschen Lehrstuhls für die Geschichte fotografischer Ästhetik erkannt und ihn bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten erfolgreich auszugleichen versucht. Schmoll habe weithin in Kunsthistorikerkreisen Verständnis für die Ausdrucksmöglichkeiten der Fotografie geschaffen und damit wesentlichen Anteil daran, daß künstlerische Fotos inzwischen auch als Kunstwerke anerkannt würden. Schmoll hielt den Festvortrag über die Bedeutung der Fotografie für die Kunstgeschichte.
Textauszug, Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 212/170, Uwe Spörl