Laudatio
Der Dr. Erich Salomon-Preis 1977 der Deutschen Gesellschaft für Photographie wird vergeben an Bild der Wissenschaft, Stuttgart.
Die Auszeichnung wird an diese Zeitschrift verliehen, weil sie in hervorragender Weise die Photographie einsetzt, um Themen aus Wissenschaft und Technik einer größeren Öffentlichkeit näher zu bringen. Die zentrale Bedeutung der Photographie für die redaktionelle Arbeit, hat der Herausgeber der Zeitschrift, Prof. Dr. Heinz Haber, kürzlich so zusammengefaßt: "Ein wichtiger Teil des Titels "Bild der Wissenschaft" stützt sich auf die Photographie. Ohne die Bilder, die wir der modernen Photographie verdanken, könnten wir die Zeitschrift gar nicht so nennen und auch gar nicht machen." Bild der Wissenschaft wurde 1964 von Professor Haber gegründet, um Wissenschaft und Technik einer größeren Öffentlichkeit sinnvoll und verständlich näher zu bringen. Eine verstärkte Hinwendung zur Photographie ergab sich, als die Zeitschrift 1972 unter ihrem neuen Chefredakteur Wolfram Huncke umgestaltet wurde. Dem Bild, und vor allem dem Foto, wurde jetzt für die Wissensvermittlung eine zentrale Bedeutung zugemessen.
Bild der Wissenschaft benutzt das Photo dort, wo die Photographie die Fähigkeit des menschlichen Auges optische Eindrücke aufzunehmen und zu registrieren entscheidend erweitert; wo die Photographie Dinge sichtbar macht, die dem Auge sonst völlig unsichtbar sind; Dinge, die zu lichtstark oder zu lichtschwach sind; Dinge, die zu schnell oder zu langsam ablaufen; Dinge, die zu groß sind; Dinge, die nur kurzzeitig oder nur einmalig zu beobachten sind; Dinge, die dem menschlichen Auge unzugänglich sind. In all diesen Fällen werden Erkenntnisse vermittelt, die nur mit Hilfe der Photographie gewonnen werden können. Die Bedeutung, die der Photographie auf diesem Gebiete zukommt, aufzuzeigen, ist ein bedeutender Verdienst der Zeitschrift.
Bild der Wissenschaft benutzt das Photo darüber hinaus immer dort, wo Vorgänge mit Hilfe der bildlichen Unterstützung anschaulicher und allgemeinverständlicher werden. Das Besondere der Arbeit der Redaktion, und hier vor allem der Bildredaktion unter Rolf Weinert, ist es, Photos aufnehmen zu lassen, oder in Archiven aufzuspüren, die es vermögen, komplizierte Vorgänge aus Technik und Wissenschaft anschaulich und verständlich und damit durchschaubar zu machen, ohne sie dabei zu verwässern. Diese Arbeit ist schwer, denn die zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Photos sind häufig nur für den Fachmann "lesbar" und besitzen nicht die Stärke, die ein Bild für die visuelle Kommunikation im Sinne eines schnellen, nicht unbedingt allein über den Verstand laufenden Begreifens haben. Es ist echte Pioniertätigkeit, die hier von der Redaktion geleistet werden muß. Bei dieser Aufgabe kann sich die Redaktion auf eine kleine aber wachsende Zahl von Photographen stützen, die &s verstehen, in enger Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftler und der Redaktion eine allgemeinverständliche photographische Visualisierung, wissenschaftliche Forschungen und Ergebnisse zu schaffen.
Die Zeitschrift erfüllt mit ihrem Redaktionskonzept der "öffentlichen Wissenschaft" eine wichtige Aufgabe. Sie will dem Leser dabei helfen, die Grundzüge der Wissenschaft und die Anwendung ihrer Ergebnisse kennen- und verstehen zu lernen, denn Wissenschaft und Technik nehmen heute einen immer größeren Raum in der Gestaltung unseres persönlichen und politischen Lebens ein. Hierbei räumt Bild der Wissenschaft der Photographie konsequent eine entscheidende Aufklärungs- und Vermittlungsfunktion ein Redaktion und Verlag erhalten deshalb heute den Erich Salomon-Preis.
Präsident: Dr. Gerhard Schröder, MdB
Bundesminister a. D., Bonn
Vizepräsident: Prof. L, Fritz Gruber, Köln