Will McBride wird mit dem Dr. Erich Salomon-Preis der DGPh im Jahre 2004 geehrt.
Laudatio und nachträglicher Text von Hans-Michael Koetzle
[...] Der Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh ist - sozusagen - der Plafond, vor dem wir künftig auch das Werk von Will McBride werden diskutieren müssen. Ein großes, ein facettenreiches Werk, das sich freilich in zwei wesentlichen Punkten von den Bildleistungen früherer Preisträger unterscheidet. Will McBride ist Photograph. Aber er ist eben nicht nur dies. Von Anfang an und bis heute hat er sich als multimedial tätiger Künstler definiert. Einer, der Gattungsgrenzen ignoriert. Der heute malt. Morgen zeichnet. Übemorgen in Gips oder Ton oder Bronze arbeitet. Und überübermorgen photographiert, um dann wiederum nach eigenen Photographien zu malen. Unsere an deutlichen Kategorien - wir könnten auch Schubladen sagen - interessierte Welt hat sich mit malenden Photographen oder photographierenden Malern immer schwer getan. Zugegeben: Beides hat mit Sehen, mit visueller Welterfahrung zu tun. Aber die Märkte agieren strikt separat. Und ich denke, es ist nicht zuviel verraten, wenn ich sage, dass Will McBride unter der sehr einseitigen Wahrnehmung seiner Person bzw. seines künstlerischen Werkes leidet. Er ist eben nicht nur Kamerakünstler, Dokumentarist, Photograph. Er ist auch und war es von Anfang an Maler, Zeichner, Plastiker - und Schriftsteller auch, wenn ich seine Bücher hinzurechne, die ja immer mehr waren. Mehr im Sinne jener,,Artist's Books", wie sie als komplexe, durchaus konzeptionelle Statements mehr und mehr Wertschätzung erfahren. In allem, was Will McBride künstlerisch getan hat und tut, ist er in besonderer Weise enthalten. Und damit wäre ich bei einer zweiten Besonderheit seines Oeuvres. Ebenso wie die Malerei, die Zeichnung oder Plastik hat Will McBride auch die Photographie nie als Medium einer distanzierten möglichst objektiven Bestandsaufnahme verstanden. Für ihn war die Kamera stets ein Mittel, persönliche Erfahrungen, Privates, Intimes zu erfassen und zu kommunizieren. Will McBrides Photographie ist bewusst emotional. Fast immer ist er Teil der Welt, die er beschreibt. Das macht seine Photographie auf vertrackte Weise subjektiv und dennoch authentisch, persönlich und gleichwohl an eine breitere Öffentlichkeit adressiert. Mehr als dies bei anderen Photographen der Fall ist, ist Will McBride in seinen Photographien präsent. Nicht nur mit Blick auf eine wie auch immer geartete subjektive Bildsprache. Sondern eben auch mit seinen Gedanken und Gefühlen und Ideen. [...]
Der Text der Urkunde zur Verleihung des Dr. Erich-Salomon-Preises 2004 an Will MC Bride lautete: "Die Deutsche Gesellschaft für Photographie würdigt mit Will McBride einen Photographen, der mit seinem Credo 'Was ich nicht fühle, kann ich nicht photographieren' den neuen Stil der Photo-Essays geprägt hat. Insbesondere das Lebensgefühl der 1960er Jahre hat er virtuos in beeindruckenden und dichten Bildstecken festgehalten. Viele der damals entstandenen Photographien sind heute zu Ikonen geworden. Will McBride zählt auf dem Gebiet des Photojournalismus international zu den wichtigsten Protagonisten."
Auszug aus dem DGPh intern Heft vom 27.12.2004