International bekannt wurde René Burri Anfang der 1960er Jahre mit einem in Buchform publiziertem Essay über "Die Deutschen". Als 'neutraler' Schweizer stellte er die beiden Seiten des geteilten Deutschland aus einem einheitlichen neutralen und unvoreingenommenen Blickwinkel dar. Bis in die 1990er Jahre ergänzte er dieses Werk um aktuelle Fotos, und zeigte so ein annähernd gültiges Bild Deutschlands vor und nach dem Mauerbau sowie vor und nach dem Mauerfall. Seine Bildberichte wurden in international renommierten Magazinen wie Look, Paris Match, Life, Stern und Geo veröffentlicht. Seit 1956 war er Mitglied der Photoagentur Magnum.
Dr.-Erich-Salomon-Preis für Rene Burri
Der in Paris lebende Schweizer Fotograf Rene Burri erhält den Dr. Erich-Salomon-Preis 1998. Damit würdigt die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) das Lebenswerk eines Kamerakünstlers, der ohne Frage zu den bedeutendsten Bildjournalisten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu rechnen ist.
International bekannt wurde Burri Anfang der sechziger Jahre mit einem in Buchform publizierten Essay über „Die Deutschen“. Etwas später entstand sein berühmtes Porträt des 34-jährigen Revolutionärs Che Guevara, das vermutlich zu den meistpublizierten Fotografien überhaupt gehört. Hinter Aufnahmen wie diesen, die quasi zum visuellen Allgemeingut geworden sind, verbirgt sich ein umfangreiches Ouvre, das Künstlerporträts ebenso einschließt wie einfühlsame Essays (etwa über das leben der südamerikanischen Gauchos), klassische Reportagen vom politischen Parkett oder Einzelbilder von außerordentlicher formal-ästhetischer QuaIität. Hinzu kommen Dokumentarfilme, Collagen, Zeichnungen oder Fotoübermalungen, die in der Summe Burris vielfältige künstlerische Neigungen belegen.
Geboren wurde Rene Burri 1933 in Zürich. Bei Hans Finsler, an der legendären Züricher Kunstgewerbeschule, hat er von 1949 bis 1953 studiert. Erstmals auf sich aufmerksam machte Burri 1955 mit einer Reportage über taubstumme Kinder - zugleich seine erste Publikation in der Illustrierten Life. Im selben Jahr wurde er außerordentliches Mitglied der Fotografengruppe Magnum. Damit kam Burri unmittelbar in Kontakt mit dem rund eine Generation älteren Fotografen Henri Cartier-Bresson, der ihm in der Folge zum Freund und - nach Hans Finsler - zweiten großen Lehrer werden sollte.
Hatte Finsler ein strenges, eher grafisches Sehen gelehrt, so fand sich Burri bei Cartier-Bresson in der Idee eines humanen, der Aufklärung (und nicht der Sensation) verpflichteten Fotojournalismus bestätigt. Daß seine Reportagefotos - aus eigentlich allen Teilen der Welt -darüber hinaus gestaltete Bilder sind, macht letztlich ihre Bedeutung aus und gibt ihnen - losgelöst von der Aktualität des Tages - künstlerischen Wert.
Die Veränderung der Medienlandschaft, das Ende der klassischen Illustrierten als Ergebnis der massiven Konkurrenz des Fernsehens seit Mitte der fünfziger Jahre, ist auch an Rene Burris Arbeit und Auftragslage nicht spurlos vorüber gegangen. Nicht mehr das Bild mit Newscharakter steht heute auf der Agenda des renommierten Magnum-Fotografen, sondern das Porträt, der Bildessay in Farbe und Schwarzweiß oder das - quasi en passant aufgenommene - Leica Bild, in dem sich Geschichte, Zeitgeist oder einfach Menschlich-Allzumenschliches gebündelt wiederfindet.
Im übrigen arbeitet der Fotograf an einer großen Retrospektive in Buchform, die noch vor der Jahrtausendwende abgeschlossen sein soll und endlich alle Facetten seines Wirkens einem großen Publikum erschließen wird.
Die Übergabe des Dr.-Erich-Salomon-Preises für Bildjournalismus erfolgt im Rahmen der diesjährigen Jubiläums-photokina am Sonntag, den 20. September. Eine großangelegte Ausstellung mit überwiegend unbekannten Aufnahmen aus seinem Deutschen-Zyklus, die von Celina Lunsford und Michael Koetzl kuratiert ist, wird während der Dauer der photokina auf dem Auenplatz-Bereich der KölnMesse zu sehen sein.