Dr. Erich-Salomon-Preis 1996 für Regina Schmeken
"In der Balance zwischen Kunstwerk und Tagewerk" befindlich nannte DGPh Vorstandsmitglied Charles Compère die Fotografin der "Süddeutschen Zeitung" Regina Schmeken. Als jüngste Preisträgerin - sie wurde 1955 in Gladbeck (Ruhrgebiet) geboren - wird sie am Samstag, dem 15. Juni 1996, im Kulturrathaus der Stadt Dresden den diesjährigen Dr.-Erich-Salomon-Preis empfangen.
Diese Auszeichnung besteht in jüngerer Zeit schon fast traditionell aus einer wertvollen Leica M6 mit Namensgravur. Regina Schmeken beschäftigt sich seit 1977 mit der Fotografie - genauer: mit Schwarzweißfotografie -, nachdem sie zunächst Kunst und Germanistik studiert und sich mit Zeichnungen und Collage befasst hatte. Während längerer Studienaufenthalte in Paris, New York, Mailand, Venedig und Marokko in den Jahren 1978 bis 1986 schuf sie verschiedene Bildserien. Schon 1978 empfing sie den "Prix de la Critique" (Kritikerpreis) der Rencontres Internationales de la Photographie in Arles, 1982 folgte der "International Photo Design Award" der Zeitschrift "ART" und 1984 der Förderpreis der Stadt München. Seit 1980 zeigten unter vielen anderen das Museum Ludwig und die photokina in Köln, die Nationalbibliothek in Paris, das Fotomuseum im Stadtmuseum München sowie Galerien und Kunstvereine in mehreren deutschen Städten ihre Arbeiten. 1995 hatte sie eine Einzelausstellung im Goethe Institut in Rotterdam, und im September/Oktober 1996 wird das Städtische Museum von Osaka, Japan, ihre Bilder zeigen. Ihre Fotografien befinden sich in internationalen Sammlungen, darunter das Museum of Modern Art in New York.
Seit 1986 ist Regina Schmeken Fotografin der "Süddeutschen Zeitung" in München, für die sie von Feuilletonchef Claus Heinrich Meyer, DGPh, entdeckt worden war. Charles Compère: "Dort tritt sie von Anfang an für ein verändertes neuartiges Bildverständnis ein. Das Zeitungsbild, primär zeitpolitisches Factum, ist bei Regina Schmeken nicht nur Dokument, nicht bloße Verbildlichung von Sachen: Für sie sind es Bedeutungsträger für zeitlose Inhalte. Sie reduziert den Bildgegenstand auf das Wesentliche. Bestechend sind die Art der Lichtführung und die Beschränkung auf reine Schwarzweiß-Kontraste." Regina Schmeken arbeitet im Bildjournalismus überwiegend konzeptionell. Neben ihren journalistischen Arbeiten trat sie mit einer eindringlichen Serie von Aufnahmen aus dem Münchner Schlachthof hervor, über die Francois Aubral 1985 schrieb: "Sie gibt uns das Gefühl des Fleisches, der Knochen, des Blutes, als wenn es unser Körper wäre. Die Abzüge sind alle bearbeitet, erhellt, verdunkelt und während des Vergrößerns nach allen Regeln dieser Kunst entstanden. Die geschlachteten Tiere, derart verwandelt, gewinnen eine metaphysische Dimension, die mehr aussagt über das Dasein als viele Worte." Einige Schlachthof-Bilder und vor allem Aufnahmen aus ihrer Ausstellung "Geschlossene Gesellschaft" werden ab 15. Juni in Dresden im Japanischen Palais zu sehen sein.