Stoll legt ihren Forschungen über das Entstehen des deutschsprachigen Photobuchs und seiner theoretischen, medienspezifischen, politischen und künstlerischen Kontexte ausgewählte Photobücher wie Aenne Biermanns 60 Bilder (1930) und Alfred Ehrhardts Das Watt (1937) zugrunde. Im Fokus ihrer Studie steht besonders die pädagogische Dimension des Photobuchs als „Wahrnehmungsfibel und Werkzeug der photographischen Alphabetisierung“ (Stoll). Damit versteht sie – hier den Zeitgenossen folgend – das Medium als Ausdruck einer utopischen und demokratischen Idee, nämlich der visueller Alphabetisierung. Für Stolls Vorgehensweise ist es kennzeichnend, dass sie nicht nur ausgewählte Sequenzen der Photobücher detailliert analysiert, sondern ihr Analysewerkzeug dabei überhaupt erst an den Büchern und Photographien entwickelt. Auf diese Weise macht sie die formale Rahmenbildung für die Photographien durch das Medium Buch und die damit verbundene Wahrnehmungsveränderung, aber auch das Berühren und Erblättern als Praktiken des Sehens und Begreifens und die eigene aktive Rolle des Betrachters und Lesers stark.
Mareike Stoll: ABC der Photographie. Photobücher der Weimarer Republik als Schulen des Sehens
Hg. von Angela Matyssek und Ditmar Schädel (beide DGPh)
Verlag Walther König, Köln 2018
272 Seiten, ca. 46 Abb.
ISBN 978-3-96098-281-4; 38 Euro