Xu Yong, Liuxiang Hutong, 1989 © Xu Yong, courtesy of Galerie Julian Sander
Xu Yong, Liuxiang Hutong, 1989 © Xu Yong, courtesy of Galerie Julian Sander
Eröffnungsdatum
Photograph*in
Xu Yong
Ausstellungsdatum
-
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

In ihrer Ausstellung Xu Yong. Hutong zeigt die Galerie Julian Sander eine Auswahl an Motiven aus der umfangreichen Serie 101 Portraits of Hutong des chinesischen Fotografen Xu Yong. In seiner 1989/90 entstandenen Werkreihe widmet er sich der Geschichte der traditionsreichen Wohnviertel Pekings mit ihren jahrhundertealten Häusern, Hinterhöfen und engen Gassen, den sogenannten Hutongs.

Xu Yong war einer der ersten Fotografen, der sich jenseits von politischer Verklärung und ideologischer Schönfärberei dem Alltag im modernen China widmete. Viele der von ihm dokumentierten Viertel sind inzwischen radikalen Modernisierungsbestrebungen zum Opfer gefallen und wurden abgerissen. Xu Yongs Schwarz-Weiß-Aufnahmen dokumentieren das Auf und Ab, die Blütezeit und den Niedergang der Hutongs angesichts des rasanten Wandels der chinesischen Gesellschaft seit dem Ende der Qing-Dynastie. Mit seiner elegischen Serie hat Xu Yong den alten Gassenvierteln Pekings ein Denkmal gesetzt, in dem ihre poetische Schönheit ebenso zum Ausdruck kommt wie die Trauer über ihr Verschwinden. In seinen melancholischen Fotografien fängt er Fragmente einer verschwindenden Realität und den flüchtigen Charme der alten Gassen ein.  

Xu Yong wurde 1954 in Shanghai geboren und wuchs in einem Umfeld auf, das durch die Härte des politischen Alltags in China sowie die widrigen Lebensbedingungen der Hutong-Viertel geprägt war. Die Stadtviertel zeichneten sich durch rückständige Infrastruktur aus; häufig fehlten grundlegende sanitäre Einrichtungen und fließendes Wasser. Der ästhetisch morbide Charme dieser Viertel, die heute vielfach modernen Wohnkomplexen gewichen sind, bildet einen zentralen Gegenstand seines künstlerischen Schaffens.

Als einer der Wegbereiter des heutigen 798 Art District trug Xu Yong wesentlich zur Umgestaltung ehemaliger Militärbaracken und Fabriken in ein Zentrum für zeitgenössische Kunst bei. Im Jahr 2003 initiierte er die Kunstaktion Re-Creation 798, die dieses Gebiet als kulturellen Raum neu definierte. Die Fotoserie 101 Portraits of Hutong zählt zu seinem bedeutendsten Werk aus dieser Schaffensperiode. Die Serie wurde erstmals 1989 ausgestellt.

Im Juli 2024 ist im Kerber Verlag eine Neuauflage des Buches Xu Yong, Hutong 101 Photos erschienen. Der Band ist in der Galerie erhältlich.