
Am 20.12.2022 wird der in Long Island / New York lebende amerikanische Fotograf Tony Vaccaro,
100 Jahre alt. Ein Anlass sein vielschichtiges fotografisches Werk, das historisch und gesellschaftlich
betrachtet unterschiedliche Themen und Genres im Bereich der Schwarzweiß- und Farbfotografie
einschließt, im Museum für Photographie Braunschweig zu präsentieren.
Während des Zweiten Weltkriegs kam Tony Vaccaro Ende 1944 mit der 83. Infanteriedivision der
US amerikanischen Armee an die Normandie-Front nach Europa und dokumentierte in den letzten
Kriegsmonaten seine Kriegserlebnisse und -erfahrungen mit seiner Kamera, einer Argus C-3,
in Belgien, Frankreich und in Deutschland. Die Schrecken des Krieges erscheinen dabei oft in symbolische
Bilder gefasst, womit er innerhalb des Genres der Kriegsfotografie einen eigenen Beitrag
geleistet hat. Im Anschluss an den 2. Weltkrieg blieb Tony Vaccaro bis 1949 in Frankfurt und dokumentierte
das Nachkriegsleben des Wiederaufbaus in Deutschland und Europa für das Magazin
‚Stars and Stripes‘, eine amerikanische Militärzeitung und deren Wochenendbeilage ‚Weekend‘. Im
Juli 1949 kehrte er auf einem Schiff nach Amerika zurück und wurde in den folgenden Jahren in
New York zu einem wichtigen Bildchronisten einer sich wandelnden Gesellschaft.
Sowohl die Kunst- und Kulturszene als auch das politische öffentliche Leben wurden seit 1950 zu
Themen des Fotografen. Portraits, von Künstlerinnen und Künstlern, Architekten, Schauspielerinnen
und Schauspielern oder Designer:innen gehören zu wichtigen Themenfeldern der Arbeit von
Tony Vaccaro, ebenso wie Portraits von Politikern wie John F. Kennedy oder dem bekannten Boxer
Muhammad Ali. Das Bild von Queen Elisabeth II. und Prinz Philip, Duke of Edingburgh hoch zu Ross
während der traditionsreichen Parade ‚Trooping the Colours‘ im Juni 1971 erinnert an die Regentin
und ihre Liebe zum Reiten ebenso wie ihre Achtung vor der Tradition. Tony Vaccaros Fotografien
und Reportagen erschienen u. a. in Magazinen wie ‚Look‘, ‚LIFE‘, ‚Newsweek‘ oder ‚Flair‘.
Auch Modefotografie rückte bisweilen in den Fokus von Vaccaro, wobei die Zusammenarbeit mit
dem finnischen Fotomodel Anja Kyllikki Lehto (1939-2013), die er 1963 in New York traf und die
seine Ehefrau wurde, zu besonderen Aufnahmen führte. Szenisch und einfallsreich erscheinen
sie mehr als Kunstaktionen denn als Modeinszenierungen. Dies gilt in besonderem Maße auch
für die Bildstrecke, die über das individuelle Modehaus Marimekko 1965 bei Helsinki in Finnland
entstand. Sie erschien im Magazin ‚LIFE’ am 24.6.1966. Tony und Anja Vaccaro bekamen zwei Söhne
und lebten einige Jahre in Rom, bevor sie sich 1979 trennten. Rom war bereits seit den 1950er
Jahren für Tony Vaccaro die Stadt, in der er seine Sommer verbrachte.
Die Ausstellung im Museum für Photographie Braunschweig entsteht in Zusammenarbeit und
mit Unterstützung durch das Tony Vaccaro Studio, New York City, USA und der Monroe Gallery
of Photography Collection, Santa Fe, NM, USA.