Projekt: „Das Reale in der Abstraktion und das Konkrete im Realen“
Projekt: „Das Reale in der Abstraktion und das Konkrete im Realen“
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Eröffnungsdatum
Redner*in
Angelique Tracik, Leiterin Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Photograph*in
Bernard Langerock
Ausstellungsdatum
-
Kategorie
Subjektive Photographie
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

5 Projekte werden vorgestellt:Projekt

„Bewegte Landschaften“

Die hier gezeigten Fotografien sind Teil der umfangreichen, über mehr als ein Jahrzehnt entstandenen Werkserie „Bewegte Landschaften“. Sie sind keine Landschaftsaufnahmen im eigentlichen Sinne, sondern loten als vermittelte Eindrücke die vom Künstler empfundenen Emotionen während seiner Reisen aus. Seine Wahrnehmung, die Fortbewegungsgeschwindigkeit des Verkehrsmittels im Raum und die durchquerten Landschaften stehen in Beziehung zu einander und erzeugen eine Atmosphäre der Unschärfe und Unbestimmtheit.

Die Fotografien sind Stimmungsbilder, die sich dem Betrachter subjektiv erschließen und trotz ihrer Abstraktion Rückschlüsse auf den Aufnahmeort ermöglichen, indem in ihnen der Illusionsraum zum Stimmungsraum wird. Objekte sind nicht einfach da, sondern selbst in Bewegung, treten heraus, treten zurück, entfernen sich. Der konturlose Raum ist ein Raum ohne Anfang und Ende, durch Fenster hindurch aufgenommen wird er nun auf einer Fläche abgebildet. Der Künstler findet so einen konzeptionellen Weg, Erscheinen und Verschwinden zu thematisieren, und die subjektiv empfundenen Atmosphären während des Reisens bildhaft zu machen.  

Das Reale in der Abstraktion und das Konkrete im Realen“

Die vorliegenden Aufnahmen verdanken ihre Entstehung der Wahrnehmung ergreifender Atmosphären oder, anders ausgedrückt, einer situativen Identifikation mit der vorgefundenen Umgebung. 

Die auf die Fotografien mit Pinsel und chinesischer Tusche gemalten abstrakten Formen sind Assoziationen, die durch die intensive Betrachtung der Fotografien entstanden sind und Erinnerungen an die situative Identifikation während der Bildaufnahme wachrufen.

Die geometrischen zweidimensionalen Grundelemente sind wie eine Inschrift konzipiert und geben eine Art Explikation, die die reale Welt zu einer abstrakten transformiert und die innere Struktur des Bildes offenlegt.

Die innere Verbindung zwischen den beiden Komplementen Real und Abstrakt ist kosmisch, zugleich aber an den menschlichen Körper gebunden. Die dynamische Konfrontation intensiviert und vertieft sie. In der Wahrnehmung entsteht ein Gefühlsraum zwischen Denken und Schauen. Einmal schaut das Denken, ein anderes Mal denkt das Schauen. Das Unsichtbare wird so wahrnehmbarer und mitteilbarer. 

„Das visuelle Philosophieren“

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben in Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist“. Gegen dieses Gebot aus dem 2. Buch Mose verstoßen Fotografie und Philosophie gleichermaßen, wenn sie sich den Dingen des Lebens nähern. Beide versuchen, mehr zu erschließen, als die fünf Sinne erlauben: Sie wollen ein Bild von dem machen, was uns nahe geht, was uns also leiblich spürbar betrifft. 

Zwei Bilder aus dem Projekt „Das visuelle Philosophieren“ werden gezeigt. Das gesamte Projekt ist dokumentiert in dem Buch „Momentaufnahmen der Reflexion“. Mit dem Projekt sucht der Künstler einen Zugang zu den Werken des Philosophen Hermann Schmitz, dem Begründer der Neuen Phänomenologie.

Der Prozess der Bildaneignung ist offen, wie ein stilles Einatmen und Ausatmen, ein fließendes Hin und Her zwischen Geist und Materie, zwischen individueller und globaler Dimension. Er schafft Anwesenheit im und am Bild, eine Präsenz, in der Seele und Geist vereint sind.

„Die Atmosphären von Barbizon“

Die Fotoserie ist das Ergebnis eines fotografischen Experiments im Wald von Fontainebleau, Frankreich. Sie versetzt uns zurück in die Zeit der Anfänge der Fotografie in Barbizon, wo Maler und Fotografen in regem Austausch miteinander standen. Die Zeit damals war, wie heute, eine Epoche der Neuorientierung, des sich neu Findens, in direkter Konfrontation „en plein air“ mit der Natur.

Das Projekt ist aber auch eine Auseinandersetzung mit dem fotografischen Werk von Henri Charles Langerock (1830-1915), der anfangs für die Maler der Schule von Barbizon fotografische Vorlagen für ihre Gemälde lieferte und später eigenständig in großem Umfang Stadtansichten von Paris und Landschaftsaufnahmen in der Umgebung von Barbizon erstellte.

Zur Vorbereitung der Fotoaufnahmen wurde eine mundgeblasene, in sich strukturierte Glasscheibe vor das Objektiv der Kamera positioniert. Die auf diese Weise entstandenen Aufnahmen reduzieren das „Abbild“ der Landschaft auf das Wesentliche, auf die „Impression“. Das Spiel des Lichts und der Farben setzt sich gegen eine umfassende Wiedergabe von „Wirklichkeit“ durch und reduziert sie auf das Atmosphärische.

Durch diese bewusst herbeigeführte Unschärfe entsteht eine an den Stil der Impressionisten angelehnte eigene Bildsprache, die die Gefühlswelt des Betrachters anspricht.

„Tank Loft 046“

Diese Fotoserie stellt den Versuch da, die einzigartige Atmosphäre eines Künstlerateliers in Chongqing wiederzugeben, in dem der Maler Yang Shu über viele Jahre gearbeitet hat. 

Wie es einem Maler wichtig sein kann, dem Bild Tiefe zu geben, beabsichtigte ich als Fotograf bei diesem Projekt, durch Farbgebung und Hell-Dunkel-Kontraste Materialität sichtbar zu machen und der Zweidimensionalität der Fotografie eine weitere Dimension hinzuzufügen.

Zu diesem Zweck wurde der Arbeitstisch des Ateliers mit einer frischen schwarzen Lackschicht überzogen, die, solange sie noch nass war, die Gegebenheiten des Raumes spiegelte. Die Pinselspuren im Lack und der ungleichmäßig ablaufende Trocknungsprozess auf der stark strukturierten Oberfläche des hölzernen Tischblattes vermischen sich optisch mit den eingefangenen Lichtreflexionen, wodurch eine neue Dynamik entsteht, die die Fotografie malerisch wirken lässt und emotional auflädt.