
Die Bilder in Linn Schröders fotografischer Serie „Ich denke auch Familienbilder“ beschäftigen sich mit einer der ursprünglichsten Aufgaben der Fotografie, dem Einfangen und Festhalten von Erinnerungen. Familienbilder sind Fotografien, die uns helfen uns zu erinnern und können selbst erinnerungsstiftend wirken. Es können andererseits auch Bilder sein, die nur in unserem Kopf oder durch Erzählungen und der eigenen Vorstellungskraft entstehen. Linn Schröder verbindet diese beiden Gedanken auf poetische Weise und erschafft Bildwelten, die in ihrer surrealen, märchenhaften, zum Teil inszenierten Bildsprache von Verwunderung, Ungewissheit, vielleicht auch von Unbehagen erzählen.
Linn Schröder reist mit ihren Zwillingstöchtern nach Polen und folgt den durch Erzählungen überlieferten Spuren der Flucht ihrer Schwiegermutter im Zweiten Weltkrieg, die damals ein kleines Mädchen war. So entsteht eine Verbindung aus drei Generationen, der Großmutter, der Mutter und den Töchtern. Sie portraitiert eine befreundete Familie mit Zwillingen im wiederkehrenden Rhythmus und den Nachbarsjungen, der ihr immer wieder begegnet. Häufig arbeitet Linn Schröder in Schwarzweiß, wodurch die Bilder universelle Gültigkeit erreichen. Scheinbar identische Naturaufnahmen, die den Erzählfluss immer wieder unterbrechen, verstärken diese Zeitlosigkeit. Dabei weist Linn Schröders Arbeit weit über das persönliche Erleben hinaus. Es entstehen assoziative Bilder, die in sich Geschichten erzählen und uns etwas über unser Menschsein sagen. Mit dieser fotografischen Arbeit erhalten diese Gedankenwelten eine intensive, mysteriös-traumhafte, poetische Bühne. [...]