Harry Gruyaert, Jahrmarkt, Boom, Belgien, 1988 © Harry Gruyaert / Magnum Photos
Harry Gruyaert, Jahrmarkt, Boom, Belgien, 1988 © Harry Gruyaert / Magnum Photos
Photograph*in
Harry Gruyaert
Ausstellungsdatum
-
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

Seit seiner frühen Kindheit wusste Harry Gruyaert, dass er einmal Fotograf werden wollte. Er besaß schon früh eine eigene Kamera und nutzte sie, um sein Umfeld zu erkunden. Dafür schien ihm seine Heimat Belgien – insbesondere nach dem Besuch der Weltausstellung in Brüssel im Jahr 1958 – jedoch viel zu klein und auch zu grau. Gruyaert wollte reisen und die Welt entdecken. Sein Vater war von dieser Idee damals nicht begeistert. Er hatte beruflich viel mit Fotografen zu tun und hielt den Beruf für unseriös. Harry Gruyaert ließ sich jedoch nicht davon abhalten, seinem Traum zu folgen, und widmete seine Karriere der Fotografie.

Seine Reisen führten ihn zunächst nach Paris, wo er Kontakt aufnahm mit den Meistern des Fachs: William Klein und Agnes Varda zum Beispiel. Schnell erkannte er, dass weniger die technischen Fähigkeiten entscheidend sind, um ein bedeutendes Werk zu schaffen, sondern vor allem Persönlichkeit und Passion. Als Offenbarung empfand Gruyaert seine erste Reise nach Marokko. Das Zusammenspiel von Licht und Farben, Menschen und Landschaft, das er dort vorfand, sowie die ihm geheimnisvoll erscheinende Kultur ließen das Land zu einem Sehnsuchtsort werden, den er immer wieder besuchte und mit der Kamera erfasste. Die kräftigen Farben, die Gruyaert in seiner Heimat so schmerzlich vermisst hatte, wurden fortan zum zentralen Gestaltungsmittel seiner Fotografien. Sein Blick sucht dabei nie das Spektakuläre; es sind vor allem Szenen des Alltags, die sein Werk prägen: eine Straßenkreuzung, ein Flughafenterminal, eine Tankstelle oder eine Industrieanlage. Durch den Raum, den Gruyaert dabei Farbe, Licht und Schatten gewährt, um die Komposition seiner Aufnahmen zu gestalten, entlockt er diesen Orten eine poetische Magie. Seine Bilder erzählen keine Geschichten, sondern offenbaren eine Welt voller Flächen, Texturen und Kolorit. Das lässt sie der Malerei oftmals näher erscheinen als der Fotografie. So wie die Picknickszene in der spanischen Extremadura, die mit ihren tanzenden Lichtreflexen des durchbrochenen Schattens – ähnlich einem impressionistischen Gemälde – auf das Atmosphärische des Ortes fokussiert.

Obwohl ihn sein Fernweh zu vielen entlegenen und exotischen Orten führte, kehrte Gruyaert doch immer wieder nach Belgien zurück, um auch dort auf Entdeckungsreise zu gehen. Die Fotografie ermöglichte es ihm, in seiner Heimat, die er in jungen Jahren als recht trostlosen Ort wahrgenommen hatte, eine unerwartete Schönheit zu finden. [...]