Herbert List: Ringende Jungen, Ostsee, 1933, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv List © Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Herbert List: Ringende Jungen, Ostsee, 1933, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv List © Herbert List Estate / Magnum Photos / Agentur Focus
Photograph*in
Herbert List
Ausstellungsdatum
-
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

Herbert List (1903 – 1975) ist einer der wegweisendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Das Bucerius Kunst Forum präsentiert die erste internationale Gesamtschau des gebürtigen Hamburgers seit mehr als zwanzig Jahren im Rahmen der 8. Triennale der Photographie Hamburg 2022.

Mit rund 240 Original-Fotografien zeigt die Ausstellung Herbert List. Das magische Auge wie nie zu vor die gesamte Bandbreite des Magnum-Fotografen aus über dreißig Jahren Schaffenszeit.

List hinterließ ein vielfältiges Œuvre: darunter geheimnisvolle Stillleben, nächtliche Straßenszenen, erotische Bilder von jungen Männern, Fotografien von antiker Architektur in Griechenland, Aufnahmen vom Straßenleben in Italien und Porträts von Künstler:innen. Aber List fertigte auch Dokumentationen und Reportagen, etwa vom Auffinden der NSDAP-Mitgliederkartei bei München kurz nach Kriegsende oder von Voodoo-Ritualen im Jamaika der 1950er Jahre.

Als Sohn eines Hamburger Kaffeegroßhändlers war List selbst gelernter Kaufmann. Zur Fotografie kam er Ende der 1920er Jahre als Autodidakt. Zunächst machte er vor allem Aufnahmen in seinem privaten Umfeld, bei Ausflügen an die Elbe oder an die See – eine willkommene Abwechslung zu seinem Arbeitsalltag im Familienunternehmen. Doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wendete sein Schicksal: Als – gemäß rassistischer Ideologie – „Vierteljude“ mit jüdischem Großvater und Homosexueller sah er sich 1936 gezwungen, Deutschland zu verlassen.

Die Retrospektive gliedert sich in sieben Kapitel: Hamburger AnfängeStilllebenGriechenlandJunge MännerItalienKünstler:innenporträts und Reportage. Sie spannt so den Bogen von Lists Anfängen in Hamburg, seinen surrealistischen Werken vor 1945, in welchen er das Hintergründige und Mehrdeutige der Wirklichkeit sichtbar machen wollte, über seine bildgewordenen Träume einer lebendigen Antike in Griechenland und seine Männerakte, mit denen List ein Bekenntnis zur eigenen Homosexualität ablegte, über seine Straßenszenen in Italien und die Porträtfotografien bekannter Künstler:innen wie Pablo Picasso, Marc Chagall, Georges Braque, Marlene Dietrich und Ingeborg Bachmann, bis hin zu den umfassenden Bildreportagen außereuropäischer Kulturen und der Dokumentation der Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs im zerstörten München.

Die Ausstellung Herbert List. Das magische Auge entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Herbert List Estate in Hamburg und dem Münchner Stadtmuseum.