DGPh Meet Up der Sektion Geschichte und Archive im Sprengel Museum Hannover. Foto: Jessica Morhard
DGPh Meet Up der Sektion Geschichte und Archive im Sprengel Museum Hannover. Foto: Jessica Morhard

Fotografien werden komponiert und retuschiert, komprimiert und kopiert, Fotografien werden beschnitten, begradigt, beschriftet oder beklebt, sie werden angeordnet, abgedruckt oder zensiert - es gibt viele Formen, in ein Bild einzugreifen, sei es analog oder digital auf physischer oder theoretischer Ebene.

Im Meet Up der Sektion Geschichte und Archive zum Thema “Bildeingriffe” am 23. März 2023 wurden die sehr unterschiedlichen Möglichkeiten von Eingriffen in fotografische Bilder untersucht und diskutiert. Prof. Winfried Gerling (Professor für Konzeption und Ästhetik der Neuen Medien an der FH Potsdam) stellte in seiner Keynote die verschiedenen Phasen von Bildeingriffen vom Kauf der Kamera über die Bearbeitung der Bilder bis zu ihrer Betrachtung dar und machte so sehr unterhaltsam deutlich, wie vielschichtig das Thema Bildeingriffe ist. 

Hanns-Peter Frentz zeigte einige Klassiker der Bildmanipulation, den Bildeingriff durch die Zensur bestimmter Bildinhalte, auf. Prominentes Beispiel in dieser von Frentz vorgestellten Reihe war das Foto von Grigori Petrowitsch, das Lenin bei einer Rede vor Rotarmisten vor dem Bolschoi-Theater in Moskau zeigt. Die neben Lenin auf einer Treppe zur Bühne stehenden Genossen Kamenew und Trotzki wurden später - unter der Regierung Stalins - einfach entfernt.           

Vortrag Lucia Halder "Stute mit Fohlen" / Peter Thomann. Foto: Jessica Morhard
Vortrag Lucia Halder "Stute mit Fohlen" / Peter Thomann. Foto: Jessica Morhard

Für Peter Thomann, der leider selbst nicht vor Ort sein konnte, stellte Lucia Halder, die Vorsitzende der Sektion Geschichte und Archive, eine weitere Facette eines Bildeingriffs vor: die (unautorisierte) Verwendung von Fotos in fremden Kontexten.  Beispielhaft steht hierfür Thomanns Foto "Stute mit Fohlen", für das er 1963 mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet wurde. Es wurde so vielfach fremdverwertet, dass er 1996 dafür in das Guinness Buch der Rekorde aufgenommen wurde.

Oliver Mark (DGPh) stellte ein Projekt vor, für das er 61 Künstler*innen eingeladen hatte, seine Fotos zu bearbeiten. Dabei war alles möglich: Schneiden, Kratzen, Verdrehen, Montieren, Besticken und mehr. Entstanden sind so Werke mit doppelter Autorenschaft. 

DGPh Meet Up der Sektion Geschichte und Archive. Ausstellungsbesuch mit Gottfried Jäger und Stefan Gronert. Foto: Denis Brudna
DGPh Meet Up der Sektion Geschichte und Archive. Ausstellungsbesuch mit Gottfried Jäger und Stefan Gronert. Foto: Denis Brudna

An das Tagungsprogramm im ersten Teil der Veranstaltung schloss sich ein Besuch der Ausstellung „Gottfried Jäger: Fotografien der Fotografie. Generative Systeme 1960 bis 2020“ mit einer Führung durch den Kurator Stefan Gronert und Prof. Gottfried Jäger an.

DGPh Meet Up. Besuch der Restaurierungswerkstatt. (Im Vordergrund Prof. Gottfried Jäger und Franziska Leidig) Foto: Jessica Morhard
DGPh Meet Up. Besuch der Restaurierungswerkstatt. (Im Vordergrund Prof. Gottfried Jäger und Franziska Leidig) Foto: Jessica Morhard

Anschließend ging es in die Restaurierungswerkstatt und die Fotodepots des Sprengel Museum Hannover.

Wir danken dem Sprengel Museum Hannover und allen beteiligten Mitarbeiter*innen für die Gastfreundschaft und die Kooperation bei dieser Veranstaltung. (rp)

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