Die Geschichte über ein Foto, das jeder kennt: Das "Napalm-Mädchen" von Nick Út
Am 8. Juni 1972 entsteht ein Foto, das um die Welt geht und unser Bild vom Vietnamkrieg, ja von allen Kriegen, verändert: Das Napalm-Mädchen von Nick Út, einem Vietnamesen, der für die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) arbeitete. Es zeigt die schwer von Napalm verbrannte neunjährige Kim Phúc, die nackt aus ihrem umkämpften Dorf flieht. Seither steht dieses Pressefoto stellvertretend für die Greuel, unter denen besonders die Zivilbevölkerung in den modernen Kriegen leidet. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums erzählt die Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum die Geschichte eines Fotos, das sich im wahrsten Sinne des Wortes in das kollektive Bildgedächtnis eingebrannt hat.
Dabei wäre das Bild vom Napalm-Mädchen beinahe nicht publiziert worden, weil die Darstellung frontaler Nacktheit nach den Regeln der Agentur nicht zulässig war. Es ist dem Fotochef der Saigoner AP-Redaktion Horst Faas zu verdanken, der die Veröffentlichung bei der New Yorker AP-Zentrale durchsetzte. Als Folge erhielt Nick Út im nächsten Jahr den Pulitzer-Preis und wurde ein berühmter Fotograf.
Das Opfer und den Fotografen verbindet seitdem eine enge persönliche Beziehung, denn Nick Út brachte die schwer verletzte Kim Phúc ins Krankenhaus und rettete damit ihr Leben. Damit begann eine bewegende Geschichte des Helfens und Heilens, an der viele Menschen, auch in Deutschland, beteiligt waren. Gleichzeitig war es auch eine Leidensgeschichte, denn Verbrennungen mit dem inzwischen verbotenen Kampfstoff Napalm sind folgenschwer.
Das alles ist ebenfalls umfassend dokumentiert und wird im Wilhelm-Fabry-Museum erstmalig in allen Facetten gezeigt. Zu sehen sind außerdem zahlreiche, teilweise unveröffentlichte Fotografien sowie Exponate wie Kameras, Bildübertragungsgeräte
und persönliche Memorabilien. Sie erzählen die Geschichte eines Krieges, der wie kein anderer in den Medien präsent war, aber auch durch sie beeinflusst wurde.
Der Kurator Michael Ebert hat das Foto und seine Geschichte jahrelang erforscht. Er lehrt Fotojournalismus an der Hochschule Magdeburg und arbeitet dort mit dem Nachlass von Horst Faas, der 2012 durch seine Vermittlung nach Deutschland kam. Eberts Arbeit stützt sich auf die persönlichen Aussagen und Erinnerungen aller noch lebenden Beteiligten sowie auf die minuziöse Auswertung des kompletten, noch vorhandenen Materials, darunter bislang völlig unbekannte Bilder.
RAHMENPROGRAMM
23. Juni, 19 Uhr
Podiumsgespräch über die Macht der Bilder
15. September, 18.30 Uhr
Kuratorenführung durch die Ausstellung
28. Juli, 19.30 Uhr
Vortrag von Michael Ebert
„Nein, es waren nicht die Amerikaner“. Hintergründe zu einem berühmten Foto.
Für die Teilnahme am Rahmenprogramm wird um Anmeldung gebeten: wilhelm-fabry-museum@hilden.de, 02103/5903