Die Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum, kuratiert von der Kunsthistorikerin Manja Wilkens, setzt sich aus zwei Themen-Clustern zusammen. Zum einen stellt sie das Werk und das Schicksal des Arztes Matthias Kube vor. Kube, Nephrologe und fünffacher Vater aus Westfalen, erkrankte 2018 an Morbus Alzheimer. Um sich dem Grübeln wenigstens zeitweise zu entziehen, begann er mit der künstlerischen Bearbeitung von Holzstücken, die er auf Spaziergängen gefunden hatte. Daraus entwickelte er gemeinsam mit der Hamburger Fotografin Marianne Moosherr ein so faszinierendes Kunstprojekt, dass er kurz vor seinem Tod erheitert überzeugt war, er sei ein Künstler und kein Arzt. Kunst, so das Fazit, ist manchmal die bessere Medizin. Gezeigt werden seine virtuos geschnitzten Holzobjekte, sowie die konzeptuellen Aufnahmen der Porträtfotografin Moosherr, die seine Arbeiten im Wortsinne greifbar machen und zeigen, wieviel Kunst in der Natur steckt.
Auch der zweite Themenkomplex wird mittels des Mediums Fotografie erfahrbar gemacht. Die Aufnahmen präsentieren die persönliche Geschichte des 1990 geborenen Tino Zimmermann, der über das Medium Fotografie einen Weg fand, sich von seiner Sucht und einer psychischen Erkrankung zu befreien. Das Fotografieren ermöglichte es ihm, wieder in einen geregelten Alltag zurückzufinden. Die zwischen 2011 und 2016 entstandenen Arbeiten dokumentieren unverstellt das oft melancholische Leben in der abgelegenen brandenburgischen Provinz, in der Tino Zimmermann aufwuchs. Die Aufnahmen mündeten in einer 450 Seiten starken Publikation, für die der Autor 2019 mit dem deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet wurde. Von 2016 bis 2018 studierte Zimmermann Fotojournalismus und Dokumentarfotografie in Hannover, nach vier Semestern wechselte er an die Kunstakademie Karlsruhe, um Freie Kunst zu studieren. Mit beiden Ausstellungspositionen wird die Bandbreite des Vergessens, bedingt durch Krankheit, Medikation, Drogen sowie das Bewahren über das Haptische und Visuelle, veranschaulicht. [...]