Im Fokus der Sektion Geschichte und Archive stehen historiografische, diskursive, kuratorische und archivarische Auseinandersetzungen mit dem Medium Fotografie sowie Zäsuren und Entwicklungen, die diese Auseinandersetzungen beeinflusst haben. Das Interesse gilt dabei sowohl publizistischen Perspektiven im Spektrum von Journalismus, Wissenschaft und Essayistik als auch der kaum zu unterschätzenden Rolle, die Institutionen der Sammlung, Verwahrung, Restaurierung und Ausstellung von photographischen Bildern und Apparaten in der auf die Fotografie bezogenen Forschung zukommt. Anstatt von einer Zweiteilung auszugehen, die strikt zwischen theoretisch und praktisch bestimmten Umgangsweisen mit dem Medium Fotografie unterscheidet, ist die Arbeit der Sektion von dem Anliegen bestimmt, Korrespondenzen zwischen verschiedenen Feldern aufzuzeigen, die konzeptionellen Prämissen archivarischer und kuratorischer Arbeit in den Blick zu nehmen und umgekehrt die Fotopublizistik als eine Praxis zu begreifen, die ihren Gegenstand in unterschiedlicher Weise formatiert und figuriert.
Historie
Als im Juli 1965 die DGPh-Sektion „Photomuseen“ im Deutschen Museum München gegründet wurde, stand die Reflexion von historiografischen und archivarischen Positionen keineswegs im Fokus. Das Engagement der neuen Sektion richtete sich vielmehr auf die „Förderung und Weiterentwicklung aller in Deutschland bestehenden und […] entstehenden photographischen Museen und Sammlungen“ sowie auf den Austausch mit entsprechenden Institutionen im Ausland. Als wichtige Aufgabe wurde darüber hinaus die Unterstützung der Kommunikation zwischen den Museen und „den in der Fotografie [...] Tätigen“ verstanden, als ein weiterer Arbeitsschwerpunkt „die Belebung des öffentlichen Interesses an den Fotomuseen“.
Wie der langjährige Sektionsvorsitzende Dr. Rolf H. Krauss im Rückblick formulierte, waren selbst Experten und Expertinnen überrascht, wie schnell und vielfältig sich in den Jahren nach der Sektionsgründung das Interesse an der Geschichte der Medien und an deren Erforschung in unterschiedlichen Kontexten entwickelte. In Reaktion auf diese Entwicklungen wurde 1971 entschieden, die Sektion in „Geschichte“ umzubenennen und die kritische Diskussion zu den diversen Aspekten der Photographiegeschichte bis auf Weiteres ins Zentrum zu stellen.
Als die Sektion im April 2000 ein weiteres Mal umbenannt wurde und ihre aktuelle Bezeichnung „Geschichte und Archive“ erhielt, war dies von dem Anliegen bestimmt, der fortschreitenden Ausdifferenzierung von photogeschichtlich und -kuratorisch orientierten Arbeitsfeldern Rechnung zu tragen. Spätestens von diesem Zeitpunkt an zählten zum Aufgabengebiet der Sektion nicht mehr nur historische und theorie-geschichtliche Untersuchungen, sondern auch der Austausch über die verschiedenen Praktiken der Verwahrung, Vermittlung und Präsentation des photographischen Erbes. Ebenso entscheidend war das Interesse, die Digitalisierung des Mediums Fotografie und die Verbreitung von digitalen Bilddatenbanken, fotografischen Foren und Plattformen als ein Thema der Sektionsarbeit zu etablieren.
Aktivitäten
Seit 1978 vergibt die Sektion einen Preis für fotografiebezogene Publizistik, bis 2010 als „Erich-Stenger-Preis“, bis 2019 als „DGPh-Forschungspreis Photographiegeschichte“, ab 2020 in Kooperation mit der Deutschen Börse Photography Foundation unter dem Titel „Thinking Photography“.
Ebenfalls in Kooperation mit der Deutschen Börse Photography Foundation wird 2020 zum ersten Mal ein weiterer Preis unter dem Titel „Writing Photography“ für innovative und kreative Formen der fotografiebezogenen Publizistik und Forschung ausgelobt.
Zudem organisiert die Sektion Konferenzen und Workshops und Veranstaltungen zu aktuellen Themen der Fotografieforschung und legt dabei besonderen Wert auf die Verknüpfung von historiografischen, archivarischen, kuratorischen und künstlerischen Positionen.