Download Pressetext: DGPh verleiht Kulturpreis 2009 in Heidelberg an den Photographen Wolfgang Tillmans Pressemitteilung 2009 / Oktober (Heidelberg, 3. Oktober 2009) In einer Feierstunde in den Räumen des Heidelberger Kunstvereins verleiht die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) im Rahmen des 3. Fotofestivals Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg den Kulturpreis 2009 der DGPh an den in London und Berlin lebenden, deutschen Photographen Wolfgang Tillmans. Sein umfassendes und vielfältiges photographisches Oeuvre ist vor allem durch achtsame Beobachtung seiner Umwelt, ein bewusstes künstlerisches Spiel zwischen Perfektion und Imperfektion sowie konsequente und innovative Präsentationsformen geprägt. Es ist einflussreich, stilbildend und hat vor allem den Wirkungskreis der Photographie in den letzten 20 Jahren in ungewöhnlicher Art und Weise erweitert. Deshalb sieht die DGPh Wolfgang Tillmans als „Persönlichkeit mit bedeutenden Leistungen im Bereich der Photographie“ und verleiht ihm die – neben dem Dr.-Erich-Salomon-Preis für die vorbildliche Anwendung der Photographie in der Publizistik - höchste Ehrung der Gesellschaft. In seiner Laudatio sagt der bekannte Photograph Professor F.C. Gundlach, selbst DGPh Kulturpreisträger 2001: „Die Zeitzeugenschaft und der Augenblickscharakter von Wolfgang Tillmans Fotografien weisen weit über sie selbst hinaus. Seine scheinbar beiläufig entstandenen Aufnahmen behalten auch losgelöst von ihren Entstehungskontexten Bestand. Nicht wenige von ihnen gehören inzwischen zum visuellen Gedächtnis seiner Generation.“ Zum 3. Fotofestival in Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg hat Wolfgang Tillmans eine besondere Verbindung. Nicht nur hat er den Untertitel des Festivals Bilder auf Abruf beigetragen, der auf die These des Festivals, dass ein begrenztes Repertoire an Mustern unsere Perspektive auf die Bilder der Welt vorstrukturiert, verweist. Er hat auch in einem im Katalog zum Festival publizierten Gespräch mit der Kuratorin Esther Ruelfs einen wesentlichen theoretischen Beitrag zum Thema geleistet. Der Kulturpreis wird seit 1959 verliehen. Mit ihm zeichnet die DGPh lebende Persönlichkeiten für bedeutende Leistungen im Bereich der Photographie aus. Träger des Kulturpreises der DGPh waren unter anderem Bernd und Hilla Becher, Henri Cartier-Bresson, Chargesheimer, F.C. Gundlach, David Hockney, Daido Moriyama, Irving Penn, Man Ray, Albert Renger-Patzsch, Ed Ruscha, August Sander und Wim Wenders. Wolfgang Tillmans Als Photograph hat Wolfgang Tillmans in der internationalen Kunstwelt höchste Auszeichnungen erhalten – allen voran 2000 als erster Photograph und Ausländer den renommierten Turner Prize der Tate Gallery in London. Der 1968 in Remscheid geborene Tillmans war als Jugendlicher leidenschaftlicher Hobbyastronom und schärfte so seine Beobachtungsgabe. Früh begann er mit dem Medium Photographie zu experimentieren, beispielsweise mit verfremdenden und abstrahierenden Schwarz-Weiß-Photokopien. Als Bestandteil und Beobachter von Subkulturen – beispielsweise der Londoner Club-, Rave- und Schwulenszenen – photographierte er in größter Unmittelbarkeit und verstörender Intimität. Seine eigene Intention war dabei nicht die Provokation, sondern vor allem das Interesse an der Beobachtung von Gemeinsamkeiten und Strukturen der ihn umgebenden Welt. Portraits, immer wieder in Auftrag für Magazine wie i-D, Spex, Interview, SZ-Magazin und Butt, sowie freie Arbeiten verschmolzen 1995 in einem viel beachteten Bildband im Taschen Verlag (Köln) und gründeten seinen Ruf als authentischen und prominenten Zeugen aktueller gesellschaftlicher Strömungen, der mit seiner Arbeit gängige Sichtweisen von Wirklichkeit in Frage stellt. Mehr als 20 weitere selbst gestaltete Künstlerbücher, Monographien und Kataloge folgten - ein Hinweis darauf, welch eine zentrale Bedeutung das klassische Medium des Photobuchs für Tillmans in seinem Gesamtoeuvre einnimmt. Ein wichtiger stilprägender Aspekt seines Schaffens sind seine eigenwilligen musealen Ausstellungskonzepte: beispielsweise in Vitrinen, zuletzt als raumgreifende Tischinstallationen („Truth study center“) und vor allem in seinen berühmten vielteiligen Wandinstallationen, in denen verschieden große Abzüge zum Teil ungerahmt mit Klebeband an der Wand befestigt werden. Tillmans verbindet die konsequente Beobachtung mit dem visuellen Experiment der Realitätserfahrung: sei es eine Sequenz startender Concorde-Überschallflugzeuge, astronomische Beobachtungen, stilprägende Stillleben oder Portraits. In den letzten zehn Jahren spielt die Abstraktion eine wesentliche Rolle innerhalb seines komplexen photographischen Oeuvres. Es entstehen Studien über Licht und Farbe, in denen photochemisches Papier ohne Kamera belichtet wird ("Blushes", "Freischwimmer", "Lighter"). Dass die Photographie eine Dreidimensionalität, d.h. eine eigene Haptik auch jenseits des Abbildhaften des Motivs besitzen kann, beweist Tillmans mit seinen konkreten skulpturalen Photo-Objekten. Hier behauptet sich das Photo als Objekt im Raum und nicht nur als Illusion von Raum. In den letzten Jahren waren Wolfgang Tillmans’ Arbeiten in großen Museums- Einzelausstellungen zu sehen, unter anderem im PS1, New York, Museum of Contemporary Art, Chicago, Hammer Museum, Los Angeles, Hirshhorn Museum, Washington D.C und zuletzt im Hamburger Bahnhof in Berlin. Nach einer Gastprofessur an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg (1998 bis 1999) ist Tillmans seit 2003 Professor für interdisziplinäre Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. Tillmans lebt und arbeitet heute in Berlin und London, wo er zudem in einer eigenen Galerie Öffentlichkeit für aus seiner Sicht zu wenig beachtete Positionen anderer Künstler schafft. Weiter Informationen zur DGPh: www.dgph.de Informationen zum Kulturpreis unter: www.dgph.de/preise/kulturpreis.html Zu Wolfgang Tillmans: www.tillmans.co.uk
Bildmaterial zu Wolfgang TillmansVerwendung des Bildmaterials nur in Verbindung mit der Berichterstattung über die Verleihung des Kulturpreises 2009 an Wolfgang Tillmans Alle Photos soweit nicht anders angegeben © by Wolfgang Tillmans. Courtesy Galerie Daniel Buchholz, Köln/Berlin.
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