DGPh zeichnet Photoprojekt mit Schülern aus

Am 20. Juni wurde der LVR Anna-Freud-Schule in Köln und der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur der diesjährige Bildungspreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) überreicht. Die engagierten Schüler stellten dabei in Anwesenheit von Kölns Bürgermeisterin Angela Spizig und dem Leiter des Dezernates Schulen des Landschaftsverbandes Rheinland, Ulrich Wontorra, ihr Projekt vor.

Ob mit dem Smartphone oder einer Spiegelreflex: Das Photographieren steht bei Jugendlichen hoch im Kurs. Und auch für anspruchsvolle Photoaktionen im Unterricht sind Schüler zu begeistern. Das verdeutlicht das Projekt „August Sander – Sich zur Schau stellen“.

Es wurde von der Kölner LVR Anna-Freud-Schule und der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur durchgeführt. Aufgrund seiner herausragenden Qualität wurde das Projekt mit dem Bildungspreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wurde am 20. Juni in der LVR Anna-Freud-Schule von Jan Schmolling, (Vorsitzende der Sektion Bildung und Weiterbildung der DGPh) und Michael Wagener (Jurysprecher) überreicht. Mit dem DGPh-Bildungspreis werden vorbildliche wissenschaftliche und künstlerische Projekte im Bereich der Photographievermittlung gewürdigt. „Dieser Preis ehrt alle, die an dieser Schule in unterschiedlichster Form und zu unterschiedlichen Themen mitgearbeitet haben. Ganz besonders zeichnet der Preis aber die Schülerinnen und Schüler aus, die sich mutig und experimentierfreudig auf das Projekt eingelassen haben“, freute sich der Schulleiter Ludwig Gehlen.


180 Schüler waren kreativ

Unter dem Titel „Sich zur Schau stellen“ haben sich insgesamt 180 Schülerinnen und Schüler aus sieben Klassen mit der historischen Aufnahme „Zirkusleute“ von August Sander beschäftigt. Sie haben darin unterschiedliche Aspekte und Aussagen entdeckt und in kreativer Arbeit weiter entwickelt. Zu Beginn wurde Leben und Werk des Photographen in jeder Klasse vorgestellt. Anschließend begann unter Mitwirkung zahlreicher Lehrkräfte die Projektarbeit in den einzelnen Klassen. Den Abschluss bildete ein in der Schule durchgeführter Aktionstag mit einer großen Ausstellung. Die Schüler und Lehrer gestalteten eine Publikation, die von der LVR Anna-Freud-Schule und der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur herausgegeben wurde. „Das Projekt hat gezeigt, dass Photographie in der praktischen Bildungsarbeit ganz wunderbar funktioniert“, stellen Marita Schnorbach von der LVR Anna-Freud-Schule und die Kuratorin Claudia Schubert rückblickend fest.

Teamwork als Erfolgsrezept

Wesentlichen Anteil an der erfolgreichen pädagogischen Arbeit hat die langjährige Kooperation der Schule mit der Kulturinstitution, so das übereinstimmende Fazit von Kölns Bürgermeisterin Angela Spizig und dem Leiter des Dezernates Schulen des Landschaftsverbandes Rheinland, Ulrich Wontorra, bei der Preisverleihung. Seit September 2004 verbindet die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur und die LVR Anna-Freud-Schule eine Zusammenarbeit, die die Vermittlung und Reflexion des Mediums Photographie zum Gegenstand hat. Alle Klassenstufen und Fächer werden einbezogen. Die Schülerinnen und Schüler lernen etwa Themen zur Geschichte und Theorie des Mediums kennen, machen eigene Photographien und arbeiten auch „klassisch“ in der Dunkelkammer. Regelmäßige Ausstellungsbesuche in der Photographischen Sammlung stehen ebenfalls auf dem Programm. „Das prämierte Photoprojekt stammt von Jugendlichen und Kindern, die auf ungewöhnlichen Pfaden auf dem Weg zu sich selbst sind. Die Schülerinnen und Schüler schenken uns persönliche Einblicke und lassen uns an ihrer schöpferischen Arbeit Anteil nehmen. Darin liegt für mich die ästhetische Besonderheit des Projektes“, so der Schulleiter Ludwig Gehlen.

Jury sieht vorbildhafte Auseinandersetzung mit Photographie

Zum dem neu gegründeten DGPh-Bildungspreis waren 17 Bewerbungen eingegangen. „Das fachliche Niveau der Einreichungen war sehr hoch, das ist ein gutes Signal für diesen neuen Preis“, so Jan Schmolling. Nach ausführlicher Diskussion waren sich die Jurymitglieder Prof. Klaus Dierßen, Dr. Torsten Scheid (beide Universität Hildesheim und Vorstandmitglieder der Sektion Bildung und Weiterbildung der DGPh) und Michael Wagener (Kunstpädagoge) in ihrer Entscheidung einig. Ihr Fazit: „Das Projekt der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur und der LVR Anna-Freud-Schule förderte das photohistorische Wissen der Schülerinnen und Schüler und ermöglichte spannende bildgestalterische und interpretatorische Prozesse“.

Hier die Jurybegründung im Wortlaut:

Das mit dem Bildungspreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnete Projekt »August Sander – Sich zur Schau stellen« ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie Bildungsarbeit gelingen kann. Das Projekt basiert auf einer langjährigen Kooperation zwischen der Kölner LVR Anna-Freud-Schule und der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur. Es besticht durch seine vorbildhafte Auseinandersetzung mit Photographie im Unterricht, die sich sowohl durch eine schülerorientierte Arbeitsweise und kreative Herangehensweise als auch durch eine bildsensitive medienkritische Haltung auszeichnet. Das Kooperationsprojekt wurde auf höchstem professionellen Niveau durchgeführt. Es integriert photohistorische, phototechnische, ästhetisch-künstlerische, sozial-integrative und gesellschaftskritische Momente und ist auch für die Persönlichkeitsbildung der beteiligten Schülerinnen und Schüler von besonderer Bedeutung.Die entstandenen Arbeiten nehmen in zeitgemäßer und kritischer Weise Bezug auf das Werk August Sanders. Im Mittelpunkt steht die Aufnahme von Zirkusleuten aus den Jahren 1926 – 1932. Die Betrachtung dieses singulären photographischen Bildes im Rahmen des Schulunterrichts fördert nicht nur das photohistorische Wissen der Schülerinnen und Schüler, sie schult im konkreten Fall auch ihr fachübergreifendes analytisches Verständnis für bildgestalterische und interpretatorische Prozesse. Auf vorbildliche Art und Weise zeigt sich im ausgezeichneten Projekt, wie die Wirkungskraft einer photographischen Aufnahme zum motivierenden Anstoß für den individuellen, sinnlichen, authentischen und kreativen Umgang mit dem Medium Photographie werden kann. Die Situation der Schülerinnen und Schüler in privaten wie schulischen Lebensbereichen wird dabei bewusst einbezogen. Dies gilt auch mit Blick auf die an der LVR Anna-Freud-Schule verwirklichte Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Körperbehinderungen und chronischen bzw. psychosomatischen Erkrankungen.
Das Projekt »August Sander – Sich zur Schau stellen« lässt Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Altersgruppen auf eine unverfälschte Art in ihrer eigenen Sprache zu Wort kommen. Dies gilt sowohl für die eigenständige individuelle Bildumsetzung der beteiligten Klassen und Arbeitsgruppen als auch für die textlichen Ergänzungen, die den im Projekt entstandenen Photographien als spontane Anmerkung oder in Form ausformulierter Kurztexte beigegeben sind. Auf jeder einzelnen Seite der in ihrer bunten Vielfalt ästhetisch ansprechenden Dokumentation ist die Begeisterung aller Beteiligten für das Projekt und die Photographie spürbar. Die Kooperation zwischen der LVR Anna-Freud-Schule und der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur macht eindrucksvoll sichtbar, welche wirkmächtigen Impulse die Photographie in der Bildungsarbeit setzten kann. Ausgezeichnet werden auch der pädagogische Mut und das Engagement der Projektleitung. Die Jury empfiehlt nachdrücklich eine Fortsetzung dieser erfolgreichen Kooperation.

 

Photo: Begrüßung durch Bürgermeisterin Angela Spizig. Autor: Peter Liedtke.