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Der Kulturpreis 2006 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) wird am 2. September um 17 Uhr im Museum Ludwig in Köln an den amerikanischen Künstler Ed Ruscha verliehen. Die Laudatio hält Dr. Stefan Gronert vom Kunstmuseum Bonn. Die DGPh ehrt damit einen Mann, dessen einzigartiges Schaffen zwischen Conceptual und Pop Art angesiedelt ist und dessen photographisches Werk die junge Künstlergeneration in starkem Maße beeinflusst hat. Die Photographie benutzte Ruscha dabei von Beginn an als Bindeglied zwischen den verschiedenen künstlerischen Feldern.

Edward Ruscha, 1937 in Omaha, Nebraska (USA), geboren und wichtiger Repräsentant der Kunstszene von Los Angeles, gehört durch seine Auseinandersetzung mit Büchern, Film und Graphikdesign zu einem der einflussreichsten Protagonisten amerikanischer Gegenwartkunst. Zwischen 1963 und 1978 veröffentlichte Ruscha 16 Künstlerbücher, die ebenso legendär wie unprätentiös sind: ‚Twentysix Gasoline Stations’, ‚Every Building on The Sunset Strip’ oder ‚Thirtyfour Parking Lots in Los Angeles’ enthalten eine photographische Auflistung des jeweils im Titel Genannten. Ihre serielle Reihung und der dokumentarische Charakter haben ganze Generationen von Photographen geprägt.

Ruscha sieht sich selbst eher als Maler und Zeichner und weniger als Photograph. Die von ihm veröffentlichten Bilder sind auch nicht alle eigenhändig aufgenommen. Die Parkplätze etwa wurden von einem professionellen Photographen aus dem Hubschrauber erfasst. In späteren Jahren hat Ruscha jedoch Portfolios aus vergrößerten Abzügen der Originalnegative von ‚Parking Lots’ oder ‚Twentysix Gasoline Stations’ hergestellt. Mit der Kamera erschließt sich Edward Ruscha ein Universum der scheinbar banalen und sterotypen Ansichten von Parkplätzen, Dächern, Tankstellen oder Swimmingpools auch in der Tradition von Dadaismus, Konstruktivismus und Surrealismus. Wie vor ihm Eugène Atget oder Robert Frank durchstreifte Ruscha die Nebenstraßen des Alltags.

Ruschas konzeptioneller Ansatz ist wichtig für eine Neuberwertung der Photographie als Kunst. Somit ehrt die DGPh mit dem diesjährigen Preisträger einen Künstler, der in hohem Maß dazu beigetragen hat, dass sich künstlerische Arbeit mit Photographie etablieren konnte. Gleichzeitig ist er Wegbereiter und Revolutionär für eine ganze Generation jüngerer Künstler.

Ruscha erhält den Kulturpreis, mit dem die DGPh seit 1958 bedeutende Leistungen auszeichnet, „die mit Hilfe der Photographie erzielt wurden, insbesondere auf künstlerischen, caritativem, sozialem, technischen, erzieherischen oder wissenschaftlichem Gebiet“. Unter den mit dem international renommierten Preis ausgezeichneten Künstlern befinden sich bedeutende Photographen wie August Sander, Man Ray, Henri Cartier-Bresson oder Daido Moriyama.

Am 1. September wird in Kooperation mit der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur im Museum Ludwig die große Ausstellung „Ed Ruscha. Photographer“ eröffnet, die vom Whitney Museum of American Art organisiert wurde und nach Stationen in Paris und Zürich ihre letzte europäische Station in Köln hat. Bis 26. November ist Ruschas photographisches Werk, dessen Schwerpunkt auf den frühen Photographien des Künstlers liegt, die er um 1960 in Europa und Amerika machte, und seine photographischen Arbeit der 1970er Jahre, die unter anderem in seine berühmten Künstlerbücher mündete, dort zu sehen.
Zeitgleich zur Ausstellung im Museum Ludwig zeigt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur die Reihe „Picturing Ed“ von Jerry McMillan, der den Künstler über viele Jahre hinweg in privaten Momenten, aber auch in Arbeits- und Ateliersituationen portraitiert hat.

Anlässlich der Ausstellung veranstaltet das Museum Ludwig am 3. September zudem ein Symposium zu Ed Ruscha im Kontext der Photographie um 1965.
Parallel zur Ausstellung präsentiert die KunstFilmBiennale außerdem das kostenfreie Filmprogramm „Carte blanche für Ed Ruscha“. Start ist – in Anwesenheit des Künstlers - ebenfalls am 2. September. Die KunstFilmBiennale ist eine Veranstaltung der SK Stiftung Kultur und der Stadt Köln in Kooperation mit der Imhoff-Stiftung und der Kunststiftung NRW.