Volker Hinz (DGPh)
In Love with Photography

450 Seiten mit  500 Abbildungen
Edition Lammerhuber
ISBN 978-3-903101-00-5; 249 Euro

Volker Hinz (DGPh) lebt für seine Leidenschaft, die Photographie. Bereits als 20-jähriger verkaufte er seine ersten Bilder. Mit 24 Jahren wurde er Leiter der „Sven Simon Bildagentur“ in Bonn, ehe er 1974 zum Magazin STERN nach Hamburg kam, dessen visuelles Erscheinungsbild er 40 Jahre lang entscheidend mitgeprägt hat. Hinz hat ein außerordentlich umfangreiches und breites Oeuvre geschaffen und zählt zu den bedeutendsten Photographen der Welt. Das in jeder Beziehung große Werk „In Love with Photography“ ist ein einzigartiger Schatz der Photographiegeschichte, der im Archiv von Volker Hinz seiner Entdeckung harrte. Ein Schatz, der von einem leidenschaftlichen Sammler von Porträts in 40jähriger Arbeit angehäuft worden und jetzt erstmalig zusammengefasst ist. Denn Volker Hinz hat diejenigen abgelichtet, die sonst hinter ihren Kameras verborgen bleiben. Wann immer er ihnen begegnet ist, hat Hinz mit seiner Rolleiflex, Hasselblad, Nikon oder Leica seine Kolleginnen und Kollegen photographiert. Und zwar überall: bei der Arbeit, im intimen Rahmen zu Hause, bei offiziellen Anlässen, eben in öffentlichen wie privaten Momenten. So ist eine einzigartige Sammlung der renommiertesten Photographen der zweiten Hälfte des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts entstanden. Diese reicht von Ansel Adams bis Richard Avedon, von Peter Beard bis Alfred Eisenstaedt, von F.C. Gundlach bis  Annie Leibowitz, von Peter Lindbergh bis Lee Miller, von Helmut Newton bis Irving Penn, Sebastião Salgado und Joel-Peter Witkin. Peter-Matthias Gaede, 20 Jahre lang Chefredakteur von GEO, hat Volker Hinz zugehört, die Geschichte dieser Begegnungen aufgezeichnet und in den Kontext der Kunstgeschichte gestellt. Er stellt fest, dass damit eine Sammlung jener Persönlichkeiten entstanden ist, die das Menschheitsgedächtnis mit jenen Bildern ausgestattet haben, die unserer Erinnerung Halt geben. Weil Volker Hinz mit Beharrlichkeit einen Schatz aus Gesichtern, Charakterköpfen, Typen, Persönlichkeiten, die ihm imponierten, angelegt hat. „Und so hat er auch Photographen gesammelt. Solche, die seinen Respekt hatten, die ihn beeindruckt haben mit ihrer Kreativität, ihrer Kunst, ihrem Handwerk, ihrer politischen Relevanz, ihrer Geschichte, ihrer Tradition, ihrem Wagemut, ihrer Verrücktheit, ihrem Revolutionsgeist, ihrem Zauber, ihrem Charme, ihrem Schicksal, ihren Überraschungscoups, ihrem Newswert, ihrer aufblitzenden Bedeutung oder auch nur ihrer vergangenen,“ so Peter-Matthias Gaede in seinem einführenden Beitrag. (vZ)

 

Konrad Rufus Müller
Über Schreibtische

184 Seiten, 120 s/w Photographien
Seltmann+Söhne
ISBN: 978-3-944721-48-4; 59 Euro

Es gibt kaum ein anderes Möbel, das mit so viel Prestige behaftet ist wie der Schreibtisch. Eine Spezialität des Porträtphotographen Konrad Rufus Müller ist es, prominente Persönlichkeiten neu zu sehen, anders als es Tausende von Pressephotos tun und müssen. Woran aber auch er nicht vorbeikommt: an dem Möbelstück, mit und an dem die Bedeutenden sich nun einmal am liebsten dargestellt sehen. So war es für ihn nicht weit bis zu der Idee, den Stier bei den Hörnern zu packen und den Schreibtisch selbst zum Thema zu machen – er hatte dafür ja schon einiges Material. Er richtete sein Augenmerk (und die Kamera) auf das effektivste und einflussreichste aller Arbeitsgeräte, unverzichtbar für alle, die in der Welt etwas bewirken oder das mindestens beabsichtigen. Gäbe es einen Untertitel für das vorliegende Buch, er könnte „Der Schreibtisch und sein Mensch“ heißen. Dieser Künstler und Seher begegnet nun einem Schriftsteller und gelernten Historiker, einem Meister des lakonischen Kommentars, der dennoch in seine Bücher immer wieder einen bestimmten Satz hineingeschrieben hat, fast wie eine Ermahnung an den Textmenschen: „Oft ist das Sehen dem Kennen überlegen“. Konrad Müller bittet Sten Nadolny, einen „kleinen Begleittext“ für diese Photos zu schreiben, und der ist von Thema und Bildern so begeistert, dass ihm ein funkelnder Essay zur Kulturgeschichte des Schreibtisches gelingt, mit vergnüglichen, oft recht ironischen Kommentaren zu dem, was die Bilder zeigen. Porträtkunst und Sprache arbeiten in diesem Buch aufs Schönste zusammen, das gehört mit zu seiner Einzigartigkeit.

 

Johanna Diehl
Ukraine Series

160 Seiten, 72 Abb.
Sieveking Verlag
ISBN 978-3-944874-14-2; 49,90 Euro

2013 besuchte die Künstlerin Johanna Diehl ehemalige Synagogen auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Während der deutschen Besatzung teilweise zerstört, wurden diese unter der sowjetischen Herrschaft völlig zweckentfremdet: als Autowerkstatt, Essigfabrik, Krankenstation, Kino, Näherei, Sporthalle oder KGB-Gefängnis. Die Gebäude verdeutlichen die rücksichtslose Machtdemonstration der einen oder der anderen Ideologie über die Synagoge als religiösem Kulturraum. Eine zugemauerte Thora-Nische oder historische Deckenmalereien, die unter einem abbröckelnden Anstrich wieder hervorscheinen, weisen manches Mal auf das reiche religiöse Leben hin, das über Jahrhunderte in diesen Räumen blühte. Die mit einer Großformatkamera gemachten einfühlsamen und zugleich schonungslosen Aufnahmen werden durch sehr persönliche, literarische Texte von Juri Andruchowytsch bereichert, des derzeit renommiertesten ukrainischen Schriftstellers. Er kennt viele der von Diehl bereisten Orte seit seiner Jugend.

 

Samaneh Khosravi
Among Women

96 Seiten, 39 farbige Abbildungen
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-7356-0120-9; 29,95 Euro

„Among Women“, die erste Publikation der iranisch-deutschen Photographin Samaneh Khosravi, ist authentische Photoreportage und eindrucksvoller Bildband in einem: eine Dokumentation über Frauen im Iran, die ein ganz eigenes Körpergefühl für Schönheit und Ästhetik besitzen und dieses auch leben. Dabei setzt gerade die junge iranische Bevölkerung Modetrends, die sowohl der islamischen Kleiderordnung gerecht werden als auch die individuelle Persönlichkeit hervorheben. Mit viel Nähe zu den Porträtierten gelingen Khosravi intime und unmittelbare Einblicke in das Leben und Selbstverständnis der jungen Frauen.
 

Tina Barney and Stephen Shore
The Noguchi Museum - A Portrait
136 Seiten, 78 Farbabb., English
Phaidon
ISBN: 9780714870281; 39,95 Euro

The celebrated New York museum captured by two of today’s most respected photographers, Tina Barney and Stephen Shore, DGPh Kulturpreis awardee 2010. Isamu Noguchi, the influential 20th century artist, founded and designed the museum for the display of his own work. Noguchi is internationally renowned and his work is featured in over 85 prominent public collections in the US and close to 40 abroad. This is the only book that focuses on the unique dynamic between the museum’s artworks, architecture, and visitors and the museum celebrates its 30th anniversary in 2015, coinciding with publication. The book includes a foreword by the museum director, Jenny Dixon, and a selection of archival images documenting the transformation of the museum—many published here for the first time.

 

Andrea Tese
Inheritance

128 Seiten, 73 Farbphotographien, Englisch
Steidl 2015
ISBN 978-3-86930-810-4; 35 Euro

Wie stellt man sich dem Leben des Anderen? Die Photographin fand sich eines Tages vor der Aufgabe, das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zu leeren. Sie versucht, sich Übersicht zu verschaffen: Was behalten, was ist für den Flohmarkt, was für den Müll bestimmt? Die viel zu vielen Gegenstände ordnet sie in Stapel – Bücher zu Büchern, Schuhe zu Schuhen, Nippes, Elektrogerätschaften, Gebisse, Büchsen getrockneter Farben, Werkzeuge… Sie photographiert ihre Inventur, Dokumente vergangenen Lebens. Die Stapel folgen Ordnungsprinzipien, werden kunstlos zu Skulpturen arrangiert: 76 Zigarettenschachteln, eine davon angebrochen; die einst den Großeltern geschickten Kinderzeichnungen und Glückwunschkarten; der jährlich wieder aus einem eigenen Wandschrank hervorgeholte Plastikweihnachtsbaum; mindestens acht Lineale. Photoalben, Wandbilder. Ein 1936 datiertes Magazin mit damals vielleicht riskantem Inhalt. Stahlhelm, Adler, das Sternenbanner. Wie Alison Nordström in ihrem Nachwort beschreibt, hallt die Resonanz dieser gewöhnlichen Gegenstände nach, sie werden zu Relikten der Trauer und erklären diese Trauer aus Fragmenten. (HCA).

 

Landschaft. Umwelt. Kultur.
Hg. Gisela Parak (DGPh)

144 Seiten, zahlreiche Abb.; Englisch
Museum für Photographie, Braunschweig
ISBN 978-3981756814; 19 Euro

Der Ausstellungsband »Landschaft. Umwelt. Kultur.« nimmt Bezug auf die Ausstellung New Topographics – Photographs of a Man-Altered Landscape (1975, George Eastman House), die bis heute stilprägend für eine bestimmte Art der Dokumentarphotographie ist. Der transkontinentale Charakter dieses Stils wurde damals durch die Teilnahme des Ehepaars Bernd und Hilla Becher deutlich. Die Erforschung des alltäglichen Lebensumfeldes in einer sachlich, distanzierten Herangehensweise hat bereits in den 1920er Jahren begonnen. Der „Typographic style“ ist nicht 1975 entstanden, sondern kuratorisch aufbereitet worden durch William Jenkins, der das Topografische als ein architektonisch-urbanen Interesse an der Divergenz von Stadtkultur und „Natur“ thematisierte. Das Buch spannt nun den Bogen über die Werkgruppe »San Quentin Point« (Lewis Baltz, 1982) zu den heutigen Umweltschutzbewegungen. Wie 1975 wird auch 40 Jahre später durch die Kuratoren versucht, verschiedene photographische Positionen zu einer stilprägenden Bewegung zu formen. Dabei sind staatliche Programme wie Mission photographique de la DATAR oder das »bridges« Projekt in Deutschland Initiatoren einer künstlerischen Interpretation des Strukturwandels. Der Leser muss selbst entscheiden, ob es gelingt, vergleichbare Aspekte in den Bildsprachen der Werkgruppen aus USA, Frankreich, Deutschland, England, Spanien, Dänemark und den Niederlanden zu erkennen, und ob er die dargestellten inhaltlichen Gemeinsamkeiten, wie Differenzen in Thematik und bildlicher Konzeption der künstlerischen Positionen nachvollziehen kann. Unzweifelhaft enthält das Buch einige sehr interessante Werkserien u.a. von Joachim Schumacher, Jean-Louis Garnell, Hans Aarsman, Theo Baart und Bettina Steinacker, die leider im Buch nicht voll zur Geltung kommen. (DB)
(Ausstellung,: Museum für Photographie, Braunschweig, 23.10. - 29.11.)

 

Gisela Parak (DGPh)
Photographs of Environmental Phenomena

256 Seiten, zahlr. z.T. farb. Abb., Englisch
transcript Verlag
ISBN 978-3-8376-3085-5; 39,99 Euro

Since well before the debates about global warming and climate change, images have played an important part in bringing changes in nature and the environment to the attention of the general public. Moreover, most of these images have historic precursors. Gisela Parak illuminates how the synergy of photography and science gave rise to a class of photographs of environmental phenomena in the history of the United States of America, and how these images supported and instructed the scientific pursuit of knowledge, and were furthermore used as a persuasive means for directing public opinion.

 

Thomas Prochnow
Der Zweite Öffentliche Raum

128 Seiten, Abb. in SW-und Vierfarbdruck
Kettler Verlag
ISBN 978-3-86206-522-6; 29 Euro

Der Bildband »Thomas Prochnow Der Zweite Öffentliche Raum« ist in der Ausstellungsreihe »Fotografie im Portal der Industriekultur« erschienen. Das Buch besticht durch seine konsequente Buchgestaltung, die mit einer klaren Typografie und passenden Papieren eine optimale Präsentation der Werkgruppe des Berliner Konzeptkünstlers, Maler und Photographen Thomas Prochnow ergibt. Das Thema »Vom Unort zum Sujet.« hat eine lange stilistische Tradition in der künstlerischen Photographie. Von Albert Renger Patzsch bis zum Ehepaar Becher wird in diesen Werkgruppen mit den medialen Möglichkeiten der Photographie gearbeitet. Dagegen wählt Thomas Prochnow Orte aus, um dort künstlerisch zu agieren, indem er Flächen farbig gestaltet oder geometrische Muster konstruiert. Durch ihre Farbigkeit heben sich Prochnows Rauminterventionen deutlich von der Umgebung ab. Er setzt die Photographie zur Dokumentation seiner real mit Farben veränderten Räume ein und macht sie so für ein breites Publikum erlebbar. Sie verleihen dem ausgewählten Ort eine neue ästhetische Dimension, die dann wie der umgebene Raum dem weiteren Verfall überlassen wird. Die nicht mehr genutzten und beachteten Räume werden einer „ästhetischen Bedeutung“ zugeführt. Man wird unwillkürlich an das Buch „Die Welt ist schön“ erinnert. Wie in der abstrahierenden SW-Photographie wird die Wirkung von geometrischen Formen dieser Orte mit Farbspektren oder einzelnen prägnanten Farbtönen untersucht. Beide Positionen sind der Minimal Art der 1960er Jahre verwandt. Die Transformation verlassener Orte (stillgelegte Industriebrachen, Abrisshäuser) interpretiert und definiert Prochnow durch Intervention neu, wie das nicht museal genutzte Stellwerk auf Zollverein. In dem Buch werden Werke des Künstlers, die aktuell auf Zollverein entstanden sind, erstmals vorgestellt. (DB)
(Ausstellung: Zollverein Essen, 24. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016)

 

Yann Arthus-Bertrand
Human

224 Seiten mit 250 farbigen Abbildungen
Knesebeck Verlag
ISBN 978-3-86873-905-3; 24,95 Euro

Drei Jahre reiste Yann Arthus-Bertrand um die Welt, um über 2000 Menschen in 70 Ländern zu interviewen und sie und ihre Lebenswelten zu photographieren. Ergänzt werden die Interviews von Beiträgen internationaler Journalisten und Menschenrechtler – ein eindringliches Porträt der Menschheit, das die Themen Frauen, Gerechtigkeit, Toleranz, Armut, Krieg und Glück aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Aufwendig gestaltete Doppelseiten fassen in Infografiken, Zitaten und kurzen Erläuterungen Wissenswertes zusammen. Wichtiger Bestandteil des Gesamtprojekts ist ein 4-D-Film, der vor dem UN-Gebäude in New York öffentlich uraufgeführt und später auf Plätzen und Filmfestspielen weltweit gezeigt wird.

 

Christoph David Drange
Socialism Today in Venezuela

160 Seiten, 149 farbige Abbildungen; Deutsch, Englisch, Spanisch
Kerber Verlag
ISBN:    978-3-7356-0096-7; 24 Euro

Anfang des Jahres 2013 bereiste Christoph Drange Venezuela. Dabei konzentrierte sich sein Blick auf die Phänomene einer sozialistischen Gesellschaft, die dennoch zahlreiche Merkmale einer kapitalistisch geprägten und von Ungleichheit gezeichneten Nation besitzt. In seinen Photographien begegnen sich Anspruch und Wirklichkeit eines sozialistischen Landes, das keines ist. Hecho En Socialismo – Socialism Today in Venezuela ist mehr als eine dokumentarische Momentaufnahme, aber vor allem ist es eine Spiegelung und Selbstbefragung zum Thema heutiger Möglichkeiten einer sozialistischen Alternative angesichts eines alles erfassenden, globalen Kapitalismus.

 

Leah Bendavid-Val
Facing Change

252 Seiten, 74 farbige Abbildungen, 100 s/w Abbildungen, Englisch
Verlag Prestel
ISBN: 978-3-7913-4836-0; 55 Euro

Dieser Photoband erlaubt faszinierende Einblicke in das Amerika des 21. Jahrhunderts. Die von der Library of Congress geförderet Sammlung wird in diesem außergewöhnlichen Photoband erstmals publiziert und kommentiert. Ausgehend von wichtigen Themen und Ereignissen unserer Zeit, wie Immigration, Gesundheitsversorgung, Immobilienkrise, Kriege in Afghanistan und im Irak oder Naturkatastrophen wie der Wirbelsturm „Katrina“, dokumentiert diese Sammlung die Veränderungen im Amerika des 21. Jahrhunderts, gespiegelt in Tausenden von Porträts, Bildserien und Momentaufnahmen aus dem Alltag des wirtschaftlich mächtigsten Landes der Erde. Facing Change ergänzt die repräsentative Auswahl aus der umfangreichen Bildsammlung mit Werken von Danny Wilcox Frazier, Carlos Javier Ortiz oder Donna Ferrato, durch Interviews mit Photographie-Experten der Library of Congress sowie durch einführende Texte zum Werk der Photographen und deren Biografien.

 

Wilfried Kaute
Wenn es Nacht wird

240 Seiten, ca. 200 Schwarz- Weiß-Photographien und original Zeitungsartikeln
Emons Verlag
ISBN 978-3-95451-730-5; 39,95 Euro

Die Aufnahmen von Verbrechen in New York 1910-1920 sind ebenso schockierend wie faszinierend. Um die Jahrhundertwende 1900 revolutionierte die noch junge aufkommende Photographie die Aufklärung von Kriminalfällen. Exakt und detailreich, ohne Emotion auf Spurensuche – die Tatortphotographie hatte zu dokumentieren, was vorgefallen war. Angehörige der Opfer, Täter und die beteiligten Ermittler sind verstorben und die Akten vernichtet. Zu einigen Photographien finden sich Notizen. Wilfried Kaute recherchierte in den Pressearchiven die Umstände der jeweiligen Kriminalfälle. Ein Datum, ein Ort oder der Name eines Opfers halfen bei der Suche nach der Geschichte der Photos. Die Artikel lesen sich wie Kriminalromane. Mit ihrer spannenden und authentischen Berichterstattung ergänzen sie die Dramatik der Photographien. Ein Buch, das keinen kaltlässt, das aufwühlt und in den Bann zieht.

 

Andreas Züst
Menschen Tiere Abenteuer

304 Seiten, 380 Farbabbildungen
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-905929-93-5; 46 Euro

Die Kamera war Andreas Züsts treue Begleiterin. Ob bei seinen Spaziergängen durch Landschaften oder die nächtliche Stadt – seine Pentax mit s/w-Film war meist mit dabei. Mit ihr hat er sein Leben, einem Tagebuch gleich, festgehalten. Fragmentarische Notizen zu den abgelichteten Geschehnissen trug er jeweils in seine Almanache ein. Der erste Almanach, der von 1978 bis 1983 reicht, gibt den Rahmen für die Publikation „Menschen Tiere Abenteuer“ vor. Seine Beobachtungen visueller Phänomene, sozialer Verbindungen und der Zeitgeschichte werden in der Reihenfolge ihrer Entstehung gezeigt und umreißen seinen gleichzeitigen Blick auf disparateste Phänomene, seien es nun die Zürcher Bahnhofstraße, Eisstrukturen, den Künstler Anton Bruhin, nächtliche Straßenszenerien, seine Familie. Diese chronologische Sicht auf das Werk eröffnet einen Zugang zu diesem leicht melancholisch anmutenden Künstler, der ihm vielleicht am nächsten kommt. Doch auch sein Interesse am Medium selbst zeigt sich hier deutlich – im Festhalten des Aktes des Photographierens, in Doppelbelichtungen oder in seinem Blick für Photographie im Alltag. Dies alles hat Züst, teils mit einem Agfa Ortho 25, einem Repro-Film mit ganz eigener Ästhetik, festgehalten. Darüber hinaus bietet die aufwendig recherchierte Publikation einen umfassenden Blick auf das Werk von Andreas Züst, da in diesen s/w Bildern alle Motive seiner Farbbildserien dicht beieinander vertreten sind (aufgearbeitet wurden diese Serien teils schon in den Büchern Bekannte Bekannte 1 und 2, Roundabouts, Himmel). In dieser Verbindung wird „Menschen Tiere Abenteuer“ Andreas Züsts persönlichstes, aber auch bezüglich seines künstlerischen Werks aufschlussreichstes Buch sein.

 

Josef Sudek
The Legacy of a Deeper Vision

288 Seiten, 210 Photographien, Englisch
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-5291-3; 49,90 Euro

Der Photograph Josef Sudek, einer der großen Photographen des 20. Jahrhunderts, steht für herausragende Kunstfertigkeit und technische Virtuosität – beispiellos unter seinen Zeitgenossen. Besonders die Wiedergabe des Lichts kennzeichnet seine Photographien. Dieser Band lädt ein zu einer vielschichtigen, autobiographischen Reise durch die Kunst, das Leben und den unbezähmbaren Geist dieses Photokünstlers. Josef Sudek (1896–1976) sah sich zu Beginn seiner Karriere konfrontiert mit Kubismus und Surrealismus, der tschechischen Avantgarde und anderen vorherrschenden Kunstrichtungen der 1920er- und 1930er-Jahre. Doch Sudek suchte eine eigene Form des künstlerischen Ausdrucks. Eindringlich verlieh er seinen Photographien eine nahezu kontemplative Qualität und verwandelte seine Beobachtungen in visuelle Gedichte von ganz besonderer Zeitlosigkeit. Der Bildband versammelt mit Beiträgen des Photographiehistorikers und Kurators Antonin Dufek, des Herausgebers des Magazins Canadian Art, Richard Rhodes, des Photographen Geoffrey James und der Kuratorin für Photographie an der Art Gallery of Ontario, Maia-Mari Sutnik, die wichtigsten Autoren zu Sudeks Werk. Zudem enthält der Band Auszüge aus John Banvilles „Prague Pictures: Portraits of a City“ und eine Chronologie zu Sudeks Leben und Werk einschließlich ausgewählter Solo-Ausstellungen, zusammengestellt von der Kunsthistorikerin Anna Fárová. (vZ)

 

Viviane Sassen
Umbra

196 Seiten, 200 farbige Abbildungen, Englisch
Verlag Prestel
ISBN: 978-3-7913-8160-2; 59 Euro

Der neue Photoband ist für den Deutsche-Börse-Fotopreis 2015 nominiert.
Mit Umbra legt die international gefragte niederländische Photographin Viviane Sassen ihren neuen, hochwertig ausgestatteten Photoband vor. Der Bildauswahl liegt eine preisgekrönte Serie zugrunde, in der das Thema Licht und Schatten im Mittelpunkt steht. Der harte Kontrast zwischen Hell und Dunkel, zwischen Realismus und Abstraktion wird in Umbra (der lateinische Begriff für Schatten) zur Metapher für widerstreitende Emotionen wie Angst und Begehren, Erinnerung und Erwartung, Fantasie und Illusion. Der feinfühlige Photo-Essay zeigt im Wechselspiel von Licht und Schatten, von Texturen und Strukturen alle Elemente, die Viviane Sassens Bildsprache so einzigartig machen.

 

André Gelpke
Sex-Theater

216 Seiten, mit 170 schwarz/weiß-Abbildungen Duplex
Spector Books
ISBN: 978-3-95905-035-7; 40 Euro

André Gelpkes Serie »Sex-Theater« entstand in den 1970er Jahren und zeigt Darsteller verschiedener Sextheater in Hamburg St. Pauli. »Die Faszination, die mich als Photograph erfasste, ging von der Persönlichkeit des Einzelnen aus, dem Darsteller, der bereit war, die geheimen sexuellen Fantasien einer verklemmten Gesellschaft in aller Öffentlichkeit und nur gegen ein Honorar in die Realität umzusetzen.« 1981 wurde Sex-Theater erstmals als Buch veröffentlicht und war schnell vergriffen. Die Ausgabe, die Spector Books gemeinsam mit cpress veröffentlicht, ist eine Neuinszenierung der Serie: mit einer erweiterten Bildauswahl, neuen Texten und in einer Form, die diesem Bildconvolut eine zeitgenössische Bühne im Buch verschafft. Denn die Epoche, die hier sichtbar wird, ist zu Ende. In »Sex-Theater« ist der Niedergang dieser Clubs festgehalten.

 

Frauen im Revier
Hg. Sigrid Schneider (DGPh)

260 Seiten, ca. 250 s/w und farbige Photographien
Emons Verlag
ISBN 978-3-95451-731-2; 35 Euro

Eine spannende Zeitreise durchs Ruhrgebiet: Photographien aus 100 Jahren seit dem Ende des 19. Jahrhunderts – viele davon hier erstmals veröffentlicht – erzählen vom Leben der Frauen im Ruhrgebiet. Gezeigt wird der Alltag im Kaiserreich, die harte Frauenarbeit in der Industrie, den täglichen Kampf in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Die Bilder erzählen von Krieg und Nachkriegszeit, von Wirtschaftswunder und Strukturwandel. Allein durch die Macht der großartigen Bilder erschließt sich wie im Zeitraffer die Welt der Frauen im Ruhrgebiet des 20. Jahrhunderts. Ein opulentes Buch zu einem berührenden und spannenden Thema.

 

Cosima und Klaus Schneider
Shangri-La - Das Museum hinter der Brücke

400 Seiten, 260 Farbabbildungen, deutsch, englisch, italienisch,
Modo Verlag
ISBN 978-3-86833-166-0; 56 Euro

Besucher waren vorgewarnt. Ein handschriftlicher Hinweis verkündete: „Das Museum Shangri-La als Zeuge der über tausendjährigen Geschichte unserer Vorfahren in ihrer Arbeit, Mühe und Hingabe, erstreckt sich über 5.000 Quadratmeter“. Von Beginn an war es ein utopisches Unterfangen. Nicht grundlos stand das fiktive Lama-Kloster Shangri-La aus James Hiltons Roman „Der verlorene Horizont“ für dieses Museum Pate. Ein normales Museum war Shangri-La nie. Seit 1965 verfolgte Pietro Benzi (1931–2014) das Projekt, während der Umweltaktivist bei den Bauern des Piemonts dafür warb, keine Pestizide zu verwenden, sammelte er ein, was diese nicht mehr wollten, weil es zu alt oder aus der Mode gekommen waren: 2,7 Millionen Objekte der Alltagskultur, darunter viel Hausrat, religiöser Kitsch, Nippes, Schuhe und Plastikspielzeug. Pietro Benzi, der als Glockenmechaniker gearbeitet hat, sammelte gegen das Vergessen an, gegen die Vergänglichkeit kam auch er nicht an. Der Bildessay von Cosima und Klaus Schneider nimmt den Betrachter mit auf eine Reise in das Innere dieser unsystematischen Sammlung. Viel Staub und Spinnfäden haben sich über diese „Stillleben aus verborgenem Tiefsinn“ gelegt, wie der Literaturwissenschaftler Heiner Boehncke diese Ruine eines Museums nennt. Die sechs Texte dieses Buches kreisen um den Sinn des Sammelns und der Institution des Museums, folgen aber auch poetischen Arrangements und dadaistischen Collagen. Hier ist ein Originalkunstwerk zu entdecken.

 

Marius Tegethoff
Diffusionism

112 Seiten, 60 farbige und 8 s/w Abbildungen
Kerber Verlag
ISBN:    978-3-7356-0126-1; 36 Euro

Die Arbeiten des Photographen Marius Tegethoff in seinem Band „Diffusionism“ wurden in großen Höhen aufgenommen. Sie sind Ergebnis analytisch-dokumentarischer Beobachtungen und wirken zugleich wie aus der Transparenz der Luft gemalte Bilder des Himmels. Ihre Wirkung ist von poetischer Grenzenlosigkeit, die beim Betrachten eine Gleichzeitigkeit von Verloren- und Vertrautheit auslöst. Inspiriert wurde Tegethoff von Photographen wie Ansel Adams, Hiroshi Sugimoto und Bruno Aveillan.

 

Marc Lagrange
Senza Parole

208 Seiten, 55 Farb- und 104 Duplex-Photographien,
Text in Englisch und Französisch
teNeues Verlag
ISBN:    978-3-8327-3298-1; 79,90 Euro

Nur mit Hingabe und beneidenswertem Können lässt sich eine Kunst wirklich beherrschen. Umso bemerkenswerter ist der Künstler, der sein Arbeitsfeld erweitert und sich über seinen so charakteristischen wie gefeierten Stil hinauswagt. Die meisten würden ein solches Risiko nicht einmal zu denken wagen. Doch Marc Lagrange besitzt in Senza Parole die Kühnheit, diesen aufregenden Sprung zu machen, und präsentiert ein breites Spektrum unverwechselbarer photographischer Ansätze – von schonungslos direkten Aktstudien bis zu seinen typischerweise komplexeren und exotischen Kompositionen. Die ergebenen Anhänger Lagranges werden auch hier die märchenhafte Erotik und technische Perfektion finden, für die der Photograph bekannt und berühmt ist, doch darüber hinaus gleicht in diesem Buch kein Bild dem anderen. Und wie nicht anders zu erwarten, wurde jede Szene sorgfältig arrangiert, und kein Detail bleibt dem Zufall überlassen. Marc Lagranges Begeisterung für alles Skulpturale ließ ihn nach Kulissen suchen, die auf irgendeine Weise die bildhauerischen Künste verkörpern. Also reiste er für das vorliegende Werk ins italienische Pietrasanta. Wegen des feinen Marmors der Region, der schon zu Michelangelos Zeiten hoch geschätzt wurde, ist der Ort seit Langem ein Anziehungspunkt für Künstler. Im heimischen Antwerpen konnte Lagrange der Versuchung der ikonischen „Handelsbeurs“ nicht widerstehen, eines architektonischen Wunderwerks, wie es im Buche steht. Sein letzter Stopp hieß Paris, wo ein Künstlerloft voll barocker Dekadenz die perfekte Atmosphäre für ein von Fellini inspiriertes Shooting lieferte.

 

Lars Bauernschmitt / Michael Ebert (beide DGPh)
Handbuch des Fotojournalismus

ca. 440 Seiten, komplett in Farbe, auch als E-Book erhältlich
dpunkt-Verlag
ISBN: 978-3-89864-834-9; 39,90 Euro

Photojournalisten tragen die Welt in die Wohnzimmer. Kein Ereignis, keine gesellschaftliche Veränderung, die nicht im Bild festgehalten und durch das Bild publik gemacht würde. Was wir über die Welt wissen, vermittelt sich uns vorwiegend über Photos. Photos steuern unsere Wahrnehmung und entscheiden darüber, wie wir Geschehen rezipieren und an welche Ereignisse wir uns in Zukunft erinnern werden. Die Bedeutung von Photos in der Mediengesellschaft ist größer als jemals zuvor. Das Informationszeitalter gehört denen, die Bilder lesen können. In 55 Beiträgen liefern Lars Bauernschmitt und Michael Ebert einen Abriss über die Geschichte des Photojournalismus von seinen Anfängen bis heute. Die beiden Autoren geben einen intensiven Einblick in die wesentlichen photojournalistischen Sujets und liefern profunde Analysen der aktuellen Entwicklungen eines sich rasant verändernden Mediums. Neben grundlegenden Informationen zu den wichtigsten Erzählformen behandelt das Buch rechtliche, wirtschaftliche und berufspraktische Themen. In 18 Interviews erklären Photographen, Bildredakteure und renommierte Kenner der Szene die Entwicklungen im Photojournalismus aus ihrer jeweils ganz persönlichen Perspektive und verraten, wo sich neue Betätigungsfelder auftun und wie sich die aktuellen Veränderungen nutzen lassen.

 

Klaus Mangold
Digitale Infrarotfotografie

216 Seiten
mitp Verlag
ISBN: 9783958450738; 33,99 Euro

Infrarotphotographie mit dem verwunschenen »Wood-Effekt« schafft eine faszinierende neue Welt, die Klaus Mangold mit diesem Buch eröffnet. Diese aktualisierte Neuauflage vermittelt zunächst das nötige Grundlagenwissen zu den physikalischen Zusammenhängen, Filtern, Kameraeinstellungen und der Nachbearbeitung in Photoshop. Zu den fortgeschrittenen Techniken gehört z.B. auch der Kameraumbau. Fast jede digitale Spiegelreflexkamera ist für den Umbau geeignet. Aber welcher Filter passt hier am besten? Klaus Mangold gibt ausführlich Antwort. Genaue Anleitungen zur professionellen Photoshop-Bildbearbeitung helfen dann, das Beste aus den Photos herauszuholen. Selbst Porträt- und Aktaufnahmen in Infrarot werden so möglich!

 

Thomas Pflaum (DGPh)
Fotografieren im Ruhrgebiet

379 Seiten, in Farbe
Rheinwerk Verlag
ISBN 978-3-8362-2805-3; 29,90 Euro
Auch als E-Book für 24,90 Euro verfügbar

Eine photographische Entdeckungsreise zu den spektakulären Photospots und den photographischen Highlights jenseits der Postkartenmotive. Nützliche Tipps vom Photographen, Tourempfehlungen, Land und Leute – alles inklusive. Zwischen Duisburger Innenhafen und Dortmunder U sind die photographischen Möglichkeiten nahezu unbegrenzt. Für spontane und ambitionierte Phototouristen, die das Ruhrgebiet photographisch entdecken wollen.

 

Rolf H. Krauss (DGPh)
Das Lachen und die Kamera

252 Seiten mit 61 farbigen und 89 s/w Abbildungen
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0153-7; 34,90 Euro

Der Autor bezieht sich in seinem Werk auf die Theorie des französischen Philosophen Henri Bergson (1859-1941), der das Lachen als „soziale Geste“ bezeichnet, mit der Neues und Unbekanntes für die Allgemeinheit brauchbar gemacht wird. Krauss beschreibt in 18 Textblocks und Abbildungen die erst allmählich wachsende gesellschaftliche Akzeptanz der Photographie im Laufe des 19. Jahrhunderts. Karikaturen und Cartoons von Maurisset und Daumier zu Lewis Carroll und Zeichnungen in der versammelten illustrierten Presse der Zeit dienen als Belege zwischen Satire und Humor, in denen sich das unbekannte Neue langsam erschließt, bis es zu einem akzeptierten Stück Alltag geworden ist.  Krauss-Leser werden bei den Abschnitten zu Friedrich Wilhelm Hackländer oder zu einer Geistersoirée an frühere Arbeiten des Autors erinnert werden. Obschon dies kein lustiges Buch ist – doch ein  amüsantes – sei sehr frei nach Homer gesagt: Möge ein langes Gelächter bei den seligen Sehern erschallen/ als sie prüften spitzer Federn mannigfaltig Maß/ und die Worte studierten des klugen Schreibers Krauss. (HCA)