Werkstatt für Photographie 1976-1986
Hrsg. von Florian Ebner (DGPh), Felix Hoffmann, Inka Schube (DGPh) und Thomas Weski
392 S. mit 225 (150 farb.) teils ganz- bzw. doppelseit. Abb.
Verlag Walther König
ISBN: 978-3-96098-042-1; 39,80 Euro

Das Buch "Werkstatt für Photographie 1976-1986" fasst die drei Ausstellungen in Essen, Berlin und Hannover zusammen und lädt den Leser zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Thematik ein. Es ist somit der Kern des Projekts und ermöglicht die kritische Auseinandersetzung und Reflexion dieses Abschnitts in der Photographie. Es ist vor allem ein Themenwechsel: zu dem von Steinert gelehrten Bildjournalismus kommt das Photodesign und die künstlerische Photographie hinzu. Letztere teilt sich in den 90er Jahren noch in „Photographie“ und Medienkunst auf. Der Photograph Michael Schmidt gründet 1976 die „Werkstatt für Photographie“ an der Volkshochschule in Berlin-Kreuzberg, die bis 1986 erheblichen Einfluss und Wirkung auf die Strukturen der „künstlerischen Photographie“ nehmen wird. Mit dem Tod von Otto Steinert war ein stilistisches Vakuum entstanden, das neue Wege möglich machte, dazu gehörten eine eigenständige Form künstlerischer Autorschaft im Bereich des Dokumentarischen. Der Abschnitt im Buch zur „Werkstatt für Photographie 1976 – 1986“ stellt die damals neuen Themen Farbe, Urbanität und Jugendkultur der noch jungen Talente Gosbert Adler, Joachim Brohm, Volker Heinze, Andreas Gursky vor und präsentiert die amerikanischen Referenzen jener Zeit: Stephen Shore, William Eggleston, Lee Friedlander und Diane Arbus.
Das Buch gibt aus diversen Perspektiven einen umfassenden Einblick in die stilistische Entwicklung der deutschen Photographie der 1970er und 1980er Jahre. Eine analytische Auseinandersetzung mit dokumentarischen Formen, die Suche nach authentischen Bildern und einer entsprechenden Haltung der Photographen stellt der objektivierenden Distanz der Düsseldorfer Schule einen suchenden, eher subjektiven Blick gegenüber. Ergänzend zu dem Steinert Symposion auf Zollverein im letzten Jahr stellt das Buch ein wichtiges stilgeschichtliches Kapitel zur zeitgenössischen Photographie, jenseits der Erfolgsgeschichte der Düsseldorfer Schule vor. Es wird zu einem wichtigen Bestandteil in vielen Biografien zeitgenössischer Photographen werden und wirft eine neue Perspektive auf die „Kunstwerdung“ der Photographie. Es regt die Diskussion an, wie geht die junge Generation mit der Photographie der 80er Jahre um, und wie sind deren Spuren in aktuellen Werkgruppen. Die Texte sind von Florian Ebner (DGPh), Felix Hoffmann, Inka Schube (DGPh), Thomas Weski, Ute Eskildsen (DGPh), Carolin Förster, Christine Frisinghelli, Virginia Heckert, Klaus Honnef (DGPh) und Jörg Ludwig. (DB)
(Ausstellungen: Folkwang Museum Essen, 9.12. - 19.2., C/O Berlin 10.12. - 12.02., Sprengel Museum Hannover 11.12. - 19.03.)

 

Albert Renger-Patzsch
Ruhrgebietslandschaften

62 Seiten, ca. 80 SW-Abbildungen
Pinakothek der Moderne
ISBN: 978-3-9816500-3-7; 16 Euro

Das die Ausstellung "Ruhrgebietslandschaften" begleitende Magazin stellt diese Werkgruppe des bedeutenden Vertreters der "Neuen Sachlichkeit" vor, und in einen Kontext zur Bildästhetik der Photographie der Moderne. Von 1927-1935 photographierte Renger-Patzsch (DGPh Kulturpreisträger 1960), dessen Todestag sich im letzten September zum 50sten mal jährte, Motive aus dem Ruhrgebiet. Seine sachliche Perspektive auf die „Industrielandschaft“ war damals ganz ungewöhnlich und ist bis heute stilbildend geblieben. Die Werkserie der Ruhrgebietslandschaften ist ein Meisterwerk der klassischen Moderne und schlägt sich in den Arbeiten von Bernd und Hilla Becher und ihren Schülern nieder. Ihre Rezeption ist auch in die zeitgenössische Photographie erkennbar und als nicht auftragsgebundene photographische Werkserie nimmt sie das konzeptuelle Arbeiten und das zeitgenössische Photographenbuch vorweg. Renger-Patzsch hatte die Werkserie mit dem Ziel erarbeitet, diese durch ein Buch der Öffentlichkeit vorzustellen. Aus verschiedenen Gründen war dieses Projekt nach 1935 nicht mehr möglich. So blieb es dem Sammlerehepaar Ann und Jürgen Wilde (DGPh) vorbehalten, im Jahre 1982 die »Ruhrgebietslandschaften 1927-1935« als Buch im DuMont Verlag herauszugeben. Jetzt wird dieses Thema mit einer veränderten Motivauswahl - einer stärkeren Betonung der „Landschaft“ - zum ersten Mal als Ausstellung präsentiert und der Katalog setzt sich mit dem „Wesen der Landschaft“ in Bezug auf die Industrielandschaften von Renger-Patzsch auseinander. Der Text von Simone Förster setzt sich detailliert und facettenreich mit der Landschaftsphotographie von Renger-Patzsch und seiner Erarbeitung des Sujets „Ruhrgebiet auseinander. Dabei wird deutlich, dass seine Photographie so exakt das Wesentliche herausarbeitet, dass nach 80 Jahren noch aktuelle Bezüge zu den Fragen von Urbanität, Zersiedlung und Umnutzung von Folgelandschaften in ihnen erkennbar sind. Dem Sammlerehepaar Ann und Jürgen Wilde ist zu verdanken, dass in Ausstellung und Publikation der künstlerischen Photographie dieses Werk als Rezeption und Inspiration zugänglich gemacht wird. (DB) (Ausstellung: Pinakothek der Moderne, München 16.12. - 23.04.)

 

Milan Horacek (DGPh)
Hamburg Cityscapes

96 Seiten, ca. 50 Farbabb.
Junius Verlag
978-3-88506-772-6; 59,90 Euro

Extreme Schärfe und Verfeinerung der farblichen Nuance – für die detailreiche Wiedergabe von Stadtlandschaften ist die Großformatphotographie das Medium der Wahl. Einer ihrer Pioniere in Deutschland war in den späten 1970er Jahren der Hamburger Photograph Milan Horacek. In stilistischer Nähe zur »new colour photography« eines Stephen Shore und Joel Sternfeld arbeitete er früh mit dem Großformat und verfolgte sein Programm unabhängig von den Photographen der Düsseldorfer Photoschule, die wenig später ebenfalls mit großformatigen Stadtbildern in Farbe zu experimentieren begannen. 1981 wurde Horacek von einem Reisemagazin mit einer Serie mehr oder weniger konventioneller Hamburg-Motive beauftragt. Noch während der Arbeit begann er jedoch damit, ein subjektives Gegenbild der Stadt zu entwerfen, und photographierte mit seiner Plattenkamera ein nicht-repräsentatives Hamburg abseits der redaktionellen Vorgabe: Brachen und Brandmauern, Industrie- und Straßenlandschaften außerhalb des Zentrums, die Wohnbebauung der Gründer- und Vorkriegszeit ebenso wie den hellen Klinker der 1950er und 1960er Jahre. Die Bilder in diesem Buch lösen urbane Situationen aus ihrer scheinbaren Banalität und lenken den Blick auf das topografische Detail. Für den heutigen Betrachter sind sie zudem Momentaufnahmen der Entwicklung Hamburgs vor den Boomjahren nach der Wiedervereinigung. Aufwendige analoge Technik und die hohen Kosten der Großformatphotographie zwangen den Photographen bei jeder einzelnen Aufnahme zu genauer Vorbereitung. So entstanden große, ruhige Bilder von hoher formaler Qualität und äußerster Konzentration.

 

Dirk Gebhardt (DGPh)
Cuba – 90 años fidel
un recuerdo de cuba
Umfang: 166 Seiten, 75 Fotografien, spanisch, deutsch, englisch
limitierten Auflage von 250 signierten Exemplaren
Verlag: Slanted Publishers
ISBN: 978-3-9818296-1-7; 24,90 Euro

"Wir Kubaner verlassen Kuba nie ganz, wenn wir emigrieren. Wir tragen unsere Insel für alle Zeiten mit herum wo immer wir hingehen. Kuba verkörpert unsere Kultur, unsere Art zu sein, unsere Art die Dinge zu sehen, Kuba ist vielmehr als ein Land. Die karibische Insel ist unsere Lebensphilosophie." So beschreibt die international renommierte kubanische Jazzpianistin Marialy Pacheco das Lebensgefühl der Kubaner im Vorwort des Buches »CUBA – 90 Jahre Fidel Castro«. Geprägt wurde der Karibik Staat durch die legendäre Revolution der Gebrüder Castro und ihres Freundes Chef Guevara, den Sieg über den Diktator Fulgencio Batista und den Anschluss des revolutionären Kubas an den Ostblock. Über 50 Jahre existiert diese sozialistische Enklave 144 Kilometer vor der Küste Floridas. Die Bilder des international ausgezeichneten Fotografen Dirk Gebhardt, unter anderem Otto-Steinert-Preisträger 2002, zeigen dem Leser kubanische Lebensrealitäten abseits der gängigen Tourismusbilder und öffnen Ihm damit farbenfroh und mitfühlend die Realität der Kubaner. Mit Improvisation, Idealismus und »laissez fair« versuchen die Kubaner den wirtschaftlichen Mangel zu überwinden, der Hitze zu trotzen und ihre Ideale aufrecht zu halten. Das Buch zeigt 75 Bilder aus den verschiedensten Orten Kubas. Von Remedios über Trinidad und Havanna bis nach Viñales im Westen des Landes. Alle Bilder entstanden im Sommer 2016 dem Zeitraum der Feiern zum 90. Geburtstag von Fidel Castro. Den Bildern werden typisch kubanische Propagandaparolen und Aussprüche von regimekritischen Kubanern gegenübergestellt. In diesem Spannungsfeld entwickelt sich die Botschaft des Buches: Das Leben der Kubaner ist nicht so wie wir denken.

 

Norbert Rosing (DGPh)
Up Here - Photographische Abenteuer im hohen Norden

160 Seiten mit 150 farbigen Abbildungen
Knesebeck-Verlag
ISBN 978-3-86873-918-3; 75 Euro

Norbert Rosing (DGPh) ist seit 1992 als professioneller Tier- und Naturphotograph weltweit unterwegs. Er gilt heute als einer der profundesten Arktis- und Eisbärenkenner Deutschlands. Allein in „National Geographic“ erschienen 20 von ihm erstellte Reportagen. Außerdem hat er zahlreiche Bücher, Kalender und DVDs veröffentlicht. Seit vielen Jahren ist er zudem als Vortragsreferent tätig und oft in TV-Sendungen zu Gast. Zwei Jahrzehnte durchquerte er auf zahllosen Reisen die kanadische Arktis und Spitzbergen im äußersten Norden Europas, um diesen großartigen Lebensraum und seine Bewohner zu photographieren. Rosing verbrachte viele Jahre in Churchill/Manitoba (Canada), der „Hauptstadt der Eisbären“, um das Leben dieser Tiere zu dokumentieren. Ihm glückte es als einem der Ersten, den Aufbruch der Bärinnen, die im März mit ihren Jungen aus den Höhlen kommen, im Bild festzuhalten. Seine Bilder einer Eisbärenmutter mit ihren Jungen gingen um die ganze Welt. Aber auch seltene Aufnahmen von Polarfüchsen, Schneehasen, Weißkopfseeadlern, Moschusochsen oder Robben sowie von den gewaltigen Landschaften trugen zu seiner Bekanntheit bei. Kaum einem Photographen gelang es bisher, das Wesen der Tiere und die Schönheit dieses lebensfeindlichen Gebiets im Norden Kanadas so eindringlich zu porträtieren.
Das vorliegende Buch stellt die Quintessenz seiner knapp 50 Reisen in den kanadischen Norden dar und versammelt in einer Art Retrospektive die besten Aufnahmen aus der Zeit von 1988 bis heute. Neben den Ikonen zeigt der monumentale Bildband auch bisher unveröffentlichtes Material. Er ist somit eine unvergleichliche Kollektion der schönsten Photographien von Norbert Rosing, die faszinierende Dokumente eines Abenteuers und atemberaubende Bilder einer verschwindenden Welt sind, deren Magie man sich nur schwer entziehen kann. Das Werk ist gleichzeitig eine Hommage an einen der besten Tier- und Naturphotographen Deutschlands. (vZ)

 

Sebastião Salgado
Kuwait - Eine Wüste in Flammen

208 Seiten, mit 83 Photos, Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-6125-9; 49,99 Euro

Im Jahre 1991, als die antiirakische Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten begann, die irakischen Streitkräfte aus dem besetzten Kuwait zu vertreiben, setzten Saddam Husseins Truppen Hunderte von Ölquellen in Brand. Diese Quellen bildeten die Ölreserven Kuwaits. Ihr Flächenbrand verursachte in dem winzigen Golfstaat eine wirtschaftliche, ökologische und menschliche Katastrophe. Der 1944 in Aimorés (Brasilien) geborene, promovierte Ökonom Sebastião Salgado, der 1973 seine berufliche Karriere als Photograph in Paris begann, reiste während dieser dramatischen Tage nach Kuwait, um die verzweifelten Bemühungen der Löschtrupps, die den Kampf gegen dieses Inferno aufgenommen hatten, zu dokumentieren. Die Szenerie war apokalyptisch: In der Gluthitze der Wüste standen fast tausend Ölquellen in Flammen – und das in einem Gelände, das großräumig mit Landminen verseucht war. Dicke schwarze Sand- und Rußwolken waberten über der Region und trugen die Luftverschmutzung bis nach Kaschmir und Ostafrika. Mitte 1991 waren nach damaligen Schätzungen 40 Millionen Tonnen Rohöl verbrannt und hatten dabei 250.000 Tonnen Stickoxide und 30 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben. Salgados charakteristisch monochrome, wegen der großen Hitze mit vollmechanischen Leica R6-Kameras aufgenommenen Schwarzweiß-Bilder geben die ganze Unbarmherzigkeit der Szenen wieder, die er beobachtete: die verheerte Landschaft, die verkohlten Kadaver von Kamelen, das Inferno der Flammen und die den Himmel verfinsternden Rauchwolken, neben denen die ölgetränkten Feuerwehrleute wie Zwerge wirken. Seine Reportage wurde zuerst im Juni 1991 im ‚New York Times Magazine‘ unter der Überschrift “The Eye of the Photojournalist” veröffentlicht und anschließend von zahlreichen europäischen Publikationen nachgedruckt. Als Salgado sich die Veröffentlichungen jetzt erneut ansah, wurde ihm bewusst, dass viele der Photographien bisher nie veröffentlicht worden waren. Zudem stellte er fest, dass die Bilder etwas Zeitloses hatten. Das vorliegende Buch ist ein schonungsloses Statement zur menschlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Katastrophe dieses Konflikts, vor allem aber eine Hommage an den Einsatz der Feuerwehrmänner. Salgado schreibt dazu in seinem Vorwort: „Ich hatte die Bilder 1991 aufgenommen, doch würde sich ein ähnliches Desaster ereignen, könnten sie so auch heute oder morgen entstehen.“ 1992 gewann Salgado, der bereits 1988 mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der DGPh ausgezeichnet worden war, für die Reportage von den brennenden Ölquellen den Leica Oskar-Barnack-Preis. (vZ)

 

Walter Vogel
Ewa Eva. Fotografien 1970–2014

128 Seiten, 38 farbige und 96 duplex Abbildungen
Kerber Verlag
ISBN 978-3-7356-0308-1; 36 Euro

Der international renommierte Photograph und Buchautor Walter Vogel (*1932), weithin bekannt für seine unvergesslichen Porträts von Pina Bausch und Joseph Beuys, ist ebenso erfolgreich mit seinen vielfältigen Reisebildern mit Schwerpunkt auf Italiens Café-Bars. Weniger beachtet blieb bisher eine von ihm bevorzugte Art des Photographierens weiblicher Schönheit, die sich periodisch wiederholend über einen langen Zeitraum hinzieht und sich zur Aufgabe gestellt hat, Schönheit mit den unverwechselbaren Persönlichkeiten seiner Modelle zu verbinden. Das neue Photobuch Ewa Eva präsentiert nun diesen Teil seines Œuvres und gilt gleichzeitig als Hommage an eben jene zahlreichen, der Öffentlichkeit größtenteils unbekannten Frauen, die ihm Modell gestanden haben. Die Abbildungen werden ergänzt durch die persönlichen Erinnerungen von Walter Vogel.

 

Mario Testino
SIR

504 Seiten, Englisch, Deutsch, Französisch
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-5372-8; 59,99 Euro

In ‚SIR‘ präsentiert Starphotograph Mario Testino über 300 Aufnahmen aus seinem immensen Archiv, die Männer und Inszenierungen von Männlichkeit in all ihren zeitgenössischen Facetten illustrieren – Dandys und Gentlemen, Machos und androgyne Jünglinge, VIPs und namenlose Beaus, Aufnahmen zwischen souveräner Zwanglosigkeit und narzisstischer Selbstinszenierung. Unter den Porträtierten finden sich u.a. Brad Pitt, George Clooney, Jude Law, Colin Firth, David Beckham, David Bowie, Mick Jagger und Keith Richards in inniger Umarmung und doppeltem Faltenwurf, oder Josh Hartnett, der in seiner Photostrecke für VMAN von 2005 wie ein Wiedergänger von Helmut Berger in Viscontis ‚Die Verdammten‘ anmutet und unterstreicht, wie selbstverständlich heute das Spiel mit Geschlechteridentitäten geworden ist. Männer, die den Mut hatten, außergewöhnliche Kleidung und Tatoos zur Schau zu tragen. „Die Art, wie Männer in der Photographie, in der Mode gesehen werden und wie sie Bilder von sich selbst betrachten, hat sich in den letzten Jahren geändert. Das maskuline Image, der persönliche Stil eines Mannes, die sich ändernde Einstellung zum männlichen Gesicht und zu ihrem Körper – diese Themen stehen jetzt im Fokus“, stellt Mario Testino fest. Denn diese Sichtweise hatte enormen Einfluss darauf, was Männer heute in Bezug auf ihre Kleidung empfinden, wer sie sein wollen und wie sie sich darstellen. Für den Photographen selbst sind daher gerade die am wenigsten attraktiven Bilder in seinen neuen Buch die interessantesten, provokantesten und nützlichsten. In dem vorgeschalteten Interview mit Patrick Kinmonth sprechen beide unter der Überschrift „Aus dem Leben gegriffen“ über das Entstehen des Buchs ausschließlich mit Bildern von Männern, während Pierre Borhan in seinem Essay unter dem Titel „Ein Sir, von Kopf bis Fuß ein Sir“ den Werdegang und die Vorbilder des 1954 in Lima (Peru) geborenen Mario Testino schildert und wie dieser 1976  beschloss, sich in der kleinen Londoner Welt der Photographie und in dem berauschenden Universum der Mode – von der Haute Couture bis zur Konfektionskleidung – einen Platz zu erkämpfen. Der im Taschen-Verlag erschienene Bildband, der zahlreiche bislang unveröffentlichte Bilder aus Testinos umfangreichem Archiv enthält, schildert somit auch die Evolution der männlichen Identität im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte. (vZ)

 

Lois Lammerhuber / Evelyn Schlag
Die schönste Landschaft der Welt

252 Seiten, 131 Photos
Edition Lammerhuber
ISBN 978-3-903101-21-0; 59 Euro

Sanft geschwungene, satt grüne Hügel, ein weißes Blütenmeer, abertausende Mostobstbäume und Bauernhöfe wie Burgen - es scheint sie wirklich zu geben: Die schönste Landschaft der Welt. Nach Auffassung der Autorin Evelyn Schlag und des Photographen Lois Lammerhuber ist diese in Niederösterreich und hier im Mostviertel zu finden. Beide sind immer wieder ein und derselben Route von Güterwegen über 66 Kilometer gefolgt, die sich „am Grat“ des nördlichsten Ostalpenausläufers zwischen Kürnberg und Sonntagberg entlang schlängelt. Auf der einen Seite fällt das Land 400 Höhenmeter ins Donautal hinab und weitet den Blick bis zur Krümmung des Horizonts, auf der anderen Seite steigen die Bergketten wie Kaskaden in den Himmel. Autorin wie Photograph finden, dass dieser Landstrich im niederösterreichischen Mostviertel die endgültige landschaftliche Verführung ist – voll Poesie und Mathematik und den Jahreszeiten als Sehenswürdigkeit. In dem neuen, opulenten Band treten beide mit lyrischen Bildern und visuellen Gedichten den Beweis an. Zunächst stellt sich der Photograph in seinem Vorwort selbst vor und fordert den Betrachter der Bilder auf, seine eigene „Traumstraße der Welt“ zu entdecken. Lammerhuber zeigt in vielen großformatigen Photographien, wie weich, mild, oder gar sinnlich der unendlich weite Landschaftspark vor der ersten Heumahd anmutet, dass dieser im Winter eher geometrisch daherkommt und während der Blüte der 200.000 Mostbirnbäume pure Magie ist. Schlag schildert in ihrem Text unter der Überschrift „Der Streifen Wald um ihre Hüfte rutscht schon fast hinunter“ ihre ganz persönlichen Empfindungen beim Überfliegen oder Durchstreifen der Landschaft. Texte und Photos sind jedenfalls Beweis dafür, dass die schönste Landschaft der Welt im niederösterreichischen Mostviertel zu finden ist.  (vZ)

 

Paul Eschbach
Foto und Video mit der fliegenden Kamera

388 Seiten, komplett in Farbe
mitp Verlag
ISBN: 9783958455528; 39,99 Euro

Beeindruckende Luftaufnahmen mithilfe eines Multicopters zu realisieren, ist für viele Photographen und Technikbegeisterte eine neue Herausforderung. Der Multicopter-Experte Paul Eschbach nimmt Interessierte mit in luftige Höhen und erläutert neben der Flug- und Aufnahmetechnik seine praxiserprobte Arbeitsweise anhand vieler Beispielbilder. Er gibt eine konkrete Übersicht über die verschiedenen Multicopter-Typen, die bei Ihrer Kaufentscheidung unterstützen. Neben den Besonderheiten von Luftaufnahmen wie Einschätzung der Wetterlage, Entdecken ansprechender Landschaftsstrukturen oder Beachten von Hindernissen verrät Paul Eschbach unzählige Tipps zur Planung und Durchführung eines Kamera-Fluges. Rechtliche Fallstricke beim Multicopter-Einsatz kommen dabei ebenso ausführlich zur Sprache wie der Einsatz von Multicoptern für Videoaufnahmen.