Ulrich Wüst (DGPh)
Später Sommer | Letzter Herbst
96 Seiten, 66 Duplexabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-697-7; 39,90 Euro

Ulrich Wüst ist ein kühler Beobachter seiner Zeit, der sich an gesellschaftlichen und politischen Gegensätzen reibt. Kleine Absurditäten des Alltags stehen in deutlichem Widerspruch zur kollektiven Betonung des öffentlichen Lebens als wichtigem Teil der sozialistischen Ideologie. Der Photograph kompiliert in über längere Zeiträume entwickelten Bildserien die Abwesenheit einer Bürgergesellschaft in der DDR und erforscht so das kollektive Gefühl der Privatheit – bis hin zur inhaltlichen Leere und Sinnlosigkeit. Seine Aufnahmen von künstlerischen und politischen Ereignissen, von Freunden und Familie sowie von Gegenständen des alltäglichen Lebens formulieren ein persönliches aber zugleich übergreifendes Dokument von Zeitgeschichte. Ulrich Wüsts Photographie folgt einem klaren Bildprinzip – visuell ausformuliert, in den Kompositionen bis ins Detail durchdacht und eindeutig architektonisch beeinflusst. Das Spezifische an seinen Bildern ist die Dialektik zwischen vermeintlicher Objektivität und subjektiv-subversiver Detailgenauigkeit. Die Photographien – intim in Inhalt und Größe – ordnet Ulrich Wüst in handgefertigten Leporellos für eine persönliche Nutzung an. Diese ungewöhnliche Form der Präsentation bezieht sich auf die topografischen Ansichtsalben des 19. Jahrhundert. Die vorliegende Publikation folgt in Bildabfolge, Format und Titel Wüsts handgefertigtem Leporello "Später Sommer / Letzter Herbst“, transformiert dieses erstmalig in eine Buchform und fasst Serien und einige Einzelbilder aus dem Jahr 1989 zusammen. Monografisch, sich nur an einer einzelnen Serie orientierend und ohne den ursprünglichen Charakter zu verändern, illustriert dieses Buch keine Ausstellung, sondern ist ein autonomes Objekt – rau und direkt in der Bildqualität.

 

Thomas Struth (DGPh)
Nature & Politics

214 Seiten, 95 Color-Abbildungen
Mack Verlag
ISBN 9781910164532; 45 Euro

Der Ausstellungsband "Thomas Struth - Nature & Politics" ist ein Baustein in der Reihe von Retrospektiven, die in den letzten Monaten erschienen sind. Thomas Struth hat in Ausstellung und Katalog ganz unterschiedliche Werkserien (2007 bis 2015) zusammengefasst. Das Spektrum seiner photographischen Wahrnehmung reicht dabei von Stadtsituationen und Freizeitparks bis zu unspektakulären komplexen technischen Installationen, die erst durch die Bildlegende ihre Bedeutung erahnen lassen. In allen Serien wird deutlich, dass Orte und Dinge erst durch die bewusste Wahrnehmung des Photographen eine Bedeutung erlangen, in dem dieser seine Vorstellung in einem gestalteten Bild verdichten. Erkennbar sind die Themen Architektur, Porträt, Landschaft und Orte technologischer und wissenschaftlicher Forschung. Die Themenserien dieser Monografie »Nature & Politics«, die nicht wirklich miteinander in Kontakt treten, zeigen einen Schwerpunkt in der konstruierten Landschaft, diese wird als politisch bedingte Konstruktion (Städte in Israel), wie in der Künstlichkeit von Freizeitparks photographisch hinterfragt. Er möchte zum Nachdenken darüber anregen, was Orte und Alltagssituationen, die durch unsere Zeit und die menschliche Vorstellungskraft geprägt sind, beim Betrachter für Assoziationen hervorrufen, wie in seinem Buch »Unconscious Places« (2012). Dabei wird in beiden Themenbereichen der Aspekt menschlicher Überforderung thematisiert, seiner Entfremdung vom eigenen Handeln, weil sie das Fehlen der historischen, funktionalen und sozialen Zusammenhänge zeigen. Das Katalogbuch ist sehr schön gestaltet mit einem großzügigen Layout, passender Typografie, den farbigen Naturpapierseiten als Trennung der einzelnen Serien und einigen Klappseiten, die ein Herangehen des Betrachters an das Motiv simulieren. (DB)
(Ausstellung: Folkwang Museum, Essen, 4. März bis 29. Mai)

 

Jacques Henri Lartigue
Das Leben ist bunt

168 Seiten, 100 Farbtafeln
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607490; 34 Euro


Bis heute ist der französische Photograph Jacques Henri Lartigue (1894–1986) vor allem für seine Schwarzweiß-Aufnahmen bekannt – mit Ausstellungen in über 70 Ländern rund um den Globus. Doch als er mit 69 Jahren dank einer Einzelschau im New Yorker MoMA von der Weltöffentlichkeit entdeckt wurde – man schrieb das Jahr 1963 –, blickte er bereits auf ein reiches farbiges Œuvre zurück. Denn schon in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hatte der Sohn aus großbürgerlichem Haus mit der kostspieligen Autochrom-Technik die Möglichkeiten der frühen Farbphotographie ausgelotet. Und kehrte begeistert zu ihr zurück, als Ende der 1940er Jahre der Farbfilm das Procedere erleichterte. Lartigue kommt unverkennbar von der Malerei, und in seinen Bildern feiert er das Leben: Ob farbenfrohe Blütenwiesen, mondäne Events mit den Kennedys oder Picasso an der Côte d’Azur, ob ein Picknick im Schnee oder ein Stillleben in den Bergen des herbstlichen Piemont – stets springt die Leichtigkeit des Seins auf den Betrachter über und nimmt ihn mit in die bunte Vintage-Welt des Künstlers. Dazu belegen die Kuratorinnen Martine d’Astier und Martine Ravache in ihren fundierten Auswertungen seiner Tagebücher und Alben, warum die Farbphotographie Lartigues zu entdecken längst überfällig war.

 

Erich Grisar
Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa

222 Seiten S/W Abbildungen
Klartext Verlag
ISBN: 978-3-8375-1405-6; 24,95 Euro

Das Buch "Mit Kamera und Schreibmaschine durch Europa - Bilder und Berichte von Erich Grisar" erscheint begleitend zu der Ausstellung "Erich Grisar. Ruhrgebietsphotographien 1928 – 1933" und ist ein echte Entdeckung. In seiner Konzeption und den photographischen Serien ist es ein „Photographenbuch“ wie es zurzeit einen Boom erlebt. Die 1932 erschienene Erstausgabe belegt, dass viele Ideen, Trends und Innovationen auf der „Klassischen Moderne“ beruhen. Erich Grisar kam zu Gute, dass er Schriftsteller war, der auch photographierte, so dass die rechte Hand (Text) die linke (Bildmotive) ergänzte. Wie die Kuratorin Stefanie Grebe (DGPh) treffend definierte: „Dokumentarphotographien und Sozialreportagen eines Schriftstellers“. Aber das vorliegende Buch ist mehr als eine Reisereportage, denn der Photograph lässt sich von seinen Themen „Stadtbild“ und „Alltagsleben“ inspirieren und schafft einen ganz eigenen Duktus in der Motivwahl und deren Gestaltung. So hat er auch hier die Motivgruppen „Stadtbild, Menschen, Architektur“, von der Milieuszene bis zum ausdrucksstarken Porträt a la August Sander, verstärkt. Die Neuausgabe ist photographisch, stilistisch sehr interessant, aber auch seine kurzweiligen Stadtporträts sind immer noch lesenswert. Herausgeber war 1932 der „Bücherkreis“ der Vorgänger der „Büchergilde Gutenberg“, die für gut gestaltete und anspruchsvolle Bücher bekannt ist. Die Entwicklung des Photographenbuches hatte in den 1920er Jahren begonnen, beeinflusst von der „Neuen Sachlichkeit“ gab es eine breite Palette von „Die Welt ist schön“ von Albert Renger-Patzsch über Grisars soziale Reisereportagen bis zu Hugo von Hofmannsthals literarisch anspruchsvollem Text zu Hellas (Griechenland) mit den Photographien von Herbert List. Eine Kombination, wie sie von den Brüdern Manfred und Elger Esser in „Nach Italien“ umgesetzt wurde. Die Reprints einiger Seiten der Erstausgabe sind besonders interessant, da sie die besondere Buchgestaltung Jan Tschicholds im Stile der „Neuen Typographie des Bauhauses“ erlebbar werden lassen und das Buch gestalterisch einordnen. Editorisch gehört dazu der Index mit den Photographien der Erstausgabe, so dass man die Motivauswahl von Erich Grisar nachvollziehen kann. Neben seiner stilistischen Bedeutung für die Photographie ist das Buch auch als Reisebericht aus einer Zeit des Umbruchs interessant, der die europäischen Metropolen, aber auch Orte und Situationen des Alltags zeigt. Dabei sind die persönlichen Begegnungen, die textlichen und die photographischen Porträts besonders beeindruckend. Es ist wichtig, dass solche Werke den zeitgenössischen Photographen zugänglich gemacht werden, der Herausgeberin und dem Verlag ist dafür zu danken. (DB)

 

Stephen Shore
Retrospektive

320 Seiten, 300 Farb- und S/W- Abb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-562-8; 49,90 Euro

Stephen Shore (DGPh-Kulturpreisträger 2010) ist einer der zeitgenössischen Photographen, die mehrere Künstlergenerationen deutlich sichtbar und maßgeblich beeinflusst haben. Für die jüngste, heutige Photographengeneration ist er ein stetiger und unbestrittener Referenzpunkt. Der Diskurs dieser Retrospektive kreist um drei besonders aussagekräftige Aspekte in Shores Werk und beleuchtet sowohl seinen einzigartigen Beitrag zur Photographiekultur als auch die wichtigsten historiografischen Interpretationen, die diese in den letzten vier Jahrzehnten evoziert haben. Diese drei Kernpunkte sind: Shores visuelle Überlegungen zu photographischen Sprachen; die Bedeutung seiner Herangehensweise an die Untersuchung von Landschaft und sein maßgeblicher Einsatz von Farbe innerhalb eines bis in die 1970er-Jahre von Schwarz-Weiß dominierten photographischen Umfelds; schließlich auch die Rückbesinnung auf Schwarz-Weiß im Spätwerk. Der reich bebilderte Katalog enthält wichtige Textbeiträge zum Verständnis von Shores Werk, ein ausführliches Interview von David Campany mit dem Künstler sowie eine vollständige Bibliografie und Chronologie.
(Ausstellung: C/O Berlin 06.02. – 22.05.2016)

 

Elger Esser (DGPh)
Zeitigen

232 Seiten, ca. 100 großformatige Abbildungen
Kunsthalle Karlsruhe, 39 Euro

Der Ausstellungsband "Elger Esser. Zeitigen" präsentiert seine Werkgruppe "Motive des unbekannten Frankreich". Mit dem Schlüsselwort „Combray“ nimmt er Bezug auf Marcel Prousts Hauptwerk »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« und damit auf eine grundlegende Eigenschaft jeglicher Photographie, der Zeitlichkeit, der Erinnerung an etwas Vergangenes (Gedächtnis der Zeit). Die Photographien der Werkgruppe "Combray" sind sorgfältig komponierten Bilder, die stilistisch Bezug nehmen auf die Malerei des 19. Jahrhunderts und den Piktorialismus in der Photographie um 1900. Sie stehen im Gegensatz zu dem dokumentarisch typologisierenden Stil des Ehepaars Becher und den digitalen Bilderuniversen einiger ihrer Schüler. Wie in anderen zeitgenössischen Werkgruppen setzen sie sich mit dem Entstehen von Bildern auseinander und ihrer Bedeutung für die kollektive wie individuelle Erinnerung. Dazu nutzt Esser verschiedene photographische Techniken wie die Bildkomposition und technische Stilmittel, wie Langzeitbelichtungen, Unschärfe, farbliche Verfremdungen und Retuschen, und die auch im Piktorialismus verwendeten Materialien (zum Beispiel versilberter Metallplatten) und das Druckverfahren der Photo-/Heliogravüre. Zur Thematisierung des „Erinnerns“ greift er aber auch literarische Bezüge wie Marcel Proust Hauptwerk und malerische Sujets, wie die Gärten in Giverny und Ninfa als kulturhistorisches Bildgedächtnis auf. Es geht Elger Esser nicht um den Schnappschuss, sondern das Sichtbarmachen der zeitlosen Bedeutung von Situationen und Orten. Ob dies in Medienperfektion (Silbergelatinepapier) wie bei Renger-Patzsch oder in einer künstlerischen Drucktechnik (Photo-/Heliogravüre) wie bei Heinrich Kühn und Elger Esser erfolgt, ist in der individuellen künstlerischen Ausdrucksweise begründet. Wie in der Malerei die Künstler ja auch bei gleichen Sujets zwischen Ölbild, Aquarell und Lithographie kreativ gewechselt haben. Per Definition Paul Klees macht Esser eine vergangene, eine fiktive Zeit sichtbar und ist somit künstlerisch tätig. Das zweite Kriterium ist, wie er es stilistisch umsetzt, und da nähert er sich mit seinen Heliogravüren der Kunstphotographie vor 110 Jahren an. Gezeigt werden in Karlsruhe keine photographischen Vergrößerungen auf Silbergelatinepapier, sondern von einer Kupferplatte gedruckte Halbtonbilder und Kunstdrucke wie z.B. Kupfertiefdrucke oder Lithographien. (DB)
(Ausstellung: Kunsthalle Karlsruhe, 20. Februar bis 10. Juli)

 

Bruce Gilden
Hey Mister, throw me some beads!

110 Seiten, 52 Duplex Abb., Englisch
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-608-3; 44 Euro

"Hey Mister, throw me some beads!" (»Hey Mister, wirf mir ein paar Perlen zu«) ist eine typische Redewendung des Mardi Gras, des berühmten Karneval von New Orleans. Bunte Perlenketten, Blechmünzen und anderer billiger Tand werden während der Mardi Gras-Paraden von den Festwagen in die Menge geworfen. Bruce Gilden war noch ein junger Photograph, als er 1974 erstmals den Mardi Gras besuchte. Es war die erste persönliche Reportage, die er außerhalb seiner Heimatstadt New York photographierte. Schon bei seiner Ankunft in New Orleans wähnte er sich in »einem heidnischen Traum, in dem jeder sein darf, was er will.« Von dem wilden Treiben auf der Bourbon Street angezogen wurde Gilden zu einem Stammgast und kehrte zwischen 1974 und 1982 insgesamt sieben Mal zurück. Die Energie, die Mentalität, die sozialen und kulturellen Gebräuche des Mardi Gras waren ihm fremd, doch fing er die Scharen feiernder Karnevalisten mit derselben Intensität und Prägnanz ein, die auch seine berühmten New Yorker Straßenphotographien kennzeichnen.

 

Andrea Robbins / Max Becher
Black Cowboys

154 Seiten, farbige Bildstrecke
Verlag La Fabrica, Madrid
ISBN: 978-84-16248-59-9; 29,90 Euro

Das Buch "Black Cowboys" ist ein Aspekt in der Reihe von Retrospektiven, die in den letzten Monaten erschienen sind. In der Ausstellung „Verlagerungen“ sind 12 ganz unterschiedliche Werkserien zusammengefasst, aus denen eine, die "Black Cowboys", jetzt als Buch erscheint. Das Spektrum der photographischen Wahrnehmung von Andrea Robbins und Max Becher reicht dabei von Kolonialarchitektur („Colonial Remains“ Namibia) über „770“ und „German Indians“ (Indianische Brauchtumspflege in Deutschland) bis zu den scheinbar unspektakulären Lebensweise farbiger Cowboy, die erst durch die Interviews ihre Bedeutung erahnen lassen. In allen Serien wird deutlich, dass Orte und Menschen erst durch die bewusste Wahrnehmung des Photographen eine Bedeutung erlangen, in dem diese ihre Vorstellung in einem gestalteten Bild verdichten. Gemeinsames Thema aller Werkserien ist die kulturelle Bindung von Menschen und Orten, die in einer globalen Welt nur scheinbar zurücktritt, da dort eine zunehmende Vereinsamung und Entfremdung zu bemerken ist. So ist die Kultur der Cowboys an den Entstehungsort ,den Mittleren Westens der USA, gebunden, nicht aber an eine Hautfarbe, wie das Buch zeigt. Der Diskurs findet zwischen Bildmotiv und Betrachter statt, ergänzt durch Texte der abgebildeten Menschen und Kulturtheorien. Diese Beliebigkeit von Kulturen, Bräuchen, Gebäuden oder Orten, die ausgeht von  Kolonialismus, Migration, einem globalen Tourismus und der Massen-Kommunikation, zeigen Andrea Robbins und Max Becher in ihren sozialkritischen dokumentarischen Bildserien. Die Photographien der Werkgruppe "Black Cowboys" sind sorgfältig komponierten Bilder, die stilistisch Bezug nehmen auf die „American street photography“, es ist ein „close reading“ eine sachliche, nie journalistische Bildsprache, die den Betrachter zur Reflexion seiner thematischen Vorstellungen und Vorwissens anregt, um dann Position zu beziehen. Dabei ist ein interessanter Aspekt, ob Max Becher damit stilistisch seinen Eltern oder Walker Evans näher steht. Andrea Robbins und Max Becher zeigen eine konzeptuelle, projektorientierte Photographie, die die kulturelle Verankerung von Menschen und Orten in einer globalisierten Welt hinterfragt. (DB)
(Ausstellung: Museum für Gegenwartskunst, Siegen, 18. März bis 16. Mai)



Stefan Koppelkamm
Häuser Räume Stimmen

207 Seiten, 115 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-4118-7; 35 Euro

Mit Häuser Räume Stimmen fängt Stefan Koppelkamm (*1952) nicht nur grundlegende Elemente des Stadtraums ein, er inszeniert mit ihnen auch ein Spiel unterschiedlicher Zeiten. Im Zentrum des Katalogs steht das Ortszeit-Local-Time-Projekt, mit dem der Photograph 1990 begann. Kurz nach dem Fall der Mauer reiste er durch Ostdeutschland und hielt in Schwarz-Weiß-Aufnahmen Häuser, Straßen und Plätze fest. Zehn Jahre später suchte er diese Orte wieder auf und photographierte sie von den exakt gleichen Standpunkten aus ein zweites Mal. Die Veränderungen sind frappierend: Ein gesellschaftlicher wie ökonomischer Wandel zeigt sich in jedem dieser Bilder. Ergänzt durch aktuelle Stadtimpressionen – riesige Fensterfassaden und überdimensionale Werbeplakate – sowie urbane Klangcollagen, entwirft Koppelkamm ein Panorama, das nicht nur den Raum, sondern auch die Zeit umfasst.
(Ausstellung: Museum der bildenden Künste Leipzig 14.2.–29.5.2016)

 

Stefan Hanke
KZ überlebt

263 Seiten, 123 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-4020-3; 39,80 Euro

Jeder neue Tag barg für Stefan Hanke (*1961) die Gefahr, einen Menschen weniger kennenlernen zu können, der eine der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte überlebt hat, die in Europa je stattgefunden haben. Beinahe elf Jahren reiste der Photograph für sein Projekt Tausende von Kilometern, um die letzten Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager zu treffen. Bei diesen intensiven Begegnungen entstanden Aufnahmen, die uns Geschichte(n) äußerst reflektiert näherbringen. So traf Hanke auf die polnische Schriftstellerin Zofia Posmysz am Morgen nach ihrer Verleihung des Bundesverdienstkreuzes in einer Baracke des ehemaligen Frauenlagers Auschwitz-Birkenau. Den Prager Pavel Stránský hingegen photographierte er im Nürnberger Justizpalast, wo sich von 1945 bis 1949 die führenden Vertreter des NS-Regimes vor Gericht verantworten mussten. Hankes Bilder sind keine Dokumentationen, sondern Interpretationen dieser bewegenden Begegnungen.
(Ausstellungen: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Nürnberg, 15.7.–31.12.2016 |Gedenkstätte Theresienstadt, Tschechien, April–Juli 2016)

 

Christine Ljubanovic
Conversation Portraits - Photo-Suites 1974-2014

164 Seiten mit 61 Duplex-Abbildungen
Text: Deutsch / Englisch / Französisch
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-2528-3; 39,90 Euro

Die Publikation zeigt erstmalig einen Überblick der Konversationsporträts von Christine Ljubanovic, die in den vergangenen 40 Jahren entstanden sind. In dieser Zeit begegnete sie unter anderem Thomas Hirschhorn, Gisèle Freund, Yoko Ono, Peter Weibel, Arnulf Rainer, Hans Ulrich Obrist, Alfred Pacquement und Raoul Schrott, der dem Band zusätzlich ein Gedicht beisteuert. Mit der Auswahl von 60 zwischen 1974 und 2014 entstandenen ‚Photo Suites‘ oder ‚Conversation Portraits‘ ist somit ein umfassendes Bild des heutigen Kunst- und Kulturbetriebs entstanden. Jede Suite besteht aus einem Kleinbildfilm. Der 24x36-mm-Negativfilm wurde nach der Entwicklung in sechs Streifen geschnitten und auf einem Photopapier als Kontaktbogen direkt belichtet. Die ‚Photo Suites sind in sechs Kapitel gegliedert: „Early Sequences“ 1974-1980, „Photography, Cinema and Media“ 1986-2010, „Visual Artists“ 1980-2010, „Curators and Critics“ 1986-2014, „Writers“ 1990-2007 und „Suites Impromptus“ 1987-2002. Die Photographin sagt dazu: “Die Porträtsitzungen waren spontan und informell, photographiert in einer Art Tagebuch- oder Notizblockstil. Es war für mich immer wichtig, unter Mithilfe des Models die Wahl eines spezifischen Hintergrunds mit einzubeziehen, um dabei ein paralleles Porträt als abstrakte Spiegelung anzudeuten.“  Christine Ljubanovics Porträtphotographien berühmter Künstler, Kuratoren, Kritiker und Schriftsteller sind angesiedelt zwischen klassischem Porträt und Erlebnisbericht. Als vollständige Kontaktbögen entwickelt sind sie lebendiger Bericht der Künstlertreffen. (vZ)

 

Anselm Kiefer
Die Welt - ein Buch

Ca. 100 Seiten, ca. 100 Farbtafeln
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607551; 49,80 Euro

Anselm Kiefers Auseinandersetzung mit der Literatur durchdringt alle Bereiche seines Œuvres: Bilder, Skulpturen, Installationen, Vitrinen, Zeichnungen, Holzschnitte und Bücher. Bereits in frühen Jahren entstanden die ersten Künstlerbücher, die aus überarbeiteten Photographien, Aquarellen und Zeichnungen bestehen – eine künstlerische Praxis, die er bis heute fortsetzt. In seinem Werk eröffnet Kiefer (geb. 1945) einen alchemistischen Kosmos, in dem sich Mythos und Historie, Kabbala und Mystik, antike und moderne Literatur, Christentum und Judentum begegnen. Werktitel und Widmungen spiegeln seinen kontinuierlichen Dialog mit Autoren wie Gottfried Keller, Ernst Jünger, Paul Celan und Ingeborg Bachmann. Überraschend, aber durchaus folgerichtig, erhielt Anselm Kiefer 2008 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner Dankesrede bezeichnete er die Dichtung als Fundament seiner Arbeit: „Ich denke in Bildern. Dabei helfen mir Gedichte. Sie sind wie Bojen im Meer. Ich schwimme zu ihnen, von einer zur anderen; dazwischen, ohne sie, bin ich verloren.“ Das anlässlich einer Ausstellung im Museum der bildenden Künste Leipzig (27.2.–16.5.2016) erscheinende Katalogbuch ist ausschließlich Kiefers Künstlerbüchern gewidmet.

 

Michele Sibiloni
Fuck it

128 Seiten, 66 Farbabbildungen, Englisch
Edition Patrick Frey
ISBN: 978-3-905929-97-3; 43 Euro

Ein Peace-Corps-Blogger beschrieb Kabalagala – Kampalas deliziös heruntergekommenes Bar-Viertel – als « Tijuana auf Acid ». Für mehr als drei Jahrzehnte hatte sich Uganda der internationalen Gemeinschaft erfolgreich als verantwortungsvoller, fortschrittlicher Standort für Hilfe und Entwicklung präsentiert. 1986 kam das Land aus einem achtjährigen Bürgerkrieg heraus, nach einer siebenjährigen Diktatur, nach einer 70-jährigen ausbeuterischen Kolonialherrschaft. Es war das Epizentrum der Aids-Epidemie, obwohl man dies angesichts der Promiskuität der Stadtbewohner nicht annehmen sollte. Die beißende und üppige Vielfalt der im vorliegenden Buch gezeigten Bilder wird ein ganzes Spektrum an Reaktionen hervorrufen: Mitleid, Empörung, Unsicherheit, Kitzel – natürliche Antworten auf diese schönen Gräuel. Die Geschichten, die diese schmierigen Vignetten erzählen, sind zu gleichen Teilen Cartoons wie ein Archiv des Ephemeren, eine afrikanische Symphonie wie eine Dritte-Welt-Katastrophe, ein unflätiges Grabschen wie ein schuldiges Kichern. Es ist der noir: die gefallenen Engel der Ausschweifung und der Hoffnungslosigkeit. Es ist die Zukunft: dreiste junge Dinger mit Geld wie Heu – Poolpartys und wasserstoffblonde Haare. Es ist die Vergangenheit: Askaris mit Pfeilen, Frauen mit Lasten, die Militärjunta in offenen Jeeps. Es ist der Widerspruch: eine Stadt puritanischer Alkoholiker, Prostituierte verschenken Liebe, pervertierte Entwicklungshelfer entwickeln diesen Arsch der Welt. Es ist die Schande: Ein Sicherheitsmann verdient einen Dollar pro Tag, eine korrupte Herrscherschicht verabschiedet Moralgesetze, ein weißer Mann hat sich in die Hose gepisst. (David Cecil)

 

Marilyn Monroe
90ties Anniversary. A Life in Pictures.

104 Seiten und etwa 65 meist ganzseitigen Abbildungen
in focus galerie; 10 Euro

Wie in der Ausstellung werden 65 Original-Photographien berühmter Photographen gezeigt, mit Aufnahmen ab 1945 (damals noch Norma Jean) bis kurz vor ihrem Tod 1962 (Bert Stern „The last sitting“) Darunter sind sehr seltene Aufnahmen wie ein frühes Reklamephoto für eine Schokoladenfabrik zum Valentinstag, Marilyns erstes Titelphoto eines US Magazins (Romance), der legendäre „flying Skirt“ (von Elliott Erwitt und Bernard of Hollywood) zum Film „7 year itch“, sehr seltene private Aufnahmen über Marilyn von Arnold Newman und Bilder der legendären Poolszene von Lawrence Schiller. (Ausstellung: in focus galerie Köln, 10.04. – 30.06.)

 

Bettina Rheims
598 Seiten, Deutsch, Englisch, Französisch
Taschen-Verlag
ISBN 978-3-8365-5543-2; 59,99 Euro

Seit sie in den späten 70er-Jahren zur Photographie fand, hat Bettina Rheims ein Faible dafür, anzuecken und gängige Erwartungshaltungen zu torpedieren. Von ihrer Serie über die Stripperinnen vom Pigalle (1980) bis zum Zyklus über das Leben Jesu in I.N.R.I. (1998), von ihrer Chanel-Werbung bis hin zu ‚Gender Studies‘ (2011): Ihre Arbeit hat die traditionelle Ikonographie gehörig durchgerüttelt und unermüdlich die Bruchstelle zwischen zwei Gebieten ausgelotet, die die Menschen seit jeher faszinieren – die Schönheit und die Unvollkommenheit. Der neue Bildband präsentiert Bettina Rheims’ Werk mit über 500 Photographien aus 35 Jahren couragierter und mit Hingabe provokativer Photographie. Enthalten sind sowohl bekannte Serien, wie ‚Chambre Close‘, ‚Héroïnes‘‚ ‚Rose‘ und „C’est Paris‘, als auch viele bisher unveröffentlichte Bilder aus ihrem Archiv sowie eher private Erinnerungsbilder, die auch einen Einblick in ihre Arbeitsweise erlauben. Sowohl die Modephotographien als auch die künstlerischen Aufnahmen belegen Rheims’ besonderen Blick für die Fragilität und die Stärke der Frauen. Denn Bettina Rheims interessiert sich ebenso für unbekannte auf der Straße gecastete Frauen wie für globale Idole wie Kate Moss, Madonna, Monica Bellucci, Claudia Schiffer oder Naomi Campbell. Die magische Begegnung zwischen der Künstlerin und ihren Modellen bricht mit den traditionellen Codes der Erotik und führt zu einer ganz neuen Bildsprache der Weiblichkeit.  (vZ)

 

Sante D’Orazio
Polaroids

136 Seiten, 105 Farbtafeln
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607209; 29,80 Euro

Sante D’Orazio, Italoamerikaner aus Brooklyn, ist einer der bedeutendsten Fashion- und Beautyphotographen unserer Tage. Bekannt ist sein Werk bereits aus den beiden Büchern A Private View und Pamela Anderson – American Icon, die zeigen, dass sich die schönsten Frauen des amerikanischen Showbusiness gern und völlig unbefangen vor seinem Kamerablick in Szene setzen. Alle diese Photos sind in der Regel zur Veröffentlichung in Magazinen bestimmt, manche sind freizügig, manche diskreterer Natur. Gemeinsam ist ihnen immer die Verehrung für einen schönen, (fast) makellosen Körper und ein ebenso schönes Gesicht. Nun hat Sante D’Orazio in seine Schatzkiste gegriffen und eine Anzahl seiner Polaroids zur Veröffentlichung freigegeben. Sie gehen fast immer den Auftragsphotographien voraus, pendeln noch zwischen Photograph und Modell, bevor es sozusagen „ernst“ wird. In dieser spielerischen Qualität suchen sie Ihresgleichen und steigern den erotisch-voyeuristischen Moment noch einmal durch ihre Intimität.

 

Horst: Photographer of Style
336 Seiten, mit 400 farbigen und schwarz-weißen Abbildungen
Knesebeck Verlag
ISBN: 978-3-86873-946-649,95 EUR

Der Ausstellungsband "Horst: Photographer of Style" ist etwas besonderes, denn er präsentiert ein Lebenswerk fast 60 Jahre Photographie auf höchstem Niveau. Kuratiert vom Victoria and Albert Museum (London) werden 250 Photographien präsentiert, die vor allem für die Modephotographie stilbildend waren. Der „König der Modephotographie“ war ein Lichtbildner im besten Sinne des Wortes. Dies hatte eine solide Basis: nach dem Studium an der Hamburger Kunstgewerbeschule arbeitete er im Büro des Architekten Le Corbusier und wurde von George Hoyningen-Huene (französische Vogue) inspiriert. Die Retrospektive von Horst P. Horst zeigt die berühmten Ikonen der SW-Modephotographie, die er für die Vogue in Frankreich und Amerika kreierte. Seine Bildschöpfungen wurden von klassischer Architektur, modernem Bauhausdesign, surrealistischer Kunst und der Zusammenarbeit mit den Modeschöpfern wie Coco Chanel und Elsa Schiaparelli inspiriert. Seine Photographien beziehen dabei die Trends von Kunst, Mode, Design, Theater und High Society mit ein, ergänzt durch die Freundschaften mit Marlene Dietrich, Rita Hayworth, Salvador Dalí und Jean-Michel Frank.  Nach 1945 war auch die Vogue farbig geworden und Horst P. Horst photographierte 90 weitere Titelblätter in einer expressiven Farbigkeit. Dieser Werkbereich wird mit seinen bevorzugten Modellen Carmen Dell’Orefice, Muriel Maxwell und Dorian Leigh (1950er/60er Jahre) als „modern prints“, den originalen Diapositiven aus dem Condé Nast Archiv, präsentiert. Aber Horst P. Horst war darüber hinaus ein bedeutender Photograph, wie die ganz unterschiedlichen Themen „Aktstudien, Reisebilder (Naher Osten) und Naturaufnahmen“ zeigen. Das Buch »Patterns from Nature« (1946) beinhaltet Naturphotographie: Nahaufnahmen von Pflanzen, Muscheln und Mineralien aus dem botanischen Garten (New York), den Wäldern New Englands, Mexiko und von den atlantischen und pazifischen Küsten. Vielleicht eine Reminiszenz an seine Lehrjahre bei dem Architekten Le Corbusier sind die Architekturstudien für „House and Garden“ und die „Vogue“. Wer diese besondere Photographie auf sich wirken lassen will, sollte neben dem Buch auch die Ausstellung „Horst: Photographer of Style“ im NRW-Forum Düsseldorf (einzige Station in Deutschland) besuchen. Das Buch ist wichtig, weil es einen Werdegang, die persönliche Entwicklung eines Photographen aufzeigt. Seine berühmtesten Bilder werden ergänzt durch originale Kontaktbögen, Zeichnungen, Kameras, Briefe, Filme und Couture-Kleider,die einen Eindruck von den kreativen Vorgängen geben, die das gute Bild erst ermöglichen.
(Ausstellung: NRW-Forum Düsseldorf , 12. Februar – 22. Mai 2016)

 

Vogue 100
Hundert Jahre BritChic

304 Seiten, 392 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-4083-8; 49,80 Euro

Die britische Vogue wird 100. Das Hochglanzmagazin war stets stilbildend, und dies weit über den Bereich der Mode hinaus. Zum 100. Jubiläum bietet dieser Prachtband anhand spektakulärer Bilder einen faszinierenden Streifzug durch ein Jahrhundert britischer Kulturgeschichte. Zu den illustren Photographen, die diesem glamourösen Kaleidoskop seit der ersten Ausgabe im September 1916 seinen einzigartigen Charakter verliehen haben, zählen David Bailey, Cecil Beaton, Lee Miller, Irving Penn, Lord Snowdon und Mario Testino. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Gesichtern, die zu Ikonen wurden: Künstler wie Francis Bacon, Lucian Freud, Damien Hirst und Henri Matisse; Stars von Marlene Dietrich bis Gwyneth Paltrow, von Rudolph Valentino bis zu David Beckham, prominente Frauen wie Lady Diana Cooper oder Lady Diana Spencer. Natürlich widmet sich der Band auch den Modedesignern, die das Jahrhundert definierten – Coco Chanel, Alexander McQueen und Yves Saint Laurent –, und der sich ewig wandelnden weibliche Silhouette.

 

Robert Mapplethorpe
Die Photographien

326 Seiten, 194 Farb- und Duotone-Abbildungen
Schirmer/Mosel
ISBN: 9783829607476; 78 Euro

Robert Mapplethorpe (1946–1989) hat die Photoszene des ausgehenden 20. Jahrhunderts wie kein anderer geprägt. Er war es, der das homosexuelle Sujet gegen alle Widerstände salonfähig, schließlich museumswürdig machte. Sinnlichkeit und Erotik – „Selbstläufer“ in seinem bevorzugten Motiv, dem nackten männlichen Körper, aber unübersehbar präsent auch in seinen Blumenbildern und Portraits – erfuhren durch die absolute Klarheit der Komposition und die fortschreitende Perfektionierung seiner Schwarzweiß-Technik eine Steigerung ins Artifizielle, Sublime. Mit diesem Band legt das Getty Museum 26 Jahre nach Mapplethorpes Tod ein in Bild und Text beeindruckendes Resümee seines Vermächtnisses vor, das noch immer Kontroversen auslöst, Kritiker polarisiert und Künstler inspiriert.

 

Surfing. 1778 – 2015
Hg. Jim Heimann
592 Seiten, mit über 900 Bildern
Text in Englisch, mit einer Einlage in Deutsch und Französisch
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-3756-8; 150 Euro

Jim Heimann, Herausgeber dieses wohl umfassendsten Werks über das Surfen, stellt in seiner Einleitung fest: „Surfen ist ein komplexer und einzigartiger Sport. Seine Entwicklung von der simplen Fertigkeit, sich mit einem Stück Holz über Wasser zu halten und von einer brechenden Welle vorangetrieben zu werden bis zur heutigen, wettkampfverseuchten internationalen Community ist ein Labyrinth aus Orten, Akteuren und Emotionen.“  Mit einer Gruppe renommierter Surfjournalisten hat er es übernommen, die Geschichte des Surfsports in einem opulenten Band unterzubringen. In fünf großen Kapiteln – 1778-1945: Die Anfänge eines Sports, 1946–1961: Die Welle kommt ins Rollen, 1962–1969: Surfen als Weltanschauung, 1970-1986: Wettkampf im Paradies sowie 1987–2015: Das Surfen startet durch – und mit einer Fülle von Bildern zeigt Heimann, wie sich das Surfen seit Captain Cooks Südsee-Expedition 1778 von Polynesien aus die Welt erobert und mittlerweile viele Bereiche unserer Kultur durchdrungen hat – Mode, Pop, Sport, Kino und auch Photographie. Was Anfang des letzten Jahrhunderts noch ein exotisches Vergnügen weniger Abenteurer war und später als Subkultur die Mythologie Kaliforniens prägte, ist im Mainstream angekommen und mit seinen rund 20 Millionen Aktiven sowie ungezählten Fans weltweit zur festen Größe der Freizeitindustrie geworden, mit internationalen Stars, Weltranglisten und spektakulären Events wie den „Big Wave Awards“. Herausgekommen ist eine fast 600 Seiten dicke, mit über 900 Bildern illustrierte, etwa sieben Kilogramm schwere und 30x40 cm große Bibel für jeden Surf-Fan, popkulturell Interessierten und Bilderhungrigen. (vZ)

 

Lois Lammerhuber
GENESIS – wie eine Opernpremiere entsteht

Text: Deutsch, Englisch, Französisch
320 Seiten, 197 Photos
Edition Lammerhuber
ISBN 978-3-903101-05-0, 39,90 Euro

Das großformatige Werk ist ein faszinierendes und zugleich informatives Bild- und Textdokument, das zeigt, wie die Neuinszenierung einer Oper abläuft. Denn die Planung einer Opern-Neuproduktion erfolgt sehr frühzeitig – drei bis vier Jahre im Voraus, manchmal sogar länger. Da scheint der Zeitraum von einem Jahr, in dem der vielfach ausgezeichnete Photograph Lois Lammerhuber das Entstehen einer Oper an der Wiener Staatsoper am Beispiel von Gaetano Donizettis „Don Pasquale“ von den Anfängen bis zur Premiere am 26. April 2015 miterleben und photographisch begleiten durfte, fast schon kurz. Was gilt es zu beachten, nach welchen Kriterien fällt die Entscheidung für welche Oper und was ist dann alles für deren Produktion nötig? Dominique Meyer, seit dem 1. September 2010 Direktor der Wiener Staatsoper, gibt in dem großzügig bebilderten Band Antworten aus erster Hand: Unter dem Titel „Von der Idee zur Umsetzung“ lässt er tief und intensiv in den Entstehungsprozesses blicken und schildert in allen Einzelheiten, wie er die Neuinszenierung einer Oper vom ersten Beschluss bis zur Premiere managt, wie modernes Opernmanagement funktioniert und wie durch das präzise Zusammenwirken vieler kreativer und leidenschaftlicher Köpfe die Magie einer Opernpremiere möglich wird. Ausführliche Bildunterschriften erläutern detailliert die Abläufe und stellen die jeweils verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Staatsoper vor. (vZ)

 

Frank Paul Kistner (DGPh)
G:sichtet 3: Geben und Nehmen. Wege zur Kunst

Texte von Adrienne Braun
112 Seiten
Verlag Gatzanis
ISBN-13: 978-3932855696; 26 Euro

Das Who is Who des Baden-Württemberger Kunstlebens, darunter Wolfgang und Florian Dauner, Wolfang Schorlau und Lars Kraume, Maren Kroymann, Jürgen Rose und Rosalie, Reid Anderson und Eric Gauthier, Christian Jankowski und Aleksandra Beeker, Manuel Schupp u.v.m. hat sich den Fragen der Autorin Adrienne Braun und der Kamera von Photokünstler Frank Paul Kistner gestellt. Herausgekommen sind faszinierende Porträts von Paarkonstellationen verschiedenster Kunstsparten. Mit Ausnahme von Maren Kroymann werden 18 Künstlerpersönlichkeiten im Duo vorgestellt – zunächst wird die Perspektive des Förderers, des Lehrers eingenommen, anschließend die Sicht des Geförderten, des Schülers.  Diese Form der Gegenüberstellung schafft einen Spannungsbogen ganz eigener Art, da sie einen sehr offenen und dadurch sehr intimen Blick auf die vorgestellten Paarbeziehungen erlaubt. Gespiegelt und ergänzt werden die Wort-Porträts von den großformatigen Photos Kistners, dem ein sehr persönlicher Blick auf die KünstlerInnen in ihrem Wirkungsumfeld gelungen ist. Angereichert werden die Porträts durch die biografischen Daten sowie den stärksten Zitaten der Vorgestellten.

 

Florian Wagenknecht / Dennis Tölle (beide DGPh)
Recht am Bild

404 Seiten
dpunkt.verlag
ISBN: 978-3864903106; 34,90 Euro

Das Buch beschäftigt sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen der Photographie, die für Photographen, Bildverwerter und -nutzer elementar sind. Der Blick richtet sich im Wesentlichen auf das Urheber-, insbesondere auf das Kunsturheberrecht, sowie das Persönlichkeitsrecht. Auch wichtige Randgebiete des Photorechts wie das Marken-, Design-, Straf- und Arbeitsrecht werden beleuchtet. Praxisnahe Schilderungen gehen auf die Fragen ein, mit denen sich jeder, der Photographien erstellt oder nutzt, immer wieder konfrontiert sieht. Sowohl freie Künstler als auch gewerblich Handelnde lernen die Möglichkeiten und Grenzen kennen, die sich bei der Veröffentlichung und Verwertung von Photographien ergeben. Sie erfahren darüber hinaus, welche Besonderheiten bei der Nutzung von Bildern in der digitalen Welt gelten. Aktuelle Fälle aus der Praxis, Schaubilder und Photomaterial veranschaulichen die verständlich geschriebenen Ausführungen. Abgerundet wird das Buch mit Beispielverträgen wie Lizenz- und Model-Release sowie allen relevanten Gesetzestexten. Nachdem sich Rechtsprechung und Gesetzeslage in den letzten Jahren in einigen Bereichen des Photorechts (weiter)entwickelt haben, wird mit der vorliegenden zweiten Auflage das Thema auf den aktuellen Stand gebracht. Social Media, Drohnen, Ausland und mehr – die zweite Auflage des Recht am Bild Photorechts-Buches ist aktualisiert und um viele neue Themen erweitert worden und so um knapp 100 Seiten umfangreicher geworden.