Saul Leiter – Retrospektive
296 Seiten, 155 Farb- und S/W-Abb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-258-0;  49,90 Euro (Subskriptionspreis)

Saul Leiter (*1923 in Pittsburgh) erfährt erst seit wenigen Jahren die verdiente Würdigung als einer der führenden Pioniere der Farbphotographie. Das mag daran liegen, dass Leiter sich selbst lange in erster Linie als Maler verstand. 1946 nach New York gekommen, stellte er gemeinsam mit Abstrakten Expressionisten wie Willem de Kooning aus. In den späten 1940er- Jahren begann er, neben der Malerei schwarzweiß zu photographieren. Wie Robert Frank oder Helen Levitt fand er seine Motive auf den Straßen New Yorks, war dabei aber sichtbar an Abstraktion interessiert. Edward Steichen war einer der ersten, der Leiters Photographien entdeckte und sie in den 1950er-Jahren in zwei wichtigen Photoausstellungen und in seinem Diavortrag Experimental Photography in Color im New Yorker MoMA zeigte. Farbphotographie galt damals noch als Gebrauchskunst, deren Platz in der Werbung war. Seit den späten 1950ern arbeitete Leiter vor allem als Modephotograph, unter anderem für Esquire und Harper’s Bazaar. Es sollte noch fast 40 Jahre dauern, bis seine künstlerische Farbphotographie wiederentdeckt wurde, deren Farbigkeit eher von malerischem Einsatz als von photographischen Mitteln zeugt. Der von Detlev Pusch gestaltete Bildband, der anlässlich der weltweit umfassendsten Retrospektive erscheint, zeigt neben Leiters frühen Schwarzweiß- und Farbaufnahmen auch erstmals seine Modephotographie, die übermalten Aktphotos sowie seine Malerei und seine Skizzenbücher.  (Ausstellung: Deichtorhallen Hamburg, 03.02. – 15.04.)

 

Andreas Gursky at Louisiana
40 Seiten, 45 farbige Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3297-0; 39,80 Euro

Der Band konzentriert sich auf die klassischen Kompositionen, die man mit Andreas Gursky verbindet: mit großer Distanz und aus leicht erhöhter Perspektive festgehaltene Aufsichten, die Kamera nach Art der Bechers möglichst zentral vor dem Motiv positioniert. Alle berühmten Gursky-Ikonen werden präsentiert, etwa der 99 Cent Store, die Rennstrecke von Bahrain, die Tokioter und Chicagoer Börse, die Bergwerks-Kaue oder der Boxenstopp, aber auch neueste Bilder wie seine Ocean-Serie (2010) und das Abschlussdefilee einer Show der Modemacher Viktor & Rolf (2011). Diese Photographien illustrieren in idealer Weise die häufig zitierte Bemerkung des Künstlers, er wolle uns unsere Welt aus der Sicht eines Außerirdischen, eines Alien zeigen. Und so offenbart Andreas Gursky in seinen Werken das Unerhörte, das Maßlose, aber auch das Schöne und Erhabene, immer ausgehend vom Verhältnis von Mensch und Raum.  (Ausstellung: Louisiana Museum, Humlebæk DK, 13.1.–13.5.)

 

Cindy Sherman
Das Frühwerk 1975-1977

376 Seiten, 288 Abb., davon 48 farbig, 240 in Duplex
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2980-2; 49,80 Euro

Rollenbilder und Selbstinszenierung im Frühwerk der amerikanischen Konzeptkünstlerin Seit mehr als 30 Jahren visualisiert Cindy Sherman (*1954 in Glen Ridge, New Jersey) eine Vielfalt von Rollenbildern und weiblichen Identitäten. Schon als Jugendliche liebte es die Künstlerin, sich zu verkleiden. Entgegen der allgemeinen Ansicht bilden nicht die berühmten Untitled Film Stills (1978–1980) ihr Frühwerk, sondern jene Photographien, die sie bereits als Studentin in Buffalo von 1975 bis 1977 schuf. In diesen Jahren erhob sie ihr Spiel der Verwandlung zu ihrem künstlerischen Konzept und entwickelte zahlreiche bis dato unbekannte Photographien, die auffallend viele Elemente des Theaters in sich vereinigen. Mittels wechselndem Make-up, Perücken, Mimik, Gesten, Blicken und Kleidung veranschaulicht Sherman in unterschiedlichen Rollen eine Vielzahl sozialer Identitäten. Gabriele Schor, Leiterin der Sammlung Verbund hat die konzeptuellen Anfänge ihres Œuvre wissenschaftlich aufgearbeitet und gibt nun den Catalogue Raisonné ihres Frühwerkes heraus. (Ausstellungen: Vertikale Galerie, Wien 26.1.-16.5.; Museum of Modern Art, New York 26.2.-11.6.)

 

Ménage à trois
Warhol, Basquiat, Clemente
256 Seiten, 207 farbige und 51 s/w Abbildungen 
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-86678-627-1; 44,90 Euro
 

Die New Yorker Kunstszene der 1980er Jahre ist legendär – vital, kreativ, medial offen. Sie bot gerade jungen Talenten eine Spielfläche voller Möglichkeiten. Drei der Hauptprotagonisten dieser Zeit sind Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Francesco Clemente. Zwischen 1983 und 1985 entstanden Gemeinschaftsarbeiten, die ihre Spannung aus den konträren malerischen Gesten ziehen. Sie spiegeln die Zeit, die (Pop-)Starrolle und das neue Selbstverständnis der Künstler, ihre gegenseitige Faszination, aber auch die Schattenseiten des Ruhms. In der Publikation werden die Kollaborationen der drei Künstler umfassend in den Kontext ihres eigenen Schaffens gestellt und spannende Bezüge und Unterschiede, ihr Facettenreichtum und die kunsthistorische Bedeutung aufgezeigt. (Ausstellung: 10.02. - 20.05., Kunst- und Ausstellungshalle, Bonn)

 

Carl Strüwe
Reisen in unbekannte Welten

Hrsg. Jutta Hülsewig-Johnen & Gottfried Jäger (DGPh) & Thomas Thiel
Ca. 200 Seiten, 150 Abbildungen
Hirmer Verlag
ISBN: 978-3-7774-6051-2; 39,90 Euro

Carl Strüwe (1898–1988) gehört zu den wichtigen Protagonisten der deutschen Photokunst des 20. Jahrhunderts. Mit seinen zwischen 1926 und 1959 entstandenen Arbeiten »Formen des Mikrokosmos« betrat er entschieden photographisches Neuland und weckte international die Aufmerksamkeit der Photo-Avantgarde. Das Werk des Bielefelder Photographen Carl Strüwe ist in seiner Komplexität ein bis heute ungehobener Schatz. Nach einer Ausbildung als Lithograph und Graphiker verschrieb er sich ab Mitte der 1920er-Jahre als Autodidakt dem damals »neuen Medium« der Photographie. Mit seinen frühen, bis in die 1950er-Jahre fortgeführten Landschafts- und Reiseaufnahmen auf den Spuren der Hohenstaufen in Italien setzte er – noch vor Albert Renger-Patzsch – Maßstäbe in der photographischen Historiographie. Sein innovatives Hauptwerk schuf Strüwe mit seinen gut 250 Photographien der »Formen des Mikrokosmos«, mit denen er zum Vorreiter und überragenden Stilisten der künstlerischen Mikrophotographie wurde. Gleich zu Beginn verweisen Bildtitel wie »Weiß über Grau schwebend« oder »Urbild der Abwehr« auf den künstlerischen Anspruch und den Impetus einer subjektiven, symbolischen Interpretation der für das bloße Auge unsichtbaren Naturformen. Wenngleich Carl Strüwes Schaffen jüngst national und international wieder verstärkt Beachtung fand, stand eine umfassende Würdigung seines Gesamtwerks bislang aus, eine Lücke, die nun geschlossen wird. Das Katalogbuch bietet einführende Texte zu Zeichnung, Malerei und Photographie sowie zur zeitgenössischen photographischen Rezeption. Mit mehr als 200 Abbildungen aus allen Schaffensphasen liegt nun der erste repräsentative Bildband zu Carl Strüwes Gesamtwerk vor.

 

Auf den Spuren von Robert Capa
264 Seiten, mit 200 schwarzweißen Abbildungen
Knesebeck
ISBN 978-3-86873-376-1;  39.95 Euro

Die legendäre Aufnahme eines tödlich getroffenen spanischen Freiheitskämpfers machte Robert Capa schlagartig weltberühmt. Wie kein anderer vermochte er dem Schrecken des Krieges in der Photographie Ausdruck zu verleihen. Aber er war nicht nur einer der besten Photographen der Welt, der kein Risiko scheute, um das Grauen aus nächster Nähe zu dokumentieren, sondern er war auch ein Lebemann, der in den Künstlerszenen von Madrid, Paris und London verkehrte. Paris blieb auch, nachdem er in die USA emigriert war, der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Die hier erstmals veröffentlichten Dokumente und persönlichen Gegenstände, die in seinem Pariser Atelier gefunden wurden, erzählen die Geschichte seines Lebens und seiner berühmten Photographen-Kollegen, Freunde und Lieben. Die Autoren erlauben einen Blick hinter die Fassade des Kriegsphotographen und geben spannende Einblicke in die Entstehung eines bedeutenden Werks und einer faszinierenden Legende.

 

Simone Nieweg
Natur der Menschen

168 Seiten, 98 Farbtafeln
Schirmer/Mosel
ISBN 978-3-8296-0583-0; 49,80 Euro

Simone Nieweg, geb. 1962 und Meisterschülerin von Bernd Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie, photographiert seit ihren Anfängen Gärten und Landschaften an den Rändern von Siedlungen und Städten – unspektakuläre Motive, mit denen sie jedoch höchste ästhetische Wirkung erzielt. Ihr neues Buch, das zweite bei Schirmer/Mosel (Landschaften und Gartenstücke, 2002), versammelt nahezu alle Varianten kleinlandwirtschaftlichen Anbaus von Schrebergärten und privaten Gemüsebeeten bis hin zu Wiesen und Brachland, Waldrändern, Ackerflächen und Getreidefeldern. Nieweg photographiert ihre Sujets durchweg in Farbe und in einem sanften, fast schattenlosen Licht, das die Feinstruktur der Bilder durch nichts verunklärt. Darüber hinaus setzen ihre Langzeitbelichtungen absolute Windstille voraus, um Pflanzen und Landschaften in nie gesehener Schärfe und nie gesehenem Detailreichtum aufs Bild bannen zu können. Die vorliegende Publikation, die Simone Niewegs Photographien aus den letzten zehn Jahren versammelt, begleitet eine Ausstellung der Künstlerin im Josef Albers Museum Quadrat.
(Ausstellung: Josef Albers Museum, Bottrop, 12.2.–27.5.)

 

Pieter Hugo
This Must Be The Place

228 Seiten, 110 farbige Abbildungen, Englisch
Prestel
ISBN: 978-3-7913-4689-2; 49,95 Euro

Pieter Hugo ist der Porträtist der rauen und oft tragischen Schönheit Afrikas. In seinen Bildern spiegeln die Gesichter der Menschen und ihr Umfeld die Tragödie wie den Zauber dieses faszinierenden Kontinents. Seinen Durchbruch schaffte der photographische Autodidakt mit dem 2007 erschienenen Band „The Hyena & Other Men”. Die Retrospektive vereint frühe Arbeiten mit aktuellen Serien wie „Nollywood” oder „Permanent Error”. Eine große Auswahl unveröffentlichter Bilder und Essays renommierter Kunstkritiker geben Einblick in eine ungewöhnliche und erfolgreiche Photographenkarriere.
(Ausstellung: Fotomuseum Den Haag, 3.3. - 20.5.)

 

Jacqueline Hassink
The Table of Power 2

224 Seiten, 539 Abb.,
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-3214-7; 58 Euro

Die Finanzkrise 2009 erschütterte die Welt in ihren ökonomischen Grundfesten. Doch was hat sich in den Machtzentren der Wirtschaft seither verändert? Sehen Chefetagen heute anders aus als früher? Und wie sehen sie eigentlich aus? Vor 15 Jahren hielt Jacqueline Hassink (*1966 in Enschede, Niederlande) die Tischsituationen in den Arbeitsräumen der damals 40 größten Unternehmen Europas photographisch fest und Martin Parr nahm ihr Projekt in sein Verzeichnis der wichtigsten Photobücher des 20. Jahrhunderts auf. Jetzt wirft die Künstlerin erneut einen Blick in die Zentralen von rund 40 europäischen Banken, Versicherungen und Instituten. Mit wissenschaftlicher Präzision nimmt sie die Tische bei Shell, BP, Volkswagen, Allianz oder ING in menschen- und seelenlosen Räumen ins Visier – ganz als gehörte die Leere zum Wesen der Macht. Die Publikation wird ergänzt durch drei Vorzugsausgaben, gebunden in Walnuss, Kirsche und Satin-Nussbaum, nummeriert, signiert sowie limitiert auf jeweils 120 Exemplare zum Preis von je 150 Euro.

 

DMK
Dirk-M. Kugelmeier
Fotografie 1970-2010

Text F.C. Gundlach (DGPh)
92 Seiten mit zahlreichen Farb- und Schwarzweiß-Aufnahmen
Seltmann & Söhne
ISBN : 978-3-934687-57-8; 39 Euro

"Dirk-M. Kugelmeier ist Modephotograph, einer, der die stetig wechselnden Trends der Mode und die schönsten Models der Szene in den hippsten Städten und an den weißesten Stränden der Welt in Szene setzt. Wie nebenbei sammelt er während seiner exotischen Location-Reisen Eindrücke, die ihm im Vorbeigehen aus dem Augenwinkel am Wegesrand auffallen, von Miami Beach bis zur Großen Freiheit, von Rom bis Barbados: grafische Strukturen in Natur und Architektur, Menschen in ihrem Alltag, charaktervolle Gesichter. Mit leichter Hand und feinem Gespür für Nuancen erfasst er Körperlichkeit und erotische Momente. Spontaneität, Humor und das sichere Gespür des Profis für das Motiv zeichnen seine dokumentarischen Arbeiten aus, die ohne Stylistin, ohne Make-up und ohne Blitzlichter entstehen. Mit seinem genuin photographischen Blick hat er im Laufe seiner fast vierzig Jahre währenden Karriere ein außerordentliches Werk visueller Trouvaillen geschaffen, Impressionen, die über den flüchtigen Augenblick hinaus Bestand haben." F.C. Gundlach, Hamburg 2010
 

Monika Pichler
silent views of orient

100 Seiten, vierfarbig
Bibliothek der Provinz (Österreich)
ISBN 978-3-99028-024-9; 28 Euro

Österreichs Kulturlandschaft ist durchaus reichhaltig. Als eine im doppelten Wortsinn in Stoffe verliebte Person bewegt sich Monika Pichler in dieser Szenerie, nicht ohne deren Ruhebettcharakter als wenig herausfordernd zu erleben. Deshalb widmet sich die Künstlerin seit 15 Jahren dem Thema "Reisende Frauen" in der Literatur, wie sich dies durch die Bücher von Ida Pfeiffer oder Annemarie Schwarzenbach vermittelt. Statt heimischer Gefilde dient Pichler die Welt an sich als Schule der Lebenskunst. Ihr künstlerisches Denken und Handeln widmet sich - virtuell und real - exotischen Welten und europäischen Phantasien, um dabei zu erleben, wie die eigene Biographie als "Andere", als Gast zu sich selbst zurückkehrt. Das bedeutet, fremde Gegenden aufzusuchen, um das "Andere" als Teil der eigenen Identität zu empfinden. (Paolo Bianchi) Mit Beiträgen von Paolo Bianchi, Stefanie Hoch (DGPh), Martin Hochleitner, Barbara Wally

 

Michael Najjar
high altitude

64 Seiten, 29 farbige und 34 s/w Abbildungen 
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-86678-654-7; 29,80 Euro

Mit einer sechsköpfigen Expeditionsgruppe bestieg der Photokünstler Michael Najjar 2009 den Gipfel des Mount Aconcagua, mit seinen 6.962 Metern höchster Berg der Welt außerhalb des Himalayagebirges. Das photographische Material, das während der dreiwöchigen Expedition entstand, ist die Basis für die Bildwelten der Werkgruppe „high altitude“, welche die Börsenentwicklung der weltweit wichtigsten Leitindizes über die letzten 20 bis 30 Jahre visualisiert. Die virtuellen Zahlenberge der Börsencharts resublimieren sich in der Materialität und Massivität der argentinischen Gebirgszüge – sie versinnbildlichen den schmalen Grat zwischen Realität und Simulation.

 

Jörg Gläscher
Der Tod kommt später, vielleicht.

136 Seiten, 59 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-266-5; 36 Euro

Jörg Gläschers lakonische Photographien von der deutschen Armee zeigen, dass nichts mehr so ist, wie es scheint. (...) Seine Photographien dokumentieren nicht die deutsche Bundeswehr, vielmehr findet er auf seinen Reisen, die er zu und mit den Streitkräften unternommen hat, Bilder, die Denkräume öffnen. Seine Bildsprache ist undramatisch. Beinahe lakonisch reiht er Szenen aneinander, die dem Betrachter oft absurd vorkommen. Er bedient sich gängiger Genres der Photographie, Landschaft mit Figur, Porträt, Stillleben und Szenerie. Er vermeidet jede Erklärung, setzt auf ein politisches und gesellschaftliches Vorwissen des Betrachters. Zu Recht. Die Bundeswehr war wohl noch nie in der jüngeren deutschen Geschichte in den Medien so präsent wie in der Zeit, in der die Photographien dieses Buches entstanden. (...) So changieren die Photographien von Jörg Gläscher zwischen trügerischem Heideidyll und suggestiver Bedrohung durch formale Reduktion. Dazwischen streut er Porträts junger Soldaten. Da ist niemand ein cooler Landser. Wir schauen in Gesichter, die Zurückhaltung, Vorsicht, Nachdenklichkeit oder auch Verunsicherung ausdrücken. Der Tod kommt später, vielleicht. (Peter Bialobrzeski)

 

Welt-Bilder 4
184 Seiten, 120 Abb. in Farbe

Verlag für moderne Kunst Nürnberg
ISBN 978-3-86984-217-2; 32 Euro

Aus Bildern, die wir sehen, entsteht unser Weltbild. Welche Bildwelten zeigen uns photographierende Künstler und Künstlerinnen, welche Weltbilder vermitteln sie uns? Im Helmhaus Zürich ist der vierte Teil der Reihe Welt – Bilder zu sehen: ein lebendiges Spektrum aktueller, internationaler Photographie. Die Ausstellung ist ein engagiertes und engagierendes Wechselbad: Schönheit und Schrecken liegen nah beieinander, von magischen Vollmondnächten gerät man in mensch-gemachte Naturkatastrophen, von der Mongolei in Megacitys, von einem Schweizer Bergtal in australische Bergbaugebiete.

 

Kubus oder Kuppel
Moscheen – Perspektiven einer Bauaufgabe

144 Seiten mit 145 meist farbigen Abbildungen
Wasmuth Verlag
ISBN 978 3 8030 0751 3; 24 Euro

"Was macht eine Moschee zur Moschee? Das ist ganz einfach: eine Wand, die exakt nach Mekka ausgerichtet ist." Knapp und klar beschreibt der kuwaitische Planer und Architekturprofessor Omar Khattab die Charakteristik des muslimischen Gebetsplatzes. Für die Architektur der Moscheen gibt es zwar Traditionen und Bezüge, jedoch nur wenige ästhetische Gestaltungsvorschriften. Die Bauaufgabe kann immer wieder neu erdacht, erfunden, erbaut und von Künstlern in ihren Installationen, Objekten und Photographien hinterfragt werden. Gestaltungsvariationen und Entwürfe von Moscheen zeigen die Ausstellung und das dazugehörige Katalogbuch in vier unterschiedlichen Sektionen: Unter dem Titel "Neue Wege" werden Bauten postkolonialer Staatengründungen in Indonesien und Pakistan ebenso verhandelt wie der Neubau von Gebetshäusern im durch Migration geprägten Europa. "Zeitgenossenschaft" thematisiert die Entwicklung einer eigenen Formensprache in Ankara, Dubai, Ramallah sowie Singapur und steht für den Ausdruck des "Euro-Islam" in Deutschland und den Niederlanden. In der Sektion "(Un)-Sichtbarkeit" werden Strategien vorgestellt, bei denen Planer sich mit dem Thema der Tarnarchitektur einerseits und der künstlerischen Irritation andererseits auseinandersetzen – von der Umnutzung über das Schweizer Minarett-Verbot bis zum Kunst-am-Bau-Projekt. Schließlich stellt der Bereich "Begegnungen" einen Bezug zu klassischen Bauformen, aber auch zur Öffnung hinsichtlich anderer Religionen her. Anhand zahlreicher Beispiele bilanziert die Ausstellung dadurch erstmals die jüngsten Entwicklungen einer Bauaufgabe, deren Meisterwerke Architekten und Gläubige noch heute herausfordern: von Penzberg und Kayseri bis Chittagong, von Albuquerque bis Algier. (Ausstellung: ifa-Galerie Stuttgart, 27.1. - 1.4.; ifa-Galerie Berlin: 27.7. - 30.9.)

 

Kunst und Philosophie
Fotografie zwischen Inszenierung und Dokumentation

128 Seiten, 28 Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2692-4; 16,80 Euro

Hat Schönheit einen Zweck? Was ist »echte« Kunst? Können Bilder lügen? Antworten auf diese zentralen Begriffe und Probleme der Kunsttheorie und -betrachtung aus der Perspektive der analytischen Philosophie zu finden, ist das Ziel der zweijährigen Veranstaltungsreihe der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Kulturstiftung des Bundes an fünf deutschen Museen. Jeder Band der 5-teiligen Publikationsreihe dokumentiert je eine Veranstaltungsreihe in einem der Museen mit dem jeweiligen Schwerpunkt wie Design, Kunstvermittlung oder Photographie. Thema der fünften Publikation ist die Photographie. Das digitale Zeitalter und der Einsatz neuartiger Techniken der Bildproduktion und -bearbeitung haben unseren Begriff von Photographie, Abbild und Wirklichkeit nachhaltig verändert. Der Band widmet sich den Inhalten der Tagung im Kunstmuseum Bonn und diskutiert und entwickelt Lesarten zeitgenössischer Photographie im Kontext ihrer unterschiedlichen Strategien.