One Day
10 Photographers

Zehn Halbleinenbände im Schuber aus Pappe
304 Seiten, 194 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-173-6; 148 Euro

 Am 21. Juni 2010 – am Tag der Sonnenwende – waren zehn Stars der internationalen Photographenszene an verschiedenen Orten unterwegs und photographierten völlig frei, ohne thematische Vorgabe oder inhaltliche Gemeinsamkeit. Die Künstler: Alec Soth, Eva Maria Ocherbauer, Gerry Badger, Harvey Benge, Jessica Backhaus, John Gossage, Martin Parr, Rinko Kawauchi, Rob Hornstra, Todd Hido.

Die individuellen Konzepte der Photoserien sind dabei so vielfältig wie die Arbeit der Photographen selbst, manchmal erlauben sie sogar einen Einblick in das Privatleben des Photographen. Martin Parr photographierte die kleinen Rituale seines täglichen Lebens, Rinko Kawauchi dokumentierte eine Zugfahrt in Japan und Alec Soth nahm seine Bilder mit der Polaroidkamera auf, die ihm sein Sohn gerade zum Geburtstag geschenkt hatte. Die an diesem Tag entstandenen Arbeiten wurden in kleinen monographischen Büchern gesammelt und in einem Schuber veröffentlicht. Dieses bibliophile Sammlerstück beinhaltet damit die neusten Arbeiten der aktuellen Stars der Photographenszene und zeigt ausschließlich bisher unveröffentlichtes Bildmaterial.

 

Friedemann Beyer - Gert Koshofer (DGPh) - Michael Krüger
UFA in Farbe

288 Seiten, durchgehend vierfarbig, mit 340 Abbildungen
Collection Rolf Heyne
ISBN: 978-389910474-5; 58 Euro

Mit dem Band „UFA in Farbe“, der von den Fachautoren Friedemann Beyer, Gert Koshofer und Michael Krüger konzipiert und verfasst wurde, ist erstmals ein umfassendes Werk über die für die Kinotechnik so fruchtbare Epoche und sämtliche deutsche Agfacolor-Spielfilme der Ufa-Zeit von 1936 bis 1945 erschienen. Auf 288 Seiten werden nicht nur die oft bahnbrechenden Entwicklungen der neuen Farbfilmtechnik, ihre wissenschaftlichen Hintergründe und die anfänglichen Schwierigkeiten beim praktischen Einsatz detailliert geschildert, wobei 346 durchgehend farbige Abbildungen das Geschilderte in höchst anschaulicher Weise ergänzen, auch alle damals entstandenen farbigen UFA-Spielfilme von „Frauen sind doch bessere Diplomaten“ bis zum geschichtsklitternden Durchhaltemelodram „Kolberg“ sind in einzelnen Besprechungen aufgeführt. Der Naturwissenschaftler hätte sich vielleicht gewünscht, dass die angewandten Verfahren auch von ihrer chemischen Seite her noch etwas ausführlicher beleuchtet worden wären, doch das präsentierte Bildmaterial, eine wahrlich imposante Auswahl seltener Photos, die von den Autoren in oft jahrzehntelanger Arbeit zusammengetragen wurden, entschädigt voll und ganz für diese kleine Unvollständigkeit.
Besonders hervorzuheben ist Gert Koshofers detailgenaue Schilderung des Werdens von Agfacolor im Photo- und Filmbereich, der man anmerkt, dass hier ein intimer Kenner des damaligen Geschehens zu Worte kommt. Aber auch der erste, von Friedemann Beyer verfasste Teil „Künstler oder Cashcows? Filmstars untern Hakenkreuz“ mit den Geschichten über die „Salondamen, Opferfrauen und kessen Fräuleins“ sowie die männlichen Leinwandhelden vom allüberragenden Hans Albers über die „Strahlemänner“ vom Typus eines Johannes Heesters bis zu den lustigen Gesellen wie Heinz Rühmann oder Theo Lingen sind durchaus wissens- und lesenswert. Erweitert wird diese breitgefasste Berichterstattung durch einen Beitrag „Über das Sammeln farbiger Starfotos“ von Michael Krüger, der darüber informiert, unter welchen technischen Bedingungen die Filmphotos der Ufa entstanden und wie sich noch heute alte Programmhefte, Poster oder Aushangphotos aus jener Zeit auftreiben lassen. Alles in allem ein Werk, das nicht nur jedem Kinobegeisterten opulentes Lesevergnügen bereiten dürfte, sondern auch eine umfassende Informationsquelle hinsichtlich der Ufa-Zeit bis 1945, ihrer großen Stars sowie den Pionierleistungen auf dem Gebiet des frühen deutschen Farbenfilms darstellt und damit eine Lücke in der Dokumentation des Filmschaffens jener Tage auf höchst attraktive Weise zu füllen vermag. (Auszüge aus der Buchkritik von Ronald Vedrilla, DGPh)

 

Mitch Epstein
State of the Union

120 Seiten, 59 farbige Abb.
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2784-6; 35 Euro

Mitch Epstein (*1952 in Holyoke, Massachusetts) zählt zu den herausragenden amerikanischen Photographen der Gegenwart. Die Publikation veranschaulicht die Entwicklung von Epsteins Werk anhand von zwei sehr unterschiedlichen photographischen Serien. Recreation – American Photographs (1973–1988) steht in der Tradition der amerikanischen »Street Photography« und schildert Alltagssituationen, die Grundsätzliches über das Leben in den USA der 1970er- und 1980er-Jahre aussagen. In der Zufälligkeit der Begegnungen dokumentiert sich die Offenheit einer pluralistischen Gesellschaft, deren Freizügigkeit Jahrzehnte später verloren gegangen zu sein scheint. Dies lässt die zweite Photoserie mit dem Titel American Power vermuten, mit der Mitch Epstein 2003 begann. Sie lenkt den Blick auf einen der zentralen Machtfaktoren Amerikas, die Energieindustrie, die nicht nur in die Gesellschaft, sondern auch in die Natur eingreift und beide verändert. Dominant und alle Proportionen sprengend, schieben sich Kühltürme und Raffineriegebäude ins Bild und degradieren alles andere zur bedeutungslosen Marginalie. (Ausstellung: Kunstmuseum Bonn bis 23.1.2011)       

 

Peter Jacobi
272 Seiten, 337 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-196-5; 38 Euro

Der Bildhauer Peter Jacobi hat in über vierzig Schaffensjahren ein umfangreiches Werk hervorgebracht. In den 1960er und 70er Jahren schuf er gemeinsam mit seiner damaligen Lebensgefährtin Ritzi Jacobi großformatige Textilreliefs, die in zahlreichen Museen weltweit zu sehen waren. Seit rund 30 Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Vergänglichkeit, Spurensuche und Erinnerung. Alle einzelnen Werkgruppen sind prozesshaft und mehrdimensional ineinander verwoben, wobei insbesondere Photographie und Skulptur eine unauflösbare Wechselwirkung miteinander eingehen. Die Publikation begleitet eine Ausstellungsreihe anlässlich seines 75.Geburtstags, die die einzelnen Facetten seines Schaffens vorstellt. Peter Jacobi (*1935 im rumänischen Ploesti) lebt und arbeitet in Wurmberg bei Pforzheim. 2009 wurde das von ihm entworfene Mahnmal für die Holocaust-Opfer in Bukarest eingeweiht.
(Ausstellungen: Abwesend anwesend, Pforzheim Galerie bis 13.03.2011) 

 

Rudolf Holtappel und Thomas Kläber
(beide DGPh)

Deutschland, Deutschland …
128 Seiten mit zahlreichen Abbildungen 
Kerber Verlag
ISBN: 978-3-86678-496-3; 28 Euro      

Zwei Länder, zwei Photographen, zwei durch die Kameralinse mit liebevoll ironischer Distanz reflektierte Lebensumfelder: das Ruhrgebiet der 1950er bis 1970er Jahre (Holtappel) und die DDR in den 1970er und 1980er Jahren (Kläber). Bei aller Verschiedenheit von Sichtweise und Herkunft verfügen beide Photochronisten über einen unbestechlichen Blick. Mit  Aufmerksamkeit für das leicht zu Übersehende und doch so Charakteristische, mit der beide gelebten Alltag  teils lakonisch, teils mit leisem Humor festhielten, schufen Holtappel und Kläber Zeitzeugnisse, die faszinieren. (Ausstellung: 15. Januar bis 8. Mai 2011, Situation Kunst (für Max Imdahl), Bochum)

 

Beth Yarnelle Edwards
Suburban Dreams

96 Seiten, ca. 56 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-184-2; 30 Euro

Seit 1997 porträtiert die Photographin Beth Yarnelle Edwards Vorstadtidyllen der amerikanischen und europäischen Mittelschicht. Die ersten Bilder ihrer Photoserie sind im kalifornischen Silicon Valley entstanden, in dem die Künstlerin selbst wohnte, weitere in Deutschland, Frankreich, Spanien, Island und den Niederlanden. Im alltäglichen Lebensumfeld der Porträtierten arrangiert Ewards ihre Photographien mit einer Mischung aus Dokumentation und kinematographischer Inszenierung. Sie kombiniert reelle Erscheinungen mit philosophischer Wahrheit und berichtet von Vereinsamung, permanenter Medienberieselung, von kleinen Fluchten und großen Sehnsüchten. Ohne jegliche Wertung geben die Bilder Einblick in zwischenmenschliche Beziehungen, Rituale, Bräuche und Freizeitverhalten. Edwards’ Photographien wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter das Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, das Château d’Eau in Toulouse und das Musée de la Photographie à Charleroi, und sind in Sammlungen, wie im San Francisco Museum of Modern Art, im Los Angeles Museum of Contemporary Art und im Museet for Fotokunst, Odense, vertreten. 

 

Eadweard Muybridge
The Human and Animal Locomotion Photographs

804 Seiten
Taschen Verlag
ISBN 978-3-8365-0941-1; 49,99 Euro

Der englische Photograph Eadweard Muybridge war ein Pionier der Bewegungsstudien von Mensch und Tier. Im Jahr 1872 erlangte er Berühmtheit, als er eine Wette zugunsten des früheren kalifornischen Gouverneurs Leland Stanford entschied, indem er ein Pferd in vollem Galopp photographierte. Muybridge hatte nämlich eine komplexe Anordnung für Serienaufnahmen mit sehr kurzen Verschlusszeiten erfunden und konnte so erstmals nachweisen, dass bei einem galoppierenden Pferd alle vier Hufe für einen Sekundenbruchteil in der Luft schweben. In den nächsten drei Jahrzehnten arbeitete Muybridge weiter an seinem Projekt, zahlreiche Aspekte der Bewegung von Mensch und Tier vollständig zu erfassen. Hierzu schuf er Hunderte Aufnahmen von Pferden und anderen Tieren - und von nackten oder leicht bekleideten Personen bei diversen Aktivitäten wie Laufen, Gehen, Boxen, Fechten oder Hinabsteigen einer Treppe (die letztgenannte Studie inspirierte Marcel Duchamp 1912 zu seinem berühmten Gemälde). Dieser Band verfolgt Leben und Werk Muybridges von seinen frühen Theorien über Anatomie und Bewegung bis zu seinen späten photographischen Experimenten. Sämtliche 781 Tafeln von Muybridges bahnbrechendem Werk Animal Locomotion (1887) sind hier reproduziert. Ergänzt wird dies durch den ebenfalls vollständigen Nachdruck von Muybridges äußerst seltenem ersten Album The Attitudes of Animals in Motion (1881). Eine detaillierte Chronologie des britischen Muybridge-Biografen Stephen Herbert wirft neues Licht auf einen der wichtigsten Pioniere der Photographie.
(Ausstellung: Tate Britain, London, bis 16.01.2011)

 

Dirk Reinartz
Hamburg – St. Georg 1981

96 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
Steidl Verlag
ISBN: 978-3-86521-977-0; 28.- Euro

Gleich hinter dem Hamburger Hauptbahnhof beginnt der Stadtteil St. Georg. Es ist kein Ort der großen Welt, sondern einer der kleinen Leute. Für den eiligen Besucher gibt es dort Liebe und verbotene Substanzen zu kaufen. Wer mehr Zeit mitbringt, dem öffnet sich ein kleiner Kosmos. Im Frühjahr 1981 streifte Dirk Reinartz durch St. Georg auf der Suche nach seinen ganz persönlichen Bildern vom Viertel. Er fand sie in Straßenszenen, im Alltag der Bewohner und in den Blicken der Menschen. Die Photographien, von »Merian« in Auftrag gegeben, wurden seinerzeit nie gedruckt. Die Bildserie ist ein leises Meisterwerk der subjektiven Reportagephotographie und inzwischen das eindrückliche Dokument einer vergangenen Zeit. (Ausstellung bis 06.02.2011 im Suermondt-Ludwig Museum, Aachen)

 

Michael Wolf
Tokyo Compression

112 Seiten, 75 Farbabbildungen
Peperoni Books
ISBN 978-3-941825-08-6; 28 Euro

Michael Wolf ist bekannt für seine großformatigen Architekturphotographien aus Chicago und vor allem Hongkong, wo er seit mehr als 15 Jahren lebt. In einer großen Stadt sind auch die Bilder der neuen Arbeit entstanden: Tokio. Tokios Architektur ist aber hier nicht das Thema. Michael Wolf hat in seiner Serie „Tokyo Compression“ den Irrsinn des Tokioer U-Bahn-Systems ins Visier genommen. Für die Aufnahmen hat er sich einen Ort ausgesucht, der ihm unbarmherzig im Minutentakt neue Bilder vor die Kamera fährt. Abertausende betreten jeden Tag für zwei oder mehr Stunden diese Untergrundhölle und rollen eingezwängt zwischen Glas, Stahl und anderen Menschen unter der Stadt zur Arbeit und zurück nach Hause. In Michael Wolfs Bildern sehen wir in zahllose Gesichter von Menschen, die auf ihre Weise versuchen, den offenkundigen Wahnsinn zu ertragen.

 

André Lützen
Public Private Hanoi

120 Seiten, 72 Farbabb.
Kehrer Verlag
ISBN 978-3-86828-150-7; 39,80 Euro

Mit der Photosequenz "Public Private Hanoi" bewegt sich André Lützen durch das urbane Labyrinth des nächtlichen Hanoi. Die Stadt ist ruhelos, geschäftig, eng. Hitze und beengte Wohnungen treiben die Menschen auf die Straßen. Häuser sind weit geöffnet. Das Private erstreckt sich in den öffentlichen Raum. Die Grenzen zwischen Innen und Außen lösen sich auf.
Präzise und detailliert beschreiben Lützens Bilder dieses Ineinanderfließen der Gegensätze, wobei die Arbeit fast filmischen Charakter annimmt. Die nicht selten intimen Momente, die Atmosphäre, die Intensität der Farben, die körperlicher Dichte, die ständige Bewegung verbindet Lützen zu einer Komplexität, die das dortige Leben greifbar macht. Wie schon Lützens Buch "Before Elvis there was nothing", das die Tiefen und Untiefen des amerikanischen Traums zeigt, ist auch "Public Private Hanoi" eine visuelle Erzählung entlang der Grenzen der Dokumentarphotographie.

 

Fred Herzog
Photographs

192 Seiten, 98 Abb., davon 92 farbig
Hatje Cantz Verlag
ISBN 978-3-7757-2811-9; 29,80 Euro

Fred Herzog (*1930 in Bad Friedrichshall) widmete sich nach seiner Emigration nach Kanada in den 1950er-Jahren einem damals eher unüblichen Medium: der Farbphotographie. Er durchbrach damit die etablierten Sehgewohnheiten und Lehrmeinungen, die vorrangig der Schwarz-Weiß-Photographie Kunststatus zusprachen. Als Pionier der Farbphotographie perfektioniert er den Blick auf das vermeintlich Nebensächliche. Seine Motive sind die Straßen von Vancouver, Supermärkte, Tankstellen, Bars, Stadtszenen, Landschaften und immer wieder die Menschen seiner Umgebung – die Höhen und Tiefen des nordamerikanischen Traums. Herzog lotet das Potenzial der Farbphotographie als Medium großer Objektivität wie auch großer Kunstfertigkeit aus und zeigt mit kritischem Blick Banales, Ephemeres und scheinbar Bedeutungsloses. Vor allem aber verleiht die Farbe seinen Photographien eine einzigartige Stimmung und Kraft und lässt sie dadurch erst authentisch erscheinen.

 

Ein Tag wie noch nie!
Still-Leben Ruhrschnellweg

192 Seiten, durchg. farbige Abb.
Klartext Verlag
ISBN 978-3-8375-0476-7; 19,95 Euro

20.000 Tische, 40.000 Bänke, 60.000 Meter Autobahn, drei Millionen Menschen mit Ideen und Herzblut, tausende Helfer und strahlender Sonnenschein – ein einmaliges Fest der Alltagskulturen mitten in der Metropole Ruhr: das war Still-Leben Ruhrschnellweg. Die Bilder und Geschichten von der Aktion am 18. Juli 2010 auf der A 40 gingen um die Welt. Die Strahlkraft der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010 erreichte ihren Höhepunkt. Der Bildband „Ein Tag wie noch nie“ bietet Einblicke in die Arbeit des Organisationsteams um Fritz Pleitgen und zeigt die unvergessliche Festtagsstimmung auf der Strecke. Die Organisatoren schildern in diesem Buch, was bei der Vorbereitung und am Tag selbst hinter und vor den Kulissen geschah. Darüber hinaus dokumentieren viele Photos von der längsten Tafel der Welt, von den Gästen und Kreativen, von Auf- und Abbau ein Ereignis, von dem sich viele eine Wiederholung wünschen. Seit dem 18. Juli 2010 ist alles anders als zuvor. Alle, die dabei waren, wissen: Nie wieder werden sie die A 40 mit den gleichen Augen betrachten. Es gab unendlich viel zu sehen und noch mehr zu verpassen.

 

Alex Webb
Karibik

124 Seiten, inklusive Musik-CD
Mare Verlag
ISBN 978-3-86648-009-4; 58 Euro

 Als wolle eine launenhafte Schöpfung dem Übermaß an Schönheit etwas entgegensetzen, vereint sich hier überwältigende Pracht mit ebenso überwältigenden Katastrophen, natur- wie menschengemachten. Der ambivalente Reichtum bringt (Über-)Lebenskunst hervor, ein unbekümmertes Durcheinander von zahllosen Völkern und ihren Kulturen, Sprachen, Musiken und Physiognomien, vor allem aber überbordende Lebensfreude, das vielgeliebte "easy living" in tropischer Hitze. Der New Yorker Alex Webb, einer der bedeutendsten und meistausgezeichneten Photographen unserer Tage, in unzähligen Sammlungen vertreten und Mitglied der Agentur Magnum seit drei Jahrzehnten, kennt die Karibik wie kein anderer. Für den neuen mare-Bildband reiste er mehrere Male in die unterschiedlichen Welten der Kleinen und Großen Antillen, beobachtete die Menschen und ihr meergeprägtes Leben und brachte Bilder mit, die undogmatisch und jenseits von Dokumentation mit feinem Gespür all die rätselhaften, unbegreiflichen Farben und Stimmungen dieser Perlenkette im Karibischen Meer evozieren.

 

Hartmut Fiebig
Weihrauchland

192 Seiten, durchgehend farbig mit 166 Photos
terra magica Verlag
ISBN: 978-3-7243-1028-0; 49,90 Euro

Im Verlauf der vergangenen drei Jahrtausende spielte das Weihrauchland, das heutige Sultanat von Oman und die Republik Jemen, als Ursprungsregion des Weihrauchs eine herausragende Rolle. Zudem war es zentraler Teil der Handelsroute für viele weitere Luxusprodukte aus Afrika, Indien und China. Die Karawanen, die den Süden Arabiens durchzogen, machten die Region reich und verliehen ihr kulturelle Bedeutung.
Dieser opulente Bildband beschreibt eine Reise entlang der alten Handelsströme und erläutert die Bedeutung des Weihrauchs, seine Produktion und Geschichte von den pharaonischen Tagen bis in die Gegenwart. In fesselnden Bildern und kenntnisreichen Texten beleuchtet "Weihrauchland" kulturelle wie landschaftliche Besonderheiten jener Region und liefert ein facettenreiches Porträt der Länder Oman und Jemen, in denen sich bis heute viel von der südarabischen Kultur aus den Zeiten der Königin von Saba erhalten hat.

 

Hugh Holland
Locals Only

84 Seiten
Ammo Books USA
ISBN: 9781934429471; 39,95 USD

Mitte der 70 entwickelte sich aus einer Gruppe von Außenseitern und einer Sportart, die eher lästig als cool erschien, langsam ein Trend. Skateboarding wurde damals eher von Randgruppen zelebriert, in sonnigen Städten wie Los Angeles, an den Küsten und in geleerten Pools. Hugh Holland beobachtete eines Tages am Laurel Canyon Boulevard das ganze Geschehen und war begeistert von der Athletik und Ästhetik der Skateboarder. Er begann die Skater aufzusuchen, wurde Freund mit ihnen und photographierte was das Zeug hielt aus den Augen eines Insiders. Ganze drei Jahre lang war er unterwegs in den Straßen von L.A., San Fernando Valley, Venice Beach und auch in Mexico. Es entstanden faszinierende Bilder von einem Sport, der mittlerweile gesponsert in Turnieren stattfindet. Doch Holland hat die Bilder der Entstehung, von den Außenseitern mit ihren Vans und langen blonden Haaren und brachte sie im Bildband “Locals Only” zusammen.

 

Martha Maas, geb. Rosenfeld
Eine jüdische Photographin aus Deutschland 1893 – 1970

Herausgegeben von Stefan Maria Rother
132 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
Berlin, edition rotor
25.- Euro

Vom Verschwinden der Martha Maas
Die späte Wiederentdeckung einer Photographin

Martha Maas, geborene Rosenfeld, kam am 28. Juni 1893 in Aachen zur Welt. 1916 begann sie im Foto-Atelier Suse Byk am Kurfürstendamm in Berlin eine Photographenlehre, die sie drei Jahre später mit einer Gesellenprüfung am Lette-Verein abschloss. Diese fortschrittliche Berufsfachschule verfolgte das Ziel, Frauen durch qualifizierte Ausbildung unabhängiger zu machen. Zeitgleich lernte dort etwa auch Frieda Riess ihr Handwerk, die es zur renommiertesten Gesellschaftsphotographin der Weimarer Republik brachte. Nach bestandener Prüfung eröffnete Martha Maas in Aachen zusammen mit einer Kollegin die Photographische Werkstätte Richter-Rosenfeld, die durch Porträtserien auf sich aufmerksam machte. In einem Essay zum Thema "Neuzeitliche Photographie" gab sie Auskunft über ihr Metier: "Der Beruf des Photographen erfordert einen ganzen Menschen. Es ist Bedingung, dass er ein geduldiger, unnervischer und doch stark sensibler Mensch ist. Es ist ferner Bedingung, dass er ein gebildeter und psychologisch fein empfindender Mensch ist."
Ihre Porträts von Schauspielern erschienen häufiger in Zeitungen und Illustrierten; für den Weltspiegel, die Beilage des Berliner Tageblatts, fotografierte sie auch Titelbilder. Das Theaterressort leitete damals Alfred Kerr; Chefredakteur war Theodor Wolff. Martha Maas war Teil der florierenden Kunst- und Medienwelt Berlins, deren Hochblüte freilich bald gewaltsam beendet wurde. Martha Maas Künstlerporträts beendet wurde. Der Berliner Lette-Verein holte die Arbeit der Martha Maas bereits 2009 mit einer Ausstellung dorthin zurück, wo sie einst begann.

 

Weiße Blicke - Schwarze Körper
Afrika(ner) im Spiegel westlicher Alltagskultur
Zeller, Joachim
Edition Tempus
250 Seiten mit 400 Bilder,
Erfurt, Sutton Verlag
ISBN : 978-3-86680-412-8; 34.90 Euro

Das Sammeln und Präsentieren von Bildern gehörte ganz wesentlich zum Akt der Vereinnahmung Afrikas durch Europa. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts war es vor allem die Bildpostkarte, die den Menschen in der westlichen Welt eine Vorstellung vom „dunklen Kontinent“ vermittelte. Die millionenfach kursierenden Karten waren das zentrale Massenmedium der visuellen Populärkultur und trugen dazu bei, die Errungenschaften imperialer Politik durchzusetzen und zu legitimieren. Der Historiker Joachim Zeller hat für diesen Band rund 400 Bilder, zumeist Postkarten aus der Sammlung Peter Weiss, ausgewählt. Sie zeigen den Afrikaner, wie ihn die Weißen sahen oder sehen wollten, als Exot, Wilder, kolonialer Untertan oder Witzfigur. Die Aufnahmen dokumentieren nicht nur das ganze Spektrum des Kolonialismus der Bilder, sondern thematisieren ebenso die Widerständigkeiten, die Gegenblicke der Afrikaner, die – auf ihren Eigensinn beharrend – „zurückschauen“ konnten.
Der Autor liest die Bildpostkarten „gegen den Strich“ und stellt die Darstellungen fachkundig in den historischen und ideologischen Zusammenhang. Er zeigt, wie Afrika(ner) durch den kolonialen Blick des „weißen Mannes“ exotisiert, typisiert, trivialisiert, verdinglicht, für Werbezwecke oder Propaganda eingespannt wurden.
Dieser Band will dazu beitragen, rassistische Wahrnehmungsmuster aufzubrechen und stellt so den aus dem Kolonialzeitalter überkommenen weißen Blick in Frage.

 

Michael von Graffenried und Hans Ulrich Obrist
144 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
über graffenried@mvgphoto.com
18.- Euro

Das Kernstück des Katalogs "Obrist / Graffenried" ist das in den Büros der Londoner Serpentine Gallery statt gefundene Gespräch zwischen dem Kurator und dem Photokünstler. Der in der Szene der Gegenwartskunst weltweit hochangesehene Hans-Ulrich Obrist bringt den in Paris lebenden Michael von Graffenried zum Sprechen. Wir erfahren seine Gedanken und Methoden. Der 188-seitige Katalog versammelt zahlreiche Dokumente zu neun seiner Projekte mit den Titeln: Early Works, Guerre sans images, Sudan, Nackt im Paradies, Cocainelove, Our Town, Inside Cairo, London Calling und Eye on Africa. Neben dem Beschrieb der Projekte in deutsch, englich und französisch finden wir auf 188 Farbseiten im Format A4 Buch- und Illustriertendoppelseiten, Zeitungskritiken, Ausstellungsdokumentationen, Filmstills und ähnliches.